Insider: Apple vernachlässigt Bug-Reports
Mitarbeiter hätten zu wenig Zeit und Anreiz, um die Flut an Fehlerberichten zu bewältigen, sagt ein ehemaliger Apple-Entwickler. Viele Bugs würden offenbleiben.
Apples Handhabung von Fehlerberichten zu iOS und macOS befindet sich inzwischen in einem "traurigen Zustand". Das sagt Corbin Dunn, der über 10 Jahre als Cocoa-Entwickler bei Apple gearbeitet hat. Die von Entwicklern gemeldeten Bugs würden zwar alle geöffnet und an das jeweils zuständige interne Team weitergeleitet, doch von da könne es "schnell bergab gehen". Viele der Apple-Teams würden nur über "ein bis zwei" für die Qualitätssicherung zuständige Entwickler verfügen, welche die Flut an Berichten kaum bewältigen könnten.
Dies habe zur Folge, dass vielen Bugs nur eine sehr geringe Prioritätsstufe zugewiesen werde und Fehlerberichte über Wochen oder Monate erstmal liegengelassen würden, führt Dunn aus. Nur Bugs mit hoher Priorität ("1") würden meist behoben, solche mit niedrigerer Einstufung ("3" und "4") mitunter gar nicht.
Zu wenig Zeit und Anreiz, Bugs zu beheben
Im Idealfall lande ein Bug-Bericht letztlich beim zuständigen Entwickler, der an dem jeweiligen Code arbeitet. Bei geringer Prioritätsstufe bleibe dieser dann oft weiter liegen, da die meisten Mitarbeiter ihre Zeit lieber für die Umsetzung neuer Funktionen und die Beseitigung von als wichtig eingestuften Bugs verbringen, erklärt Dunn. Auch gebe es wenig Anreiz – und keine Vorgabe durch das Management –, zu prüfen, ob ein durchgeführter Bugfix tatsächlich funktioniere und das Problem damit gelöst sei.
Für Apple-Entwickler, die einen Bug intern melden, sei der Prozess bereits frustrierend, sie erhielten aber wenigstens Einblick in Priorität und Status eines Bugs, so Dunn. Externe iOS- und macOS-Entwickler bekämen hingegen praktisch keine Rückmeldung – sie sähen nur, wenn Bug-Berichte als Duplikate markiert oder geschlossen werden. Dies dürfte manchen Entwickler dazu bewogen haben, sich die Mühe zu sparen und auf Bug-Meldungen zu verzichten.
Massives Apple-Wachstum führte zu Flut an Bug-Berichten
Dunn glaubt, das Problem sei im Laufe der Zeit durch Apples Wachstum schlimmer geworden: Er habe einen Trend beobachtet, dass sich die Mitarbeiter immer weniger um Bugs kümmern. Er fordert, Apple müsse dafür sorgen, dass Bugs schneller gesichtet und besser eingestuft werden. Es müsse genug Zeit und Motivation vorhanden sein, um diese auch zu beseitigen – und das Ergebnis zu überprüfen.
Dritt-Entwickler klagen bereits seit langem über die intransparente Behandlung von Bugs und die lange Bearbeitungszeit. Vor kurzem versuchte eine Familie über Wochen, auf einen gravierenden FaceTime-Bug aufmerksam zu machen, der das Aktivieren des iPhone-Mikrofons aus der Ferne erlaubte. Sie wurde von Apple mehrfach vertröstet. Der Konzern reagierte erst nach massiver medialer Aufmerksamkeit – und versprach, diese Prozesse zu verbessern. (lbe)