Ex-Infomatec-Vorstand Harlos zu Bewährungsstrafe verurteilt

Der ehemalige Manager des Software-Unternehmens hatte den illegalen Insiderhandel gestanden, bei dem er über 15 Millionen Euro erlöst hatte.

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  • dpa

Im Infomatec-Betrugsprozess ist der angeklagte Ex-Vorstand Gerhard Harlos (42) am Donnerstag vom Landgericht Augsburg wegen Insiderhandels zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren und einer Geldstrafe in Höhe von 9000 Euro verurteilt worden. Der Haftbefehl gegen den Verurteilten wurde aufgehoben. Harlos muss zusätzlich 3000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung zahlen. Vermögenswerte in Höhe von 380.000 Euro, darunter eine 100.000 Euro teure Luxuslimousine, wurden einbehalten. Gegen Harlos ist in Frankfurt ein Zivilverfahren auf Schadensersatz in Höhe von 1,3 Millionen Euro anhängig.

Das Gericht folgte mit dem Strafmaß einer Absprache zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung. Harlos hatte den illegalen Insiderhandel gestanden, bei dem er über 15 Millionen Euro erlöst hatte. Die Vorwürfe des Kapitalanlage- und Kursbetrugs waren im Gegenzug fallen gelassen worden.

Staatsanwaltschaft und Verteidigung hatten den Deal als vertretbar, fair und gerecht bezeichnet. Harlos habe mit seinem Geständnis die "Mauer des Schweigens" durchbrochen und sei deshalb in die "Gnade der Strafreduzierung" gekommen, sagte der Staatsanwalt in seinem Plädoyer. Eine Haftstrafe wäre nach seiner Einschätzung ansonsten eigentlich dringend notwendig gewesen. Wegen des Geständnisses und einer nicht zu befürchtenden Tatwiederholung sei Harlos die Bewährungsstrafe als Chance für eine Wiedergutmachung des Schadens gewährt worden. Die Verteidigung hatte auf die hohe familiäre, wirtschaftliche und persönliche Belastung des Verurteilten durch das langwierige Verfahren hingewiesen. Harlos hatte rund sechs Monate in Untersuchungshaft gesessen. Das auf der Absprache beruhende Urteil dient nach Auffassung der Verteidigung dem "Rechtsfrieden".

Der Zusammenbruch der Firma Infomatec, die unter anderem Software zum Betrieb von Settop-Boxen für das Surfen per Fernseher produzierte, war eine der ersten Pleiten am Neuen Markt nach dem Aktienboom vor drei Jahren. Die Infomatec-Aktie war zunächst von 27 Euro auf den damaligen Höchststand von über 290 Euro gestiegen und schließlich auf 4 Euro-Cent abgestürzt. Das Unternehmen musste Insolvenz anmelden und befindet sich zurzeit in Liquidation. Harlos war im August 2001 vom Insolvenzverwalter als unbezahlter Vorstand in das Unternehmen zurück berufen worden.

Den Zusammenbruch von Infomatec sollen die beiden Harlos und Alexander Häfele laut Anklageschrift durch Gründungsschwindel, Kapitalanlage- und Kursbetrug sowie Insiderhandel mitbewirkt haben. Beide hatten 21 Verhandlungstage dazu beharrlich geschwiegen, bis Harlos nach der Absprache bereit war, den Insiderhandel einzuräumen. Wegen der schwierigen Beweislage und unterschiedlicher Gutachteraussagen hatte das Gericht die Vorwürfe gegen Harlos auf den Insiderhandel reduziert. Das Verfahren von Häfele wurde abgetrennt. Dieser beharrt auf Freispruch. Gegen ihn wird weiter verhandelt. (dpa) / (jk)