"Informeller Boykott" von Apple-Produkten in China

Analysten zufolge wenden sich Kunden im Reich der Mitte verstärkt Xiaomi oder Samsung zu. Plattformen wie WeChat vereinfachen das.

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Apple und China Mobile

Logos von Apple und China Mobile in Peking an einem Telefongeschäft.

(Bild: dpa, Adrian Bradshaw/Archiv)

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Apples iPhone-Krise in China könnte über einen längeren Zeitraum andauern. Das vermuten zumindest die Analysten des Bankhauses Bank of America Merrill Lynch (BAML). WIe die Wirtschaftswissenschaftler Ethan Harris und Aditya Bhave in einer der Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg vorliegenden Investorennotiz schreiben, komme es in dem Land zu einem "informellen Boykott" von US-Produkten, zu denen insbesondere das iPhone zählen soll. Insgesamt zeigten Kunden, die ihr Gerät aktualisieren wollten, ein größeres Interesse an anderen Marken wie Xiaomi aus China oder Samsung aus Südkorea. Ein Wechsel zu neuen Geräten ist auf dem chinesischen Markt oft einfacher möglich als in anderen Regionen: Viele User nutzen Plattformen wie WeChat, die ein komplettes Ökosystem samt Mini-Apps darstellen und auf iPhone und Android gleich aussehen.

Apple hatte Anfang des Jahres eine außergewöhnliche Umsatzwarnung herausgeben müssen, weil das iPhone-Geschäft schlechter läuft als angenommen. Dafür soll laut Konzernchef Tim Cook "zu mehr als 100 Prozent" der chinesische Markt verantwortlich sein. Makroökonomische Faktoren fielen demnach deutlich schlechter aus als von Apple vorhergesehen. Hinzu kommt der Handelskrieg zwischen den USA und China.

Dass es in China zu einer Art Apple-Boykott gekommen sein könnte, wird auch schon im Zusammenhang mit der Affäre um eine Managerin des Telekomriesen Huawei, der selbst Smartphones herstellt, kolportiert. Meng Wanzhou, Chief Financial Officer des Unternehmens und Tochter des Firmengründers Ren Zhengfei, war in Kanada auf Druck der USA festgenommen worden, weil Huawei angeblich gegen Sanktionsauflagen der Vereinigten Staaten verstoßen hat. Verschiedene Unternehmen in China selbst fordern seither ihre Mitarbeiter auf, Huawei-Produkte statt Apple-Hardware zu kaufen und versüßen den Umstieg mit Rabatten oder Subventionen.

"Die Verkäufe von Apple könnten auch unter einer grundsätzlich Umstellung der chinesischen Nachfrage weg von US-Produkten leiden", schreiben die BAML-Analysten weiter. Im Mobilfunkmarkt könnten sich die "Nebenwirkungen aus der Politik" besonders deutlich zeigen.

Allerdings leidet nicht nur Apple an einem erlahmenden Smartphone-Geschäft. So erweisen sich auch die Zahlen von Samsung als auch die von LG als schlechter als gedacht. So erwartet Samsung aufgrund einer schwächelnden Nachfrage nach Speicherchips sowie einem schärferen Wettbewerb im Mobilfunksektor einen Rückgang beim operativen Gewinn im vierten Quartal 2018 um 29 Prozent. (bsc)