Infineon legt erste Boards mit kompostierbaren Platinen auf

PCBs aus Natur- statt Glasfaser sollen die Umwelt schonen. Infineon baut jetzt erste Demo- und Evaluierungsboards mit solchen Platinen.

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Ein Infineon-Board zur Veranschaulichung des Naturfasermaterials, nach dem Eintauchen in heißes Wasser.

(Bild: Infineon)

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Der deutsche Hersteller Infineon experimentiert mit kompostierbaren Platinen. Erste Demo- und Evaluierungsboards verwenden sogenannte Soluboards des britischen Start-ups Jiva Materials, die aus Naturfasern bestehen, vornehmlich Jute.

Jiva verklebt die Naturfasern mit einem halogenfreien Polymer. In heißem Wasser löst sich das Polymer auf; die Fasern springen auseinander und lassen sich anschließend kompostieren. Die verbleibende Lösung soll sich über normale Wasseranlagen aufbereiten lassen.

Durch das Auflösen einer Soluboard-Leiterplatte können laut Hersteller 90 Prozent der Komponenten zurückgewonnen und dann entweder wiederverwendet oder recycelt werden. Elektrische Schaltkreise entstehen wie bei normalen PCBs, etwa durch Kupfersintern oder das Aufätzen von Kupferfolie.

Das Board aus dem Aufmacherbild vor dem Entfernen der elektronischen Komponenten und Eintauchen in heißes Wasser.

(Bild: Infineon)

Infineon spricht zwar von einem "wichtigen Schritt in Richtung grüner Zukunft", allerdings hat die Umstellung im derzeitigen Maßstab kaum Auswirkungen auf die Bilanz: Die Firma hat bisher drei verschiedene Demo-Boards mit Soluboard-Platinen aufgelegt und davon gut 500 Stück produziert. Infineon prüft laut eigenen Aussagen aber auch die Möglichkeit, die Naturfaser-PCBs für alle Boards zu verwenden.

Abseits der Möglichkeit zum Recyclen sollen sich Naturfaser-PCBs umweltschonender herstellen lassen. Laut Jiva erzeugt die Produktion eines Quadratmeters Soluboard einen CO₂-Fußabdruck von 7,1 kg. Normale PCBs kämen auf 17,7 kg – das entspräche einer Reduktion von etwa 60 Prozent. Bisherige PCBs bestehen aus Glasfasern, die mit Epoxidharz verklebt werden. Dieser Verbund heißt FR-4. Die CO₂-Ersparnis entsteht laut Herstellerangabe maßgeblich durch eine Reduktion der Masse: Soluboard kommt auf 1,35 Gramm pro Kubikzentimeter, Glasfaser-PCBs auf 2 Gramm.

Eine öffentliche technische Dokumentation gibt es bislang nicht. In einer FAQ schreibt Jiva unter anderem, dass die eigenen Naturfaser-PCBs auch hoher Luftfeuchtigkeit standhalten sollen.

(mma)