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Intel kündigt Tuning-Software für Mainboards an

Christof Windeck

Der Chip-Weltmarktführer Intel will sich offenbar nicht länger die Overclocking-Butter vom Brot nehmen lassen.

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Intels Desktop Control Center: Tuning bald vom Marktführer?

Der Chip-Weltmarktführer Intel [1] will sich offenbar nicht länger die Overclocking-Butter vom Brot nehmen lassen: Das Desktop Control Center (DCC [2]) soll offenbar demnächst unter Windows das "Tuning" von Intel-Mainboards [3] ermöglichen.

Lange Jahre galten die x86-Pioniere als Anti-Übertaktungs-Bastion, fest programmierte Multiplikatoren der Pentiums und Celerons sowie fehlende Verstellmöglichkeiten im BIOS-Setup der Intel-Mainboards machten "unzulässige" Taktfrequenzen und Einstellungen unmöglich. Vorgesehen war nur der Normalbetrieb, auch jegliche Gewährleistung erlosch bisher, falls Intel-Produkte außerhalb ihrer Spezifikation betrieben wurden. Die Übertaktungs-Allergie hing sicherlich auch mit gefälschten Prozessoren [4] zusammen, die vor der Einführung der Multiplikatorsperre immer wieder [5] im Handel auftauchten. Doch die sichere Begrenzung der maximalen Taktfrequenz sichert natürlich auch die Preisspanne zu den schnelleren und teureren Spitzenmodellen; Intel hat sich sogar das US-Patent 6,535,988 [6] auf eine Übertaktungssperre zuteilen lassen [7].

Nun zeigt eine Intel-Webseite [8] unter dem Vorspann "Coming soon" ein Windows-Tool, das zum "Tuning" und "Testen" der Hardware gedacht sein soll -- das Wort Overclocking kommt auf der Seite nicht vor. An Verstellmöglichkeiten werden explizit nur Zeitparameter des RAM und Chipsatz-Werte genannt, Frontside-Bus- und Speicher-Taktfrequenz aber nicht erwähnt. Immerhin ermöglicht das DCC angeblich auch den leiseren PC-Betrieb. Doch die Zielrichtung ist klar: Intels eigene Mainboards sollen wegkommen vom langweiligen Bedenkenträger-Image, mehr "Fun" ist angesagt. Schließlich packt praktisch jede taiwanische Hauptplatinenfirma dutzende Overclocking-Optionen ins BIOS-Setup und bastelt sich kreativ benannte Windows-Tools zum gleichen Zweck.

Im zurzeit extrem harten Preiskampf im Mainboard-Markt, wo Intel hinter den asiatischen Giganten Asus und ECS Elitegroup etwa auf Platz drei stehen soll und damit knapp vor MSI und Gigabyte läge, sind Software-Beilagen eine nützliche Waffe: Einmal entwickelt, sind sie ein billigeres Zubehör als zusätzliche Hardware-Bauteile. Und von der Arbeitsgeschwindigkeit her bringen Mainboards immer weniger Unterschiede, sodass gute Bewertungen in Hardware-Tests zunehmend von der Zahl der Board-Beilagen und den angeblichen Übertaktungsfähigkeiten abhängen.

Vielleicht will Intel aber auch den Ruf seiner vergleichsweise leicht übertaktbaren Pentium-4-Prozessoren ausschlachten, vor allem in Konkurrenz zu AMD [9]: Wegen ihrer Fertigungsweise und Architektur lassen sich die jüngsten Athlon-XP-Modelle nicht so leicht auf höhere Taktraten zwiebeln, auch beim Opteron und dem kommenden Athlon 64 scheint AMD Schwierigkeiten zu haben, genügend Chip-Ausbeute für mehr als 2 oder 2,2 GHz Taktfrequenz zu erzielen.

Die DCC-Webseite ist von der übergeordneten Webseite [10] aus, auf der Intel seine sonstigen Software-Beilagen zu Mainboards beschreibt, noch nicht verlinkt. Der Hinweis auf die DCC-Webseite stammt aus Internet-Foren wie abxzone.com. (ciw [11])


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-84541

Links in diesem Artikel:
[1] http://www.intel.de/
[2] http://www.intel.com/design/motherbd/software/dcc/index.htm
[3] http://developer.intel.com/design/motherbd/4_mbd.htm
[4] https://www.heise.de/news/Falsche-Pentiums-auch-in-USA-entdeckt-8766.html
[5] https://www.heise.de/news/Neue-Testsoftware-gegen-gefaelschte-Pentium-II-12646.html
[6] http://patft.uspto.gov/netacgi/nph-Parser?Sect1=PTO1&Sect2=HITOFF&d=PALL&p=1&u=/netahtml/srchnum.htm&r=1&f=G&l=50&s1=6,535,988.WKU.&OS=PN/6,535,988&RS=PN/6,535,988
[7] http://www.heise.de/ct/03/09/022/
[8] http://www.intel.com/design/motherbd/software/dcc/index.htm
[9] http://www.amd.de/
[10] http://developer.intel.com/design/motherbd/software.htm
[11] mailto:ciw@ct.de