Intel am Tiefpunkt: Deutlicher Rückgang beim Umsatz und Millionenverluste

Nach Ende des Corona-Booms kaufen Kunden immer weniger Computer. Intel verliert über eine halbe Milliarde Dollar bei seinen neuen Alchemist-Grafikchips.

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(Bild: Intel)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Frank Schräer
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Intels Aktien haben im nachbörslichen Handel um bis zu 10 Prozent nachgegeben, nachdem der Chipkonzern deutlich weniger Umsatz und sogar einen Verlust für das letzte Quartal gemeldet hat. So sank der Gesamtumsatz in den letzten drei Monaten auf 15,3 Milliarden US-Dollar. Das sind 22 Prozent weniger als letztes Jahr, als der Notebook-Boom in der Corona-Pandemie Intels Geschäft vorantrieb, und auch 17 Prozent weniger als im Vorquartal.

Anfang dieses Jahres blutete Intels Kerngeschäft wegen AMD, aber jetzt ist der Corona-Boom vorbei. Zudem wird die Wirtschaftslage weltweit schlechter und die Verkaufszahlen sinken überall. Intel-Chef Pat Gelsinger sieht allerdings auch interne Gründe. Das schlechte Ergebnis spiegele die eigenen Betriebsprobleme wider, zitiert Intel seinen CEO. Man werde aber entsprechend reagieren.

Im Vergleich zum deutlich zurückgegangenen Umsatz sind die Gewinne regelrecht abgestürzt. So fiel der Betriebsgewinn von 5,7 Milliarden Dollar im Vorjahr auf einen Betriebsverlust von 700 Millionen Dollar. Damit muss Intel unter dem Strich einen Nettoverlust von 454 Millionen Dollar hinnehmen, während es im gleichen Zeitraum des Vorjahres noch 5,1 Milliarden Dollar Gewinn waren.

Kleine und mittlere Unternehmen haben ihre PC-Käufe zurückgefahren, erklärte Intels Finanzchef David Zinsner gegenüber CNBC. Die Geschäfte mit Großunternehmen hätten sich aber gehalten. "Wir denken, wir sind ganz unten", fügte Zinsner hinzu. Preiserhöhungen und der saisonale Auftrieb im vierten Quartal sollen zu einem Umschwung verhelfen.

Intels Client Computing Group (CCG) mit ihren PC-Prozessoren musste im Jahresabstand zuletzt einen Umsatzrückgang von 25 Prozent hinnehmen. Der "Datacenter and AI Group" (DCAI) ging es nur wenig besser, mit 16 Prozent weniger Einnahmen als im Vorjahr. Zusammen genommen sank der Umsatz von Intels Kerngeschäft im Jahresvergleich damit von 16,6 auf 12,3 Milliarden Dollar.

Intel Geschäftszahlen 2022 Q2 (4 Bilder)

Intel CCG 2022Q2

Die Intel Foundry Services (IFS) stehen noch relativ am Anfang mit einem Quartalsumsatz von 122 Millionen Dollar, aber auch hier verzeichnete der Konzern einen Rückgang – von 54 Prozent. Aufwärts ging es zuletzt nur bei der Network and Edge Group (NEX) mit 2,3 Milliarden Dollar Umsatz (+11%), Mobileye mit 460 Millionen Dollar Quartalsumsatz (+41%) und der Accelerated Computing Systems and Graphics Group (AXG) mit 186 Millionen Dollar Umsatz (+5%).

Letztere schließt die neuen Alchemist Desktop- und Notebook-Grafikchips ein, die sich immer wieder verspätet haben. Intel hat kürzlich zwar die Arc A750 Desktop-Grafikkarte gezeigt, die etwas schneller als Nvidias GeForce RTX 3060 sein soll. Gelsinger gab in einer Telefonkonferenz aber zu, dass Intel das selbst gesteckte Ziel von vier Millionen GPUs in diesem Jahr verfehlen wird.

Die neuen A5 und A7 Desktop-GPUs sollen im nächsten Quartal ausgeliefert werden. Aktuell verzeichnet Intels AXG trotz leichtem Umsatzanstieg einen Verlust von 507 Millionen Dollar, während es im Vorquartal noch 168 Millionen Verlust waren.

Für das laufende Quartal erwartet Intel einen Umsatz von 15 bis 16 Milliarden Dollar. Das wären 17 bis 22 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, als Intel dank Steuertricks an einem Rekordgewinn kratzte. Gleichzeitig senkt Intel seine Jahresprognose auf einen Gesamtumsatz zwischen 65 und 68 Milliarden Dollar. Drei Monate zuvor war Intel noch von einem Jahresumsatz 2022 von 76 Milliarden Dollar ausgegangen.

Das aktuelle Ergebnis und der Ausblick dürften dazu beigetragen haben, dass Intels Börsenkurs nachbörslich zeitweise um 10 Prozent gesunken ist. Letztendlich schloss das Papier 8,3 Prozent niedriger als zu Beginn des Börsentages. Im Laufe dieses Jahres hat Intels Aktie bereits 25 Prozent nachgegeben.

(fds)