Infomatec beantragt Insolvenzverfahren

Der krisengeschüttelte Software-Konzern Infomatec ist zahlungsunfähig.

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  • dpa

Der krisengeschüttelte Software-Konzern Infomatec ist zahlungsunfähig. Wegen der fehlenden liquiden Mittel sei beim Amtsgericht Augsburg die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt worden, teilte die Infomatec Integrated Informations Systems AG (Gersthofen bei Augsburg) am Mittwoch mit.

Damit drohe dem Unternehmen wie bereits mehreren anderen Firmen des Neuen Markts die Pleite. Der Aktienkurs brach um zwischenzeitlich 22 Prozent auf 0,80 Euro ein.

Im Moment werde mit potenziellen Investoren verhandelt, die Geld in das Unternehmen stecken wollten, sagte ein Unternehmenssprecher. Infomatec beziffert seine derzeitigen Kosten auf 1,3 bis 1,4 Millionen Euro (2,7 Millionen Mark) monatlich. Die 114 Beschäftigten hätten ihr letztes Gehalt nicht bekommen. An Entlassungen sei derzeit aber nicht gedacht.

Die früheren Vorstände Gerhard Harlos und Alexander Häfele saßen im Zuge der Krise rund sechs Monate lang in Untersuchungshaft. Die Augsburger Staatsanwaltschaft verdächtigt sie des verbotenen Insiderhandels und der Kursmanipulation. In der vergangenen Woche wurden die beiden gegen Zahlung einer Kaution freigelassen.

Infomatec war im Jahr 2000 tief in die roten Zahlen gerutscht. Der Konzern hatte einen Jahresfehlbetrag von 103 Millionen Euro und ein operatives Ergebnis vor Steuern von minus 65,5 Millionen Euro. Der Umsatz im Jahr 2000 lag bei 21,6 Millionen Euro. Die Höhe der Verbindlichkeiten lag nach Auskunft des Firmensprechers am Jahresende bei 14 Millionen Euro.

Vor rund einem Jahr senkte Infomatec die Zahl seiner Beschäftigten von 681 auf 114 und trennte sich von zahlreichen Unternehmen und Beteiligten, um sich auf sein Kerngeschäft mit interaktivem Fernsehen zu konzentrieren. Im März 2001 spülte das Unternehmen über eine Kapitalerhöhung Geld in die Kassen. Die neuen Aktien übernahm ein Investor vollständig.

Zur Zukunft des Unternehmens wollte sich der Sprecher nicht äußern. Infomatec versuche jedoch, neue Aufträge an Land zu ziehen. So seien bereits für sieben Millionen US-Dollar 45.000 so genannte Surf-Stations verkauft worden. Die Geräte zum Internet-Surfen über den Fernseher würden am 1. Juni ausgeliefert. Einen Insolvenzverwalter will Infomatec nicht. Stattdessen sei beim Amtsgericht Augsburg beantragt worden, Eigenverwaltung anzuordnen. (dpa) / ()