Intel-Anteil am Chip-Markt schrumpfte

Der weltweite Absatz von Chips wuchs im Jahr 2000 um 31 Prozent auf ein Volumen von 222,1 Milliarden US-Dollar.

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Die erste Analyse des im vergangenen Jahr stürmischen Halbleitermarktes legten die Marktforscher von Dataquest vor. Demnach wuchs der weltweite Absatz von Chips um 31 Prozent auf ein Volumen von 222,1 Milliarden US-Dollar. Das Ergebnis hatten die Dataquest-Forscher bereits im Mai 2000 prognostiziert, diese Voraussage allerdings im Oktober um mehr als fünf Prozentpunkte nach oben korrigiert. Im Herbst war bereits ein deutlicher Abschwung der Aktienkurse der Halbleiterhersteller im Gange.

Der Verband der US-Halbleiterfirmen, SIA, sieht den Chip-Weltmarkt etwas anders. Dort hat man zwar den endgültigen Bericht für das Jahr 2000 noch nicht fertig, doch sieht die SIA bei einem Marktvolumen von knapp über 200 Milliarden US-Dollar ein Wachstum von 37 Prozent im Vergleich zu 1999. Dataquest und SIA ermitteln die Daten für ihre jeweiligen Analysen offenbar unterschiedlich.

Nach Dataquest gab es 2000 leichte Veränderungen in der Rangordnung der nach Umsatz weltweit größten Chip-Produzenten. Nach wie vor führt Intel diese Liste an, hält aber mit 13,4 Prozent einen um 2,4 Punkte geringeren Marktanteil als noch 1999. Das liegt hauptsächlich daran, dass Intel den Verkauf nur um 11 Prozent auf knapp 30 Milliarden US-Dollar steigern konnte.

Der japanische Konzern Toshiba legte um 47,2 Prozent auf 11,2 Milliarden US-Dollar zu und rückte von Rang drei auf den zweiten Platz vor. NEC folgt knapp dahinter mit 11,1 Milliarden US-Dollar Umsatz und 20 Prozent Wachstum. Die koreanische Firma Samsung belegt den vierten Platz nach 52 Prozent Wachstum auf 10,8 Milliarden US-Dollar. Der mit 57 Prozent am stärksten wachsende Chip-Hersteller war die französische Firma STMicroelectronics, die von Platz neun auf Platz sieben aufrückte.

Als Motoren des Wachstums benennt Dataquest vor allem Bausteine für Kommunikationsanwendungen und Speicherchips. Vor dem Zusammenbruch der Speicherpreise haben die DRAM-Produzenten bei enormem Bedarfswachstum und recht hohen Preisen bis zum Herbst sehr gut verdient. Die aktuelle Flaute auf dem PC-Markt und bei den Speicherchips schätzt Dataquest als vorübergehend ein. Im kommenden Jahr soll die Chipindustrie aber "nur noch" um etwas mehr als 20 Prozent wachsen. Das deckt sich übrigens mit der Voraussage der SIA, die 20,3 Prozent Zuwachs erwartet.

Beim Chip-Marktführer Intel hängt der Unternehmenserfolg nach wie vor hauptsächlich von den Mikroprozessoren ab, deren Anteil am Gesamtumsatz nach Informationen des Wall Street Journal bei über 80 Prozent liegt. Intel stellt zwar auch sehr viele andere Halbleiterbauelemente her, doch steht der Geschäftserfolg etwa von Chipsätzen eben in direktem Zusammenhang mit der Konjunktur der PC-Branche. Intel diversifiziert deshalb schon seit einiger Zeit das Geschäft. Einerseits investiert der Konzern das viele verdiente Geld in den Kauf anderer Firmen, andererseits stürzt man sich massiv in das Internet-Business. Intel bietet außer Netzwerkprodukten auch Dienstleistungen wie Webhosting und Infrastruktur an.

Nach Angaben des Wall Street Journal versucht Intel nun verstärkt, mit neuen Endkundenprodukten die Abhängigkeit vom Prozessorgeschäft zu mildern. Außer den in den USA auch per Web direkt bestellbaren Produkten wie Digitalkameras und den "Intel Toys" will man anlässlich der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas einen neuen MP3-Player und ein Web-Pad vorstellen. Der MP3-Player soll für rund 300 US-Dollar in den Handel kommen und als Besonderheit außer MP3-Dateien auch Microsoft-Media-Player-Formate lesen können sowie mit besonders viel Speicher ausgestattet sein. Das Web-Pad ermöglicht als kompakte Surfstation drahtlosen Zugang zum Internet und wird erst später im Jahr auf den Markt kommen.

Außer einer Absatzsteigerung von StrongARM-Prozessoren und Flash-Speicherchips aus eigener Produktion erhofft sich Intel von den neuen Geräten wohl auch positive Auswirkungen auf das Prozessorgeschäft: Zum Erzeugen und zum Laden der MP3-Dateien in den Player ist schließlich ein PC erforderlich. (ciw)