Instagram: Keine Schranken für dubiose Konten, die Kindern folgen

Test vom Wall Street Journal: Instagram zeigt Sexdarstellungen und normale Anzeigen, wenn man nur jungen Mädchen und Frauen folgt.

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Instagram-Logo

(Bild: Primakov/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Journalisten haben für das Wall Street Journal Instagram darauf getestet, wie die Algorithmen auf auffällige Konten reagieren, die Kindern folgen. Das Ergebnis ist ernüchternd, offensichtlich gibt es keinerlei Schranken oder Maßnahmen gegen die Konten. Ganz im Gegenteil werden ganz regulär auch die Anzeigen größter Unternehmen und Auftraggeber ausgespielt.

Instagram spielt ganz klassische Bilder und Reels, also kurze Videos, nach Präferenzen der Kontenbesitzer aus, sprich: Wer Sportkonten folgt, bekommt auch eher Sport-Inhalte angezeigt. Nun zeigt sich, wer besonders vielen jungen Mädchen folgt, Cheerleadern und kindlichen Influencern, bekommt ebenfalls auch vor allem von diesen Inhalten angezeigt. Laut WSJ reichte das aber auch von mindestens fragwürdigen Aufnahmen von Kindern bis zu sexuellen Darstellungen von Erwachsenen.

Die Journalisten haben mehrere Testkonten bei Instagram angelegt, weil ihnen auffiel, dass gerade Konten von jungen Personen auffällig viele männliche Follower zählen. Als sie diese genauer anschauten, bemerkten sie, dass neben dem Interesse an jungen Frauen oft auch Interesse an Konten mit Sex-Content bestand. Bei ihren Tests bekamen sie auch Werbung von Bumble angezeigt, einer Dating-App, die zwischen Videos mit einer Latexpuppe und von einem jungen, bauchfreien Mädchen ausgespielt wurde. Werbung von Pizza Hut lief direkt nach einem Kurzvideo, in dem ein Mann auf einem Bett lag, und ein laut Bildunterschrift 10-jähriges Mädchen im Arm hielt.

Meta soll auf die Vorwürfe gesagt haben, die Tests zeigten ein Verhalten, dass nicht der Mehrheit der Nutzerinnen und Nutzer entspricht. Warum die Algorithmen nicht irgendeine Form von Alarm schlagen, beantwortete man nicht. Stattdessen betonte ein Sprecher, es gäbe Werkzeuge, mit denen Werbetreibende besser kontrollieren könnten, in welchem Umfeld ihre Anzeigen ausgespielt würden. Videos, die gegen die Instagram-Richtlinien verstoßen, würden zudem gelöscht – das seien Millionen Videos im Monat.

Bereits im Sommer hatte das WSJ berichtet, dass es auf Instagram und Facebook große Communities gibt, bei denen es um pädophile Inhalte geht. Meta erklärte, es gäbe Untersuchungen dazu, Konten würden gelöscht.

Unterdessen soll die Match Group, die unter anderem die Dating-App Tinder anbieten, wegen der Erkenntnisse keine Anzeigen mehr in den Reels schalten. Disney versicherte dem WSJ, Meta Druck zu machen, bessere Sicherheitsfunktionen für Marken zu entwickeln.

Zuletzt war bekannt geworden, dass Instagram von Millionen minderjährigen und kindlichen Nutzerinnen und Nutzern wusste, sie jedoch gewähren ließ. Von ihnen wurden auch bewusst Daten gesammelt und ausgewertet. Ein Konto darf man eigentlich erst mit 13 Jahren haben. Für die Daten von unter 13-Jährigen gelten spezielle Datenschutzrichtlinien. Dass Instagram sich auch nicht rührte, wenn Konten von Kindern gemeldet wurden, ging aus einer Klage gegen Meta, den Mutterkonzern von Instagram, von mehreren US-Bundesstaaten hervor.

Weitere Vorwürfe aus der Klage lauten, Meta habe Kinder und Jugendliche bewusst manipuliert und versucht, diese süchtig zu machen und ihnen so zu schaden. Aus internen Dokumenten Metas – die auch aus den stammen – gehe hervor, dass Mark Zuckerberg erklärt habe, dass das Design der Plattformen "eine Schwachstelle in der menschlichen Psychologie ausnutzt", um Jugendliche über große Zeiträume auf der Plattform zu halten und immer wieder zurückzuholen.

(emw)