Intel kauft Infiniband-Sparte von Qlogic

Der Chip-Marktführer besorgt sich für 125 Millionen US-Dollar eine neue Abteilung für eine Technik, die er selbst maßgeblich entwickelt hat.

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Für 125 Millionen US-Dollar übernimmt Intel die Infiniband-Sparte der Firma Qlogic. Intel will mit einer eigenen IB-Abteilung das Server-Business stärken, insbesondere in Bezug auf das High-Performance Computing (HPC). Die einzelnen Knoten künftiger Exascale-Supercomputer sollen per IB kommunizieren. Aktuell sind die ersten Fourteen-Data-Rate-(FDR-)IB-Adapter mit einer Brutto-Datentransferrate von 56 GBit/s über die gängigen 4-Lane-Kabel erhältlich, die IB-Roadmap zeigt aber auch schon die Nachfolger EDR, HDR und NDR.

Mit der Übernahme von Qlogic schließt sich ein Kreis, denn Intel selbst hat die IB-Technik Ende der 90er-Jahre vergangenen Jahrhunderts maßgeblich mit entwickelt. Zunächst hatte Intel sogar vor, eigene IB-Adapterchips zu fertigen, überließ das Geschäftsfeld 2002 dann aber überraschend kleineren Konkurrenten wie Mellanox Technologies oder PathScale. Die letztgenannte Firma hatte besonders latenzarme IB-HBAs (Host-based oder Host Bus Adapters) entwickelt, die statt via PCI Express per HyperTransport direkt mit AMD-Prozessoren der Opteron-Familie kommunizierten. Zu diesem Zweck kamen damals einige Serverboards mit den nötigen HTX-Steckplätzen auf den Markt.

Infiniband-Roadmap: Zurzeit ist FDR Stand der Technik.

(Bild: InfiniBand Trade Association)

Doch mit dem Erfolg der 2006 und dann 2007 nochmals verbesserten Xeon-Prozessoren, die die zuvor führenden Opterons zurückdrängten, ging auch der HyperTransport-Technik die Puste aus. Schon 2006 hatte Qlogic die Firma PathScale für rund 109 Millionen US-Dollar gekauft und damit auch deren IB-Know-how. Es wirkt schon ironisch, dass die dereinst ausdrücklich als Konkurrenz zu dem von Intel favorisierten PCI Express entwickelte PathScale-Technik bei Intel landet.

Mit der Übernahme von Qlogic tritt Intel nun in Konkurrenz zu etablierten IB-Anbietern wie Mellanox: Hier kann man schon PCIe-3.0-IB-HBAs mit FDR-Technik kaufen, während Qlogic noch PCIe 2.0 und QDR-IB im Programm hat. Die IB-Implementierung von Mellanox unterscheidet sich stark von der "TrueScale"-Technik von Qlogic, wie ein Whitepaper (PDF-Datei) erläutert: Bei den Qlogic-Chips übernehmen die CPU-Kerne der CPU einen Teil der Rechenarbeit. Dadurch sollen die Qlogic-Adapter in einigen Disziplinen schneller arbeiten als andere, doch speziell bei den IB-"Verbs" gibt es wohl Schwächen, weshalb Qlogic den Einsatz von Performance Scaled Messaging (PSM) favorisiert (PDF-Datei).

IB ist nicht nur zur besonders leistungsfähigen Verknüpfung von HPC-Rechenknoten geeignet, sondern auch als flexibles Interface von dicht gepackten Blade-Servern mit Multi-Core-Prozessoren, auf denen wiederum zahlreiche virtuelle Maschinen laufen: Je nach Konfiguration, Treibern und nachgeschalteten Switches lassen sich über einen einzigen IB-HBA verschiedene Protokolle abwickeln, etwa (10G-)Ethernet und gleichzeitig Storage-Verfahren wie iSCSI oder FCoE für die Anbindung ans SAN. IBM nennt dieses Konzept Virtual Fabric.

Detail am Rande: 2007 hatte Intel optische Kabel mit elektrischen Transceivern unter anderem für die 4X-IB-Verkabelung auf den Markt gebracht, diese Abteilung dann aber schon 2008 an Emcore verkauft. (ciw)