Intel-Aktie schießt nach TSMC-Gerüchten hoch

Die US-Regierung will angeblich, dass TSMC der Intel Foundry unter die Arme greift. Intel könnte demnach TSMC-Technik lizenzieren.

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Wafer mit Meteor-Lake-Dies

(Bild: c't)

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Geht es nach der US-Regierung, soll der weltweit führende Chipauftragsfertiger TSMC seine Präsenz in den Vereinigten Staaten ausbauen. Aus Fernost stammen Gerüchte, wonach TSMC drei Vorschläge von der US-Regierung für Chips "Made in America" erhalten haben soll.

Weil Intel davon maßgeblich profitieren könnte, schoss dessen Aktie seit Mittwoch um etwa 25 Prozent hoch. Intel steckt momentan in einer Krise, weil das Foundry-Geschäft nur schleppend anläuft. Im Jahr 2024 machte die Sparte 13,4 Milliarden US-Dollar Verlust.

Der am weitesten reichende Vorschlag soll ein Joint-Venture beinhalten, bei dem verschiedene Halbleiterfirmen, angeführt von TSMC, in Intels Chipfertigungssparte (Intel Foundry) investieren sollen. Laut den Quellen von Digitimes beinhaltet der Vorschlag einen Technologietransfer: Intel könnte Fertigungstechnik von TSMC lizenzieren und damit in den eigenen Halbleiterwerken Chips produzieren.

Sollte der eigene Fertigungsprozess Intel 18A die Erwartungen nicht erfüllen, hätte Intel damit einen Ausweichplan zur Produktion modernster Halbleiterbauelemente. TSMC könnte mit so einer Lizenz längerfristig Geld einnehmen, ohne das Finanzierungsrisiko weiterer Halbleiterwerke. Große Halbleiterwerke für die modernsten Fertigungsprozesse kosten heutzutage um die 20 Milliarden US-Dollar. Drei solcher US-Werke baut TSMC bereits bis 2030, noch mehr Werke würden ein Risiko darstellen, falls die Chipnachfrage einen Dämpfer bekommt.

Ein weiterer Punkt wären mögliche Vergeltungsmaßnahmen der USA, sollte TSMC Intel nicht unter die Arme greifen. Präsident Donald Trump kündigte kürzlich bereits Zölle auf taiwanische Chips an, die allerdings primär US-Firmen und -Kunden belasten würden. Zudem könnten die USA ihre militärischen Schutzversprechen Taiwans vor China an solche Hilfen koppeln.

Auf der anderen Seite müsste TSMC die Konsequenzen abwägen: Intel Foundry ist die größte potenzielle Konkurrenz für High-End-Halbleiter. Mit einer Lizenz könnte Intel von TSMCs Know-how lernen und die Lücke schließen.

Ein zweiter Vorschlag an TSMC sieht eigene Packaging-Werke in den USA vor. Die Firma könnte dann Chips in Arizona produzieren und diese direkt weiterverarbeiten. Bisher baut TSMC ausschließlich Halbleiterwerke zur Produktion von Chips, nicht aber zur weiteren Verarbeitung. Bei simplen Prozessoren kommt einfach nur ein Die auf einen Träger. Bei komplexeren Konstrukten werden mehrere Chips gestapelt oder nebeneinander auf einen Silizium-Interposer gesetzt – das nennt man Advanced Packaging.

Ob das sinnvoll wäre, bleibt allerdings fraglich: Erst im Oktober 2024 verkündete TSMC eine Partnerschaft mit dem US-Packaging-Dienstleister Amkor, der in einem eigenen US-Werk von TSMC produzierte Chips weiterverarbeiten will. Dabei geht es explizit auch um Advanced Packaging. Ein weiteres TSMC-Werk für Chips "Made in America" wäre also gar nicht notwendig.

Ein dritter Vorschlag sieht eine weitere Kooperationsform zwischen TSMC und der Intel Foundry vor. Demnach könnte Intel von TSMC hergestellte Chips in den eigenen Advanced-Packaging-Anlagen weiterverarbeiten, die für US-Kunden wie AMD, Apple und Nvidia gedacht sind. Intels Expertise in diesem Feld ist TSMCs ebenbürtig.

(mma)