Informatikstudium überfüllt

Die Informatikstudiengänge platzen an vielen deutschen Universitäten aus allen Nähten. Zwei bis drei Erstsemester auf einem Studienplatz werden im kommenden Wintersemester keine Ausnahme sein.

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Von
  • Sabine Preisler

Die Informatikstudiengänge platzen an vielen deutschen Universitäten aus allen Nähten – Politik und Wirtschaft haben erfolgreich die Werbetrommel für IT-Berufe gerührt. Nach Stagnation und Einbruch bis Mitte der 90er Jahre hat sich die Zahl der Studienbewerber zum Wintersemester 2000/2001 an vielen Fachhochschulen und Universitäten im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. Mit den Folgen des erfreulichen Trends haben viele Hochschulen jetzt jedoch zu kämpfen.

Mit der TU Berlin führte die erste Universität einen Numerus Clausus für das Informatikstudium ein. Im Regelfall versagen die Universitäten (im Unterschied zu Fachhochschulen) allerdings keinem angehenden Informatiker den Studienbeginn. Ob Karlsruhe, Aachen oder TU München: Die Unis bemühen sich wacker, Herr des Ansturms zu werden. "Wir hatten zum vergangenen Wintersemester rund 600 Neuanfänger, jetzt rechnen wir bei 1250 Bewerbungen mit 1000 Studenten, die tatsächlich starten wollen", erklärte Arndt Bode, Vizepräsident der TU München. "Die Situation ist angesichts einer Kapazität von 350 Plätzen schwierig. Aber es wäre noch schwieriger, junge Bewerber, die sich jetzt Gott sei Dank für die Informatik entscheiden, zurückzuweisen." In München wird die Zahl der Lehrstühle mit Drittmitteln und Überbrückungsgeldern der High-Tech-Offensive des Landes von 13 auf 19 ausgebaut.

Auch Niedersachsens Wissenschaftsminister legte im August 7,6 Millionen Mark für ein Informatikprogramm nach dem Motto "Wir schicken niemanden nach Hause" auf den Tisch. Nordrhein-Westfalen erlebt einen ähnlichen Ansturm: "Unsere Prognose liegt bei 1000 Neuanfängern bei einer Kapazität von 350 Plätzen", sagt Dekanatsgeschäftsführer Hans Decker von der Uni Dortmund. Der größte Hörsaal fasst allerdings nur 700 Menschen. "Wir denken schon über Videoübertragung nach." (Sabine Preisler) (ts)