Intel: Enttäuschungen, Erwartungen, Hoffnungen

Deutschland-Chef Jürgen Thiel sieht ein weiterhin schwieriges Marktumfeld für Intel. Bis zum Jahresende werden 4000 der 82.000 Arbeitsplätze abgebaut sein.

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  • dpa

Trotz stagnierendem Umsatz im dritten Quartal 2002 sieht sich Intel auf dem richtigen Weg. "Der Industriezweig wird nicht sterben, die Technologie hat viel Potenzial für die Zukunft", sagte der Deutschland-Chef von Intel, Jürgen Thiel, am Mittwoch bei einem dpa-Gespräch in München. "Der Umsatz ist da, wo wir ihn erwartet haben", erklärte Thiel.

Intel setzte im dritten Quartal 6,5 Milliarden US-Dollar um, im entsprechenden Vorjahreszeitraum waren es 6,54 Milliarden US-Dollar. So waren die New Yorker Börsianer trotz Gewinnsteigerung enttäuscht, denn sie hatten mit 6,9 Milliarden US-Dollar Umsatz gerechnet. Die Intel-Aktien brachen nachbörslich um 13 Prozent auf 14,39 US-Dollar ein, nachdem sie im regulären Handel um 9,4 Prozent auf 16,52 US-Dollar zugelegt hatten. In Deutschland rutschte der Intel-Kurs im regulären Handel bis zum heutigen Mittwochmittag um 12,81 Prozent auf 14,50 Euro ab.

Da sich das Umfeld nicht geändert habe, sei nicht mehr zu erwarten gewesen, sagte Jürgen Thiel zu den Geschäftsergebnissen des Konzerns. Er zeigte sich erfreut darüber, dass Intel drei Prozent Marktanteil im Konkurrenzkampf mit dem Wettbewerber AMD aufgeholt hat. Durch den harten Konkurrenzkampf hatte Intel im vergangenen Jahr die Preise für Spitzenmodelle schneller senken müssen als ursprünglich geplant.

Wichtig für das Unternehmen ist es Thiel zufolge, als Sieger aus der Flaute hervorzugehen. "Wir wollen eine Generation vor den Wettbewerbern sein", sagte Thiel. Darum würden auch in diesem Jahr vier Milliarden US-Dollar für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Bei Fabriken und neuen Technologien müssten hingegen "ein paar Millionen US-Dollar" gespart werden -- hier ist das Investitionsvolumen von fünf auf 4,7 Milliarden US-Dollar geschrumpft. Auch Arbeitsplätze werden gestrichen. "Seit Ende Juni sind 1500 Stellen abgebaut, bis Ende des Jahres werden es 4000 sein." Deutschland sei von den Einsparungen betroffen, genauere Zahlen nannte Thiel nicht.

Überrascht zeigte sich der Deutschland-Chef vom guten Absatz im Privatkundengeschäft. "Im Gegensatz zum allgemeinen Trend geben die Menschen Geld für PCs aus." Sie wollten vor allem schnelle und leistungsstarke Notebooks. "Da kommt uns der steigende Absatz von Digitalkameras zugute, denn wer Bilder verarbeiten will, braucht viel Speicherplatz", sagte Thiel. Früher ging es Privatkunden darum, ein möglichst gutes Gerät für wenig Geld zu bekommen. "Heute geben sie für ein gutes mobiles Gerät ein paar Hundert Euro mehr aus." Zuwächse verzeichnete Intel zudem mit so genannten Flashspeichern, die etwa in Handys, MP3-Playern oder Digitalkameras Verwendung finden.

Bei den Geschäftskunden rechnet Thiel mit einer steigenden Nachfrage nach leistungsstärkeren Rechnern. "Da sind 200-Megahertz-Computer mit veralteter Software noch weit verbreitet", sagte Thiel. Mit dieser technischen Ausstattung verlören die Unternehmen an Produktivität. "Aber das Umfeld für Investitionen ist schwierig." Daher könne nicht gesagt werden, wann der Aufschwung eintreten werde. Allerdings rechnet Intel durch das Weihnachtsgeschäft im vierten Quartal mit einer leichten Steigerung. (dpa) / (anw)