Insolvenzverwalter von BenQ Mobile verklagt ehemalige Spitzenmanager

Insolvenzverwalter Martin Prager geht davon aus, dass dem Unternehmen schon fast sechs Monate vor der offiziellen Pleite das Geld ausging. Ehemalige Top-Manager sollen nun persönlich haften.

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Der Insolvenzverwalter des pleite gegangenen Handyherstellers BenQ Mobile hat laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung drei ehemalige taiwanische Spitzenmanager des Unternehmens verklagt. Prager fordert demnach von Ex-Geschäftsführer David Wang, vom damaligen BenQ-Finanzchef Alex Liou und dem früheren Vizechef des Gesamtkonzerns, Jerry Wang, jeweils 28 Millionen Euro Schadenersatz. Möglicherweise müssen weitere Ex-Manager mit Anzeigen rechnen, heißt es in dem Bericht. David Wang und Liou seien die Klagen bereits bei einem Deutschlandaufenthalt im vergangenen Jahr zugestellt worden. Die Klage gegen Jerry Wang müsse dagegen den Dienstweg über Gerichte und die Justizministerien in Deutschland und Taiwan gehen.

BenQ Mobile sei bereits zum 1. Mai 2006 zahlungsunfähig gewesen, dennoch seien zu Unrecht weiter Gelder aus dem Unternehmen abgeflossen, meint Prager laut dem Bericht. Der Verdacht, BenQ Mobile habe Finanzprobleme verschwiegen, werde offenbar durch vertrauliche E-Mails genährt, beispielsweise durch eine des Finanzchefs David Wang am 16. August 2006 an den Geschäftsführer des Handyherstellers, Clemens Joos. Nach außen hätten die Manager dagegen Durchhalteparolen ausgegeben und nach Bekanntgabe der Insolvenz Überraschung bekundet. Ob Prager auch an Joos Millionenforderungen stellt, blieb zunächst offen.

Qisda, wie BenQ heute heißt, wehrte sich laut dem Bericht gegen die Vorwürfe. Ein Qisda-Anwalt habe die Forderung zurückgewiesen, Manager sollten für umstrittene Finanztransaktionen haften. Die BenQ Mobile OHG sei in dem fraglichen Zeitraum nach den vorliegenden Unterlagen zahlungsfähig gewesen. Das Unternehmen habe über erhebliche Guthaben bei Banken, auf Konten und Ansprüche gegen Lieferanten verfügt.

Die Staatsanwaltschaft München verfolgt laut Süddeutsche Zeitung die Untersuchungen Pragers und will für eigene Ermittlungen auch auf dessen jüngste Erkenntnisse zurückgreifen. Bei den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Ex-Manager geht es demnach unter anderem um den Verdacht der Insolvenzverschleppung. Sie wolle auch klären, ob Manager schon lange vor der Pleite von gravierenden Finanzproblemen erfahren und die Zahlungsschwierigkeiten verschwiegen haben.

Siemens hatte seine Handy-Sparte Ende 2005 an BenQ verkauft. Knapp ein Jahr später drehte der neue Eigner aus Taiwan über Nacht den Geldhahn zu, das Unternehmen stellte einen Antrag auf Einleitung eines Insolvenzverfahrens. 3000 Menschen verloren ihren Arbeitsplatz. Neben ihnen gehören auch Unternehmen wie Chiphersteller Infineon oder der Handyzulieferer Balda zu den von der Insolvenz Betroffenen. (anw)