Infomatec-Prozess: Verteidigung fordert Freispruch des Ex-Managers

Infomatec entwickelte unter anderem Software für interaktives Fernsehen und zum Betrieb von Settop-Boxen für das Surfen per Fernseher. Ex-Vorstandsmitglied Häfele werden Insiderhandel und Kursbetrug vorgeworfen.

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  • dpa

Im Infomatec-Betrugsprozess hat die Verteidigung einen Freispruch für Ex-Vorstandsmitglied Alexander Häfele gefordert. Gleichzeitig beantragten die Verteidiger am Dienstag vor dem Augsburger Landgericht, weitere Zeugen zu laden, falls das Gericht eine Verurteilung in Erwägung ziehen sollte. Die Staatsanwaltschaft hatte auf drei Jahre Haft wegen Insiderhandels und Kursbetrugs plädiert. Das Urteil wird am kommenden Donnerstag erwartet. Infomatec entwickelte unter anderem Software für interaktives Fernsehen und zum Betrieb von Settop-Boxen für das Surfen per Fernseher.

Häfele soll nach Auffassung der Anklage den Aktienkurs des Neue-Markt-Unternehmens Infomatec erst mit falschen Ad-hoc-Meldungen in die Höhe getrieben und dann durch den Verkauf eigener Aktienpakete rund 15 Millionen Euro Gewinn gemacht haben. Der Schaden für die Anleger wird auf rund 250 Millionen Euro geschätzt. Der mitangeklagte Infomatec-Gründer Gerhard Harlos war im November 2003 nach einem Teilgeständnis wegen Insiderhandels zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe und zu einer Geldstrafe in Höhe von 9000 Euro verurteilt worden.

Häfeles Verteidiger lehnen eine solche Verständigung der Verfahrensbeteiligten auf ein mildes Urteil bei einem Geständnis ab und wollen einen Freispruch erreichen. Einen Insiderhandel habe es nicht gegeben, weil die "Bereichsöffentlichkeit" durch Mitteilungen informiert gewesen sei. Häfele habe die Aktientransaktion nicht auf Grund von Insiderwissen vorgenommen. Außerdem sei der Vorwurf des Kursbetruges nicht zu halten, "da keine Manipulationsabsichten oder egoistischen Tendenzen" zu erkennen seien. Schließlich habe Infomatec nach den Geschäften noch erhebliche Kosten tragen müssen. "Es wäre doch idiotisch, erst den Markt zu betrügen und hinterher das Geld wieder zum Fenster rauszuschmeißen", erklärte die Verteidigung Häfeles.

Auch die angebliche Verbreitung falscher Ad-hoc-Meldungen durch den ehemaligen Infomatec-Vorstand wies die Verteidigung zurück. In einer Mitteilung, in der das Unternehmen ein Millionengeschäft angekündigt hatte, sei lediglich von einem "Rahmenvertrag" gesprochen worden. Dies sei nur als Option auf den Verkauf größerer Stückzahlen zu verstehen gewesen. Tatsächlich sei geplant gewesen, "100.000 Boxen zur Verbindung von Internet und Fernsehen an den Mann zu bringen", erklärte die Verteidigung. Allerdings waren nur 14.000 Boxen fest bestellt. Nachdem die Regulierungsbehörde das Gerät wegen zu hoher Strahlungen verboten habe, sei das geplante Großgeschäft nicht zu Stande gekommen.

Der Zusammenbruch der Infomatec war eine der ersten Pleiten am Neuen Markt nach dem Aktienboom vor mehr als drei Jahren. Die Infomatec-Aktie war zunächst von 27 Euro auf den damaligen Höchststand von über 290 Euro gestiegen und schließlich auf 4 Cent abgestürzt. Das Unternehmen musste Insolvenz anmelden. (dpa) / (jk)