Intel trommelt für den Pentium 4

Der Pentium-4-Prozessor ist Intels wichtigstes Zugpferd in diesem Jahr. Für große Stückzahlen ist Intel zu erheblichen Zugeständnissen beim Preis bereit.

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Der neue Pentium-4-Prozessor ist Intels wichtigstes Zugpferd in diesem Jahr. Um möglichst schnell möglichst große Stückzahlen der neuen CPU in den Markt zu drücken, ist Intel offenbar zu erheblichen Zugeständnissen beim Preis bereit. Aus internen Informationen des Unternehmens geht hervor, dass man die Preise massiv abwärts drehen will. Schon am 4. März soll der Pentium 4 m it 1,3 GHz nochmals um 11 Prozent preiswerter werden als im Januar angekündigt und nur noch 332 US-Dollar kosten.

Am 15. April, also zweieinhalb Wochen nach der CeBIT, plant Intel die Einführung des Pentium 4 mit 1,7 GHz und erneute Preissenkungen. Der schnellste Pentium 4 soll 776 US-Dollar kosten, der 1,5-GHz-Version für 562, die 1,4-GHz-Variante für 375 und der 1,3-GHz-Typ für nur noch 268 US-Dollar zu haben sein. Das ist derselbe Preis, den Intel für den Pentium III mit 1,13 GHz haben will, der am gleichen Tag vorgestellt wird. Für den 27. Mai sind dann erneute Preissenkungen geplant. Ein 1-GHz-Pentium-III wird dann wohl nur noch 193 US-Dollar kosten, der Einsteiger-Pentium-4 mit 1,3 GHz für 241 US-Dollar zu haben sein.

Um den Umsatz anzukurbeln, verlängert Intel das Rambus-Speicher-Subventionsprogramm. Noch bis zum 15. April erhalten OEM-Kunden einen Rabatt von 60 US-Dollar und bis zum 26. Mai von 30 US-Dollar bei der Bestellung eines Pentium 4.

Auch bei den Mobilprozessoren fahren die Preise bergab. Noch vor dem 15. April erwartet man die Neuvorstellung von Mobile-Pentium-III-CPUs mit 900 MHz und 1 GHz, die 562 beziehungsweise 722 US-Dollar kosten sollen. Eine Low-Voltage-Version mit 700 MHz kommt ebenfalls und geht für 316 US-Dollar über den Tisch. Am 15. April gesellen sich eine Low-Voltage-Variante des 750-MHz-Mobilchips sowie ein neuer Ultra-Low-Voltage-Prozessor mit 600 MHz hinzu (316 und 209 US-Dollar). Am selben Tag erblicken drei neue Mobile Celerons das Licht der Welt: Eine Version für 800 MHz sowie eine Low-Voltage- und eine Ultra-Low-Voltage-Version für 600 MHz (170, 134 und 144 US-Dollar). Den Mobilprozessoren bringt der 27. Mai ebenfalls eine weitere Preissenkung.

Alle genannten Preise gelten für OEMs bei gleichzeitiger Bestellung von mindestens 1000 Stück. Die Angaben sind nicht offiziell – Intel ist nicht zur Einhaltung der Preisankündigungen verpflichtet.

Angesichts der Vielzahl der Prozessor- und Chipsatztypen, die in diesem Jahr von Intel kommen sollen, wird der Überblick schwierig. Ganz einfach läuft es beim Celeron: Er bleibt unter diesem Namen im Rennen und soll bis zum Jahresende mindestens 950 MHz erreichen. Dann könnte er schon fast der dienstälteste Prozessor im Intel-Produktprogramm sein, wenn sein Inneres auch schon vielen Änderungen durchmachen musste.

Der Pentium III soll nicht nur dem Pentium 4, sondern auch einem Sockel-370-Prozessor namens Tualatin Platz machen. Der für das dritte Quartal vorgesehene Tualatin entspricht wohl mehr oder weniger dem Pentium III, läuft aber nicht in heutigen Sockel-370-Boards. Der neue Chip wird in einem 0,13-µm-Prozess hergestellt, was für eine kleinere Bauform, höhere Taktfrequenz und weniger Stromaufnahme sorgt. Deshalb werden sowohl neue Spannungsregler auf den Mainboards nötig als auch eine Anpassung am Chipsatz, der mit den nur noch 1,2 Volt Signalspannung auf dem Frontside-Bus zurechtkommen muss.

Intel wird für den Tualatin zunächst nur eine modifizierte Version (B-Step) des i815E-Chipsatzes herausbringen. Damit sind auch Mainboards möglich, die sowohl die heutigen Pentium-III-"Coppermine"-Prozessoren als auch den neuen Tualatin unterstützen.

Erst im nächsten Jahr soll es auch vom Lowcost-Chipsatz i810E eine Tualatin-taugliche Version geben. Zuvor kommt jedoch noch eine Mischung aus i810E und i815 auf dem Markt, die Intel i815G nennt: Hier fehlt die Option zum Anschluss einer AGP-Grafikkarte, wie bekanntlich auch beim i810E. Das soll preiswertere Tualatin-Komplettrechner ermöglichen.

Der heutige Pentium III kommt nach aktuellen Informationen nicht über 1,13 GHz hinaus. Der nächste Frequenzschritt 1,26 GHz bleibt dem Tualatin vorbehalten. Wie schnell der Tualatin werden soll, verrät Intel noch nicht. Allzu viel wird es wohl nicht werden – schließlich soll der Pentium 4 ja noch in diesem Jahr genauso viel Marktanteil wie der Pentium III erreichen und im Herbst die 2-GHz-Grenze durchbrechen.

Der Nachfolger des Pentium 4 steht auch schon fest: er heißt Northwood, wird im 0,13-µm-Prozess hergestellt, kommt Ende dieses Jahres und passt nur in den Sockel mPGA478. Daher empfiehlt Intel den Mainboardfirmen, schon ab dem Spätsommer neue Platinen statt mit dem jetzigen Sockel PGA423 mit der neuen Fassung auszustatten. Den Pentium 4 wird es dann – zum gleichen Preis – sowohl im PGA423- als auch im mPGA478-Gehäuse geben.

Ab dem Herbst gibts auch einen neuen Chipsatz für Pentium 4 und Northwood: Der Brookdale wird, anders als der i850, Single-Data-Rate-SDRAM nach PC133 unterstützen. Ab dem kommenden Jahr soll auch der Support für DDR-SDRAM kommen; das begründet Intel damit, dass heute noch nicht absehbar sei, ob sich DDR-SDRAM bis zur Einführung von Brookdale wirklich durchgesetzt habe und gut verfügbar sei. Allerdings sieht mach auch bei Rambus-Speicher die Gefahr von Engpässen und rät den Systemherstellern zu rechtzeitiger Planung des Bedarfs.

Noch verwirrender als der Desktop-Markt präsentiert sich der Workstation- und Serverbereich. Mit dem Foster kommt etwa im Mai eine Dual- und später auch multiprozessortaugliche Variante des Pentium 4 auf dem Markt – quasi der Nachfolger des Xeon. Er läuft im Single- oder Dualbetrieb in einer Ausführung mit 256 KByte L2-Cache mit dem i860-Chipsatz, der Rambus-Speicher benötigt. Auch hier wird es ein Rambus-Discount-Programm geben.

Für Anwendungen, die sehr viel Speicher verlangen, etwa dicke Server, setzt Intel auf Chipsätze von ServerWorks (LE-3, HE-SL) und Micron (Copperhead). Auch der Tualatin spielt hier eine Rolle, es soll eine spezielle Dual-Prozessor-Ausführung mit 512 anstatt 256 KByte L2-Cache geben.

Der Foster hat gegenüber dem Xeon einen Vorteil in kompakten Rack-Servern, weil er in einem Sockelgehäuse daherkommt. Die relativ hohen Xeon-Module benötigen Servergehäuse mit mindestens 4 Höheneinheiten.

Für ganz große Maschinen mit vier und mehr Prozessoren soll es, wie schon vom Xeon, Foster-Versionen mit größeren L2-Caches geben. Außerdem steht im Winter mit McKinley schon der Nachfolger des 64-Bit-Prozessors Itanium in den Startlöchern – bleibt zu hoffen, dass der Itanium bis dahin überhaupt in Stückzahlen vom Band läuft. (ciw)