Infineon-Chefkontrolleur Kley vor schwieriger Sitzung

Der 65-jährige Infineon-Aufsichtsratsvorsitzende Max Dietrich Kley steht angesichts des Schmiergeldskandals bei Infineon seit Tagen im Kreuzfeuer der Kritik.

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Von
  • Axel Höpner
  • dpa

Im Schmiergeldskandal bei Infineon muss sich Chefkontrolleur Max Dietrich Kley auf eine schwierige Aufsichtsratssitzung einstellen. "Kley wird sich sicherlich eine Menge Fragen anhören müssen", sagt ein Aufsichtsrat mit Blick auf die Sitzung am Donnerstag (28. Juli). Zwar sei nachvollziehbar, dass Kley trotz des Schmiergeldverdachts nach intensiven internen Untersuchungen keine weiteren Schritte gegen den inzwischen zurückgetretenen Vorstand Andreas von Zitzewitz unternommen habe. Dennoch gebe es in der Affäre noch viele Unstimmigkeiten.

Der 65-jährige Kley steht seit Tagen im Kreuzfeuer der Kritik. Er hatte eingeräumt, dass er bereits vor mehr als einem Jahr über die Schmiergeldvorwürfe gegen Zitzewitz informiert wurde. Zudem attackierte er in ungewöhnlicher Weise Ex-Vorstandschef Ulrich Schumacher, obwohl der nach bisherigem Stand der Dinge mit der Korruptionsaffäre nichts zu tun hat. Schumacher habe Schlafstörungen gehabt, bekundete Kley öffentlich. Deshalb sei er schon mehr als ein Jahr lang auf der Suche nach einem Nachfolger gewesen. Für Zitzewitz, der laut Staatsanwaltschaft 259.000 Euro Schmiergeld kassiert hat, hatte Kley im Interview mit der FAZ dagegen noch immer auch lobende Worte parat. "Herr von Zitzewitz war schließlich vor allem für die jungen Mitarbeiter, die er gut förderte, ein Vorbild. Er hat sich auch große Verdienste um das Unternehmen erworben."

Der frühere BASF-Finanzvorstand Kley war dem Vernehmen nach im Sommer 2002 auch auf Betreiben des Großaktionärs Siemens Aufsichtsratschef von Infineon geworden, um ein Gegengewicht zum streitbaren Schumacher zu schaffen. Nach dem Rausschmiss Schumachers im Frühjahr 2004 übernahm Kley für fünf Monate den Vorstandsvorsitz kommissarisch selbst. Dabei machte er nach Einschätzung in der Branche einen guten Job. In der Interimszeit wurden wichtige Entscheidungen wie die Investition in ein Werk in den USA nicht aufgeschoben, die Nachfolgersuche lief im Verborgenen ab und in Conti-Vize Wolfgang Ziebart wurde ein anerkannter Manager als Vorstandsvorsitzender gefunden.

Inzwischen aber ist viel Porzellan zerschlagen worden. "Man kann bei einem Unternehmen, das in einer so schwierigen Phase ist, kein Vertrauen gewinnen, wenn man eine Art Vertuschungsstrategie fährt", kritisierte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Inzwischen will auch Infineon seine Kontrollmechanismen auf den Prüfstand stellen. Aus Aufsichtsratskreisen heißt es, das Gremium sei möglicherweise nicht detailliert genug über die Vorwürfe gegen Zitzewitz und über die Ergebnisse der Untersuchungen informiert worden. Kley stehe nicht unbedingt für große Transparenz.

Zudem wird Kley von mehreren Beteiligten vorgeworfen, sich auf der Hauptversammlung 2004 demonstrativ hinter Schumacher gestellt zu haben, obwohl er nach eigenen Angaben längst auf der Suche nach einem Nachfolger war. Der Vorstand habe Außerordentliches geleistet, sagte Kley damals. Die jetzigen Attacken gegen Schumacher stoßen nicht nur deshalb bei vielen auf Unverständnis. Kley reagiere auf Kritik an seiner Person empfindlich, daher seien womöglich die Nerven mit ihm durchgegangen, vermutet einer bei einem Unternehmen, bei dem Kley auch engagiert ist. "Wenn man Kley als selbstverliebt bezeichnet, ist das sehr vorsichtig formuliert."

Kley hatte nach dem Jurastudium in München, Heidelberg, Paris und Göttingen seine Karriere 1969 in der Rechtsabteilung von BASF begonnen. 1977 übernahm er die Leitung der Steuerabteilung, später war er Grubenvorstand und Leiter des Unternehmensbereichs Energie und Kohle. Seit 1990 gehörte er dem BASF-Vorstand an. Derzeit ist er als Aufsichtsrat bei BASF, der HypoVereinsbank, SGL Carbon (Vorsitz), der Schott AG und bei HeidelbergCement aktiv. Zudem ist er unter anderem Präsident des Deutschen Aktieninstituts. Die derzeitige Affäre bei Infineon wird auch bei den anderen Unternehmen genau beobachtet. So sollen Kleys Chancen gesunken sein, nach der Übernahme der HVB in den UniCredit-Aufsichtsrat einzuziehen.

Den Rücktritt Kleys hat bisher noch niemand öffentlich gefordert. Ob sich der Aufsichtsratsvorsitzende halten kann, wird vor allem von Siemens abhängen, noch immer größter Anteilseigner bei Infineon. Dem Vernehmen nach steht Siemens derzeit weiter hinter Kley. (Axel Höpner, dpa) / (jk)