Infineon im Abschwung der Halbleiter-Industrie

Mitten im Abschwung der Halbleiterindustrie versucht der neue Infineon-Chef Wolfgang Ziebart das Unternehmen auf Profit zu trimmen.

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  • dpa

Mitten im Abschwung der Halbleiterindustrie versucht der neue Infineon-Chef Wolfgang Ziebart die Verlustbringer bei Europas größter Halbleiterfirma in den Griff zu bekommen und das Unternehmen auf Profit zu trimmen. "Ziebart ackert sich durch das Unternehmen durch. Er macht eine richtige Kärrnerarbeit", sagt Aufsichtsrat Dieter Scheitor von der IG Metall. Dennoch wird auch Ziebart bei Vorlage der Zahlen für das abgelaufene Quartal am kommenden Dienstag (26. April) nicht glänzen können. Die leidgeprüften Infineon-Anleger müssen sich nach Einschätzung von Analysten sogar auf neue Verluste einstellen.

Nach Milliardenverlusten hatte Infineon im jüngsten Halbleiter-Boom nur wenig Geld verdient. Seither haben sich die Rahmenbedingungen in der weltweiten Chipindustrie verschlechtert. "Wir sind in der Halbleiterbranche mitten im Abschwung", sagt Analyst Theo Kitz vom Bankhaus Merck Finck. Wegen des Preisverfalls bei Speicherchips und Restrukturierungskosten in der drahtgebundenen Kommunikationen wird Infineon nach seiner Einschätzung im Quartal rote Zahlen schreiben.

Das sehen andere Branchenexperten genauso. Von der Finanznachrichten-Agentur dpa-AFX befragte Analysten prognostizieren im Schnitt einen Quartals-Fehlbetrag von 24 Millionen Euro nach einem Überschuss von 39 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz dürfte den Schätzungen zufolge von 1,67 auf 1,62 Milliarden Euro gesunken sein.

Der frühere Conti-Vize Ziebart hatte im Herbst die Nachfolge des abgelösten Vorstandschefs Ulrich Schumacher angetreten. Der ganz große strategische Schritt ist bisher ausgeblieben. So will Ziebart zum Beispiel an der Speicherchip-Sparte festhalten, die in den vergangenen Jahren für einen Großteil der Verluste verantwortlich war und in einem harten Wettbewerb steht. Stattdessen setzt Ziebart darauf, jedes einzelne Segment genau unter die Lupe zu nehmen, bei Bedarf zu sanieren oder notfalls abzustoßen. Bei der IG Metall sorgte vor allem die Ankündigung für Ärger, das Münchner Werk zu schließen. Hier wollen die Arbeitnehmer Widerstand leisten, ansonsten hat sich das Verhältnis zwischen Management und Gewerkschaft aber deutlich entspannt. Schumacher hatte unter anderem mit seiner Drohung, den Konzernsitz in die Schweiz zu verlagern, tiefe Gräben aufgerissen.

Ziebarts Politik der kleinen Schritte wird in der Branche auch mit Skepsis verfolgt. "Infineon kommt unter Ziebart auch nicht richtig auf die FĂĽĂźe", meint ein Unternehmenskenner. Der Vorstandsvorsitzende selbst ist dagegen zuversichtlich. "Wir haben sehr gute Chancen." Infineon habe schon viele Schritte hinter sich gebracht und sei so auf den Abschwung besser vorbereitet als viele Wettbewerber. (dpa) (gr)