Intel stellt PDA-Prozessoren mit MMX und Speedstepping vor

Chip-Produzent Intel hat heute seine neue XScale-CPU-Serie PXA27x, bisher unter dem Codenamen Bulverde bekannt, vorgestellt.

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Von
  • Daniel Lüders

Chip-Produzent Intel hat heute seine neue XScale-CPU-Serie PXA27x, bisher unter dem Codenamen Bulverde bekannt, vorgestellt. Zeitgleich mit den CPUs präsentiert der Chiphersteller erstmals auch einen 3D-Grafikchip für mobile Kleingeräte mit der Bezeichnung 2700G. Intels neue PDA-Prozessoren sollen sich im Vergleich zu den Vormodellen vor allem durch gezügelten Stromhunger, bessere Multimedia-Unterstützung und höhere Integration auszeichnen.

Bei den PXA27x-CPUs handelt es sich im wesentlichen um 32-Bit-ARM9-Prozessoren, die Intel gehörig mit Spezialitäten aufgemotzt hat. Sie kommen je nach Ausführung in Taktraten von 312, 416, 520 oder 624 MHz auf den Markt. Bei den Modellen PXA271, PXA272 und PXA273 hat Intel mehrere Dies übereinandergestapelt (stacked). Auf den Schichten über der CPU befindet sich Flash-Speicher oder SDRAM. Der PXA271 besitzt zusätzlich 32 MByte Flash-ROM und 32 MByte SD-RAM, der PXA272 64 MByte Flash-ROM und der PXA273 32 MByte Flash-ROM. Ein gesicherter Speicherbereich im integrierten Flash, das Trusted Boot ROM, soll verhindern, dass Unbefugte das Flash-ROM ohne Weiteres beschreiben. Dies würde bedeuten, dass PDA-Hersteller künftig vom Nutzer eigenmächtig ausgeführte System-Updates verhindern können.

Den PXA270 liefert Intel ohne Flash- oder SD-Speicher aus. Da die neuen XScales wie ihre Vorgänger auch Controller für die gängigsten PDA-Schnittstellen wie etwa IrDA, USB 1.1, WLAN, SD/MMC-Karten, Display und Sound mitbringen, befindet sich praktisch ein vollständiges Computersystem auf dem Die (System on a Chip).

Die frischen Mobil-Chips sind mit einer Kontrolleinheit für Digitalkamera-Sensoren bis 4 Megapixel ausgerüstet. Gleichzeitig enthält der Controller einen MPEG4-Encoder/Decoder, der Aufnahme und Wiedergabe von Videos mit einer Auflösung von 320 × 240 Pixel bei 30 Bildern pro Sekunde oder 640 × 480 Pixel bei 15 Bildern pro Sekunde ermöglichen soll. Unterstützt werden unter anderem CCDs von Omnivision, Agilent, Transchip und Philips.

Alle PXA27x-CPUs besitzen so genanntes Wireless Speedstepping, das heißt, sie drosseln bei Bedarf selbstständig ihre Frequenz und Betriebsspannung. So kann ein 624-MHz-PXA270 seine Taktfrequenz auf bis zu 104 MHz herunterschrauben und benötigt dann nur noch eine Spannung von 0,9 Volt gegenüber 1,55 Volt bei Volllast. Dies soll im laufenden Betrieb für längere Batterielaufzeit sorgen. Bisher besaßen vornehmlich Notebook-Prozessoren dieses Feature.

Eine weitere Neuerung ist die Wireless Multimedia-Extension, von Intel knapp Wireless MMX benannt. Mit 43 zusätzlichen Befehlen soll die Einheit Multimedia-Anwendungen Beine machen. Ein interner 64 Bit breiter Datenbus hilft beim flotten Aufbereiten von Multimedia-Daten. Die Wireless-MMX-Einheit soll besonders Applikationen wie etwa Spielen nützen, die 8-, 16- oder 32-Bit-Integer-Kalkulationen durchführen. Intel wirbt besonders in diesem Zusammenhang mit besserer Leistung durch die Integration intelligenter Features. Die Zeit, als Intel nur mit Megahertz protzte, scheint demnach nun auch bei PDA-Prozessoren vorbei zu sein.

Mit dem passenden 3D-Grafikchip 2700G will Intel vor allem Spielerherzen höher schlagen lassen. Wie die Großen hat er bereits eine Transform&Lightning-Engine und eine Textur-Filtereinheit an Bord. Er bringt je nach Ausführung 704 oder 384 KByte Grafikspeicher mit, kann aber auch den Hauptspeicher des Systems mit verwenden. Um Strom zu sparen, lässt sich er Kerntakt von 13 bis 75 MHz, der Speichertakt von 13 bis 133 MHz dynamisch regeln.

Die angegebene 2D-Füllrate von 150 Millionen Pixeln und 944 000 berechneten 3D-Dreiecken pro Sekunde mögen im Vergleich zu aktuellen GPUs zwar kümmerlich erscheinen, reichen aber für mobile Geräte mit kleinem Display und geringer Auflösung dicke aus. Im Dual-Display-Modus stellt der kleine Grafikmeister auf einem zweiten Ausgabegerät bis zu 1280 × 1024 Punkte (SXGA) dar.

Auch Video-Liebhaber sollen den 2700G schätzen, da er ermöglichen soll, sowohl MPEG-4- und Windows-Media-Video-Filme in VGA-Auflösung bei 30 Bildern pro Sekunde wiederzugeben als auch MPEG2-Dateien mit der gleichen Bildrate abzuspielen. Damit wäre auch die Wiedergabe von DVD-Videos kein Problem mehr für PDAs.

Damit die verschiedenen Talente von Intels neuen Kindern nicht brach liegen, hat man schon im Vorfeld bei den bekanntesten PDA- und Smartphone-Betriebssystementwicklern angeklopft, um Unterstützung bei der Implementierung anzubieten. Mit dabei sind beispielsweise Windows CE, Mobile und Smartphone, Linux, Palm OS, Symbian OS und SavaJe. Für fast alle Entwicklungsumgebungen hat Intel bereits entsprechende Programmierschnittstellen (APIs) in petto.

Intel kündigte an, dass schon innerhalb einer Woche Hersteller Geräte mit den neuen Chips präsentieren werden. Bereits auf der CeBIT zeigte Asus den Prototypen eines Pocket PC mit VGA-Display, in dem ein Bulverde-Prozessor arbeitete. (dal)