Indien setzt auf offene Standards

Die indische Regierung hat eine Richtlinie zum Einsatz offener Normen beim E-Government beschlossen, wonach Nutzungsrechte für relevante patentgeschützte Technologien vergütungsfrei gewährt werden sollen.

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Die indische Regierung hat eine Richtlinie (PDF-Datei) zum Einsatz offener Normen beim E-Government beschlossen. Ziel der Strategie ist es, den Bürgern des Subkontinents alle Regierungsdienste vor Ort anzubieten und dabei deren "Effizienz, Transparenz und Zuverlässigkeit" sicherzustellen. Dafür sei neben der behördlichen Zusammenarbeit die Integration von Informationen aus verschiedenen Abteilungen mit unterschiedlichen Computerplattformen nötig, was am besten mit offenen Standards zu verwirklichen sei.

Als "offen" soll eine Norm gelten, wenn ihre Spezifikation kostenfrei oder gegen eine kleine Gebühr abgegeben wird. Zudem sollen Nutzungsrechte für relevante patentgeschützte Technologien vergütungsfrei gewährt werden. In einem frühen Entwurf hatte es im gleichen Abschnitt noch geheißen, dass gegebenenfalls auch Techniken in Erwägung gezogen werden könnten, die unter "FRAND"-Bedingungen lizenziert werden ("Fair, Reasonable And Non-Discriminatory"). Vertreter der indischen Open-Source-Szene begrüßen die klarere und "ausgewogenere" Fassung der verabschiedeten Richtlinie.

Ganz hält die Strategie FRAND-Lizenzen aber nicht außen vor. So können Verwaltungen diese Bedingungen für eine Überbrückungszeit akzeptieren, falls derzeit keine Norm vorhanden ist, die die eigentlichen Anforderungen erfüllt. In der EU dauert der Lobby-Streit um eine Definition offener Standards derweil noch an. Zuletzt warf die Free Software Foundation Europe (FSFE) der Business Software Alliance (BSA) im Oktober vor, mit ihrer Forderung, auch patentgeschützte Erfindungen in offene Normen einzuschließen, Innovation und Wettbewerb zu behindern. Konkret geht es um die Überarbeitung des European Interoperability Framework (EIF), einem Rahmenwerk zur Herstellung von Interoperabilität bei E-Government-Diensten. (vbr)