Intel bringt den ersten Dual-Core-Xeon heraus

Intels bereits als "Paxville DP" angekündigter Doppelkern-Xeon soll die Leistungslücke zu den schnellen Dual-Core-Serverprozessoren von AMD verkleinern.

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Nachdem Intel schon seit Monaten Dual-Core-Prozessoren für Desktop-Computer verkauft, kommt nun der erste Xeon-Serverprozessor mit zwei Kernen auf den Markt. Dieser "Paxville DP" ist für Zwei-Sockel-Systeme mit Lindenhurst-Chipsatz (E7520, E7320 für Server) oder Tumwater (E7525 für Workstations) gedacht und soll vor allem die vergleichsweise erfolgreiche Doppelkern-Strategie von AMD kontern.

Der Paxville DP enthält zwei Pentium-4-verwandte NetBurst-Kerne mit 90-Nanometer-Strukturen und jeweils 2 MByte L2-Cache. Er läuft mit 2,8 GHz und bleibt damit um 1 GHz unter dem schnellsten Einkern-Modell. Der Preis soll bei 1043 US-Dollar liegen (1000-Stück-OEM-Preis).

Gleichzeitig mit dem Paxville DP kündigt Intel dessen "großen Bruder" Paxville für die Xeon-MP-Baureihe zur Auslieferung innerhalb der nächsten zwei Monate an. Diese Xeon-7000-Modelle (Intel stellt nun auch die Server-Prozessoren auf Modellnummern um) sollen bis zu 3 GHz erreichen und auf der Truland-Plattform laufen. Weil sie allerdings einen FSB800-Frontsidebus benötigen, sind sie nicht mit der ursprünglichen Version des Twin-Castle-Chipsatzes E8500 kompatibel, sondern nur mit dessen Nachfolger E8501.

Der neue Paxville-DP-Xeon ist pinkompatibel mit den bisherigen Sockel-604-Prozessoren und soll in vielen aktuellen Xeon-Mainboards mit den genannten Chipsätzen laufen -- es ist aber nicht auszuschließen, dass ältere Revisionen derselben Boards nicht mit dem Dual-Core-Xeon kooperieren. Mit zwei Doppelkern-Xeons lassen sich also Zwei-Sockel-Systeme in vergleichsweise preiswerte Vier-Wege-Maschinen verwandeln, ebenso wie es AMD mit dem Dual-Core-Opteron vorgemacht hat. Bei Intels Doppelkern-Xeon hat die Abwärtskompatibilität allerdings den Pferdefuß, dass sich alle vier Kerne einen gemeinsamen FSB800-Frontsidebus mit maximal 6,4 GByte/s Datentransferrate teilen müssen. Obwohl jeder Kern auf 2 MByte L2-Cache zugreifen kann, bremst das den Leistungszuwachs aus. Dennoch behauptet Dell auf seiner eigens eingerichteten Multi-Core-Werbeseite, dass die neuen Zweikern-Xeons Leistungszuwächse von bis zu 53 Prozent bringen könnten. Der Weltmarkt-Zweite bei den x86-Servern belegt das mit Benchmarks wie dem SPEC CPU2000: Im CINT_Rate_Base_2000 erzielt ein PowerEdge-2800-Server mit zwei Doppelkern-Xeons 57,1 Punkte -- das ist zwar immer noch deutlich weniger als ein Opteron-275-System (64,4 Basis-Punkte), aber mehr als bei einem Zwei-Wege-System aus 3,8-GHz-Xeons (42,1 Punkte) oder knapp mehr als bei einem teureren Vier-Wege-System aus den "kleinen" Cranford-MP-Xeons mit jeweils 1 MByte L2-Cache (53,4 Punkte); erst vier der teuren Potomac-Xeons mit jeweils 8 MByte L2-Cache sind schneller (70,8 Punkte).

Beim anerkannten Datenbank-Benchmark TPC-C (On-Line Transaction Processing, OLTP) hat Dell den PowerEdge geschickt positioniert: Mit 38,622 Transaktionen pro Minute liegt er als Ein-Prozessor-System (!) mit zwei Kernen zwar hinter vielen anderen Zwei-Wege-Maschinen, belegt aber mit 99 US-Cent pro tpmC zurzeit den ersten Platz bei den relativen Kosten pro Transaktion.

Dank seiner höheren Rechenleistungen dürfte der Doppelkern-Xeon auch ein günstigeres Verhältnis zwischen Rechenleistung und Energiebedarf erreichen und auf diesem Gebiet den Abstand zu den Dual-Core-Opterons verringern.

Dell verlangt beim Rack-Server PowerEdge 2850 für einen Dual-Core-Xeon 959 US-Dollar Aufpreis im Vergleich zu einem 3,0-GHz-Einkern-Prozessor. Der zweite Dual-Core-Chip kostet dann nochmals 900 US-Dollar. Dell hat auch schon Workstations mit zwei Doppelkern-Xeons angekündigt.

IBM will Dual-Core-Xeons in den Rack-Servern eServer xSeries 336 und x346 einsetzen. IBM hat ebenfalls eine eigene Webseite mit Informationen zur x86-Doppelkern-Technik aufgesetzt, die die Unterschiede zwischen Systemen mit AMD- und Intel-Prozessoren verwischt -- IBM betont, mit Prozessoren der Power-Familie schon seit Jahren Mehrkern-CPUs auszuliefern. Server mit Dual-Core-Xeons werden auch von vielen anderen Herstellern erwartet, etwa auch vom aktuellen x86-Server-Marktführer HP.

Bereits im ersten Quartal 2006 will Intel zwei komplett neue Doppelkern-Plattformen bringen, nämlich Bensley und Glidewell: Es handelt sich dabei jeweils um die Kombination aus den kommenden 65-Nanometer-Xeons (Dempsey) und den Chipsätzen Blackford (für Bensley) und Greencreek (für Glidewell, mit PCIe-x16-PEG-Port). Diese Plattformen bieten mit vier Fully-Buffered-DIMM-Speicherkanälen und zwei FSB1066-Ports wesentlich höhere Datentransferraten als die aktuellen Chipsätze.

Auf der Bensley-Plattform sollen später auch die Woodcrest-Prozessoren mit neuer Intel-Architektur laufen, die sowohl schneller als auch wesentlich sparsamer arbeiten sollen. Zwischen Bensley und Woodcrest will Intel auch noch die extrem sparsamen Sossaman-Doppelkern-Serverprozessoren herausbringen, die eng mit dem angekündigten 65-nm-Mobilprozessor Yonah verwandt sind. (ciw)