Intel kündigt Tuning-Software für Mainboards an

Der Chip-Weltmarktführer Intel will sich offenbar nicht länger die Overclocking-Butter vom Brot nehmen lassen.

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Intels Desktop Control Center: Tuning bald vom Marktführer?

Der Chip-Weltmarktführer Intel will sich offenbar nicht länger die Overclocking-Butter vom Brot nehmen lassen: Das Desktop Control Center (DCC) soll offenbar demnächst unter Windows das "Tuning" von Intel-Mainboards ermöglichen.

Lange Jahre galten die x86-Pioniere als Anti-Übertaktungs-Bastion, fest programmierte Multiplikatoren der Pentiums und Celerons sowie fehlende Verstellmöglichkeiten im BIOS-Setup der Intel-Mainboards machten "unzulässige" Taktfrequenzen und Einstellungen unmöglich. Vorgesehen war nur der Normalbetrieb, auch jegliche Gewährleistung erlosch bisher, falls Intel-Produkte außerhalb ihrer Spezifikation betrieben wurden. Die Übertaktungs-Allergie hing sicherlich auch mit gefälschten Prozessoren zusammen, die vor der Einführung der Multiplikatorsperre immer wieder im Handel auftauchten. Doch die sichere Begrenzung der maximalen Taktfrequenz sichert natürlich auch die Preisspanne zu den schnelleren und teureren Spitzenmodellen; Intel hat sich sogar das US-Patent 6,535,988 auf eine Übertaktungssperre zuteilen lassen.

Nun zeigt eine Intel-Webseite unter dem Vorspann "Coming soon" ein Windows-Tool, das zum "Tuning" und "Testen" der Hardware gedacht sein soll -- das Wort Overclocking kommt auf der Seite nicht vor. An Verstellmöglichkeiten werden explizit nur Zeitparameter des RAM und Chipsatz-Werte genannt, Frontside-Bus- und Speicher-Taktfrequenz aber nicht erwähnt. Immerhin ermöglicht das DCC angeblich auch den leiseren PC-Betrieb. Doch die Zielrichtung ist klar: Intels eigene Mainboards sollen wegkommen vom langweiligen Bedenkenträger-Image, mehr "Fun" ist angesagt. Schließlich packt praktisch jede taiwanische Hauptplatinenfirma dutzende Overclocking-Optionen ins BIOS-Setup und bastelt sich kreativ benannte Windows-Tools zum gleichen Zweck.

Im zurzeit extrem harten Preiskampf im Mainboard-Markt, wo Intel hinter den asiatischen Giganten Asus und ECS Elitegroup etwa auf Platz drei stehen soll und damit knapp vor MSI und Gigabyte läge, sind Software-Beilagen eine nützliche Waffe: Einmal entwickelt, sind sie ein billigeres Zubehör als zusätzliche Hardware-Bauteile. Und von der Arbeitsgeschwindigkeit her bringen Mainboards immer weniger Unterschiede, sodass gute Bewertungen in Hardware-Tests zunehmend von der Zahl der Board-Beilagen und den angeblichen Übertaktungsfähigkeiten abhängen.

Vielleicht will Intel aber auch den Ruf seiner vergleichsweise leicht übertaktbaren Pentium-4-Prozessoren ausschlachten, vor allem in Konkurrenz zu AMD: Wegen ihrer Fertigungsweise und Architektur lassen sich die jüngsten Athlon-XP-Modelle nicht so leicht auf höhere Taktraten zwiebeln, auch beim Opteron und dem kommenden Athlon 64 scheint AMD Schwierigkeiten zu haben, genügend Chip-Ausbeute für mehr als 2 oder 2,2 GHz Taktfrequenz zu erzielen.

Die DCC-Webseite ist von der übergeordneten Webseite aus, auf der Intel seine sonstigen Software-Beilagen zu Mainboards beschreibt, noch nicht verlinkt. Der Hinweis auf die DCC-Webseite stammt aus Internet-Foren wie abxzone.com. (ciw)