Initiative macht sich fĂĽr Funk-DSL stark
Die Airdata AG verlangt von der Regulierungsbehörde stabile Rahmenbedingungen für drahtlose Breitbandanschlüsse im Ortsnetz.
Interessenten für Breitband-Anschlüsse in den Berliner Stadtteilen Friedrichshain und Hohenschönhausen lebten bisher in einer "DSL-freien Zone": Die Anfang der neunziger Jahre verlegten, hochmodernen Glasfaser-Zugangsnetze der Telekom waren nicht für die DSL-Versorgung ausgelegt und sind nur aufwendig nachzurüsten. Nun soll den Kunden eine Alternative zum Festnetz zur Verfügung stehen: Der Berliner Internet-Provider DNS:NET nahm heute in Kooperation mit dem Stuttgarter Funkzugangsnetz-Betreiber Airdata AG zwei weitere Wireless Local Loops (WLL) in Betrieb.
Das Funknetz basiert auf dem UMTS-TDD-Standard (Time Division Duplex), operiert im 2,6-GHz-Band und ermöglicht den Teilnehmern Internetanschlüsse mit nahezu DSL-Geschwindigkeit. Für eine Monatspauschale von 49,90 Euro können die DNS:NET-Kunden mit 1024 kBit/s im Downstream und 128 kBit/s im Upstream ohne Zeit- und Volumenbegrenzung im Internet surfen. Für 29,90 Euro wird eine abgespeckte Variante mit doppelter ISDN-Geschwindigkeit im Downstream und einfacher ISDN-Geschwindigkeit im Upstream angeboten. Hinzu kommen die einmalige Anschlussgebühr von 99 Euro sowie 199 Euro für den PCMCIA-Adapter oder 149 Euro für das externe Funkmodem, das über ein Ethernetkabel an den Laptop angeschlossen wird.
Bei dem Angebot unter dem Produktnamen "PortableDSL" handelt es sich um einen so genannten "entbündelten Zugang" ins Internet, der nicht an den Abschluss eines Handy-Vertrages gekoppelt ist. Airdata und DNS:NET versorgen bereits seit dem Herbst vergangenen Jahres das Stadtgebiet im Bezirk Berlin-Mitte rund um den Alexanderplatz sowie Teile von Prenzlauer Berg mit den schnellen Internetzugängen. Die Funkmodems, die den Zugang mit einer UMTS-SIM-Karte verwalten, lassen sich auch in den anderen Städten nutzen, in denen Airdata Funkzugangsnetze aufgebaut hat. Bislang sind das Stuttgart und Bensberg bei Köln.
Das Unternehmen besitzt aber WLL-Lizenzen für 34 Versorgungsgebiete in der Bundesrepublik und könnte damit nach eigenen Angaben in sechs bis acht Monaten 30 Ballungsräume erschließen. Insgesamt 100 Millionen Euro stehen für die Investitionen bereit. Allerdings ist die Frequenzzuteilung nur bis Ende 2007 gesichert. Deshalb stellte Airdata heute die gemeinsam mit den Partnern DNS:NET, dem Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) und der Telefonica Deutschland GmbH gegründete Initiative "Deutschland will!" vor. Deren Schirmherr ist der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete und ehemalige Vorsitzende des Beirats der für die Frequenzvergabe zuständigen Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP), Elmar Müller.
Die Initiative wirft der RegTP vor, die neue Technik bürokratisch auszubremsen und sich bisher nicht eindeutig geäußert zu haben, welche Kriterien für eine Verlängerung der Lizenzen entscheidend sind. "Wir stehen Gewehr bei Fuß", erklärte Airdata-Vorstand Christian Hoening, "sobald wir verlässlich die Verlängerung der Lizenzen geklärt haben, legen wir los." Zugleich übte er heftige Kritik an der in der letzten Woche bekannt gewordenen Strategie der Deutschen Telekom, sich den DSL-Ausbau in ländlichen Regionen, wo die DSL-Versorgung von rund zwei Millionen Haushalten und Unternehmen bisher als "wirtschaftlich nicht vertretbar" galt, von den betroffenen Kommunen subventionieren zu lassen. "In einer Situation, in der alternative Infrastrukturen gerade im Entstehen sind", betonte Hoening, würden durch solch eine Subventionierung des marktbeherrschenden Unternehmens mit Steuergeldern "alternative Breitbandangebote im Keim erstickt". (Richard Sietmann) / (jk)