Raumstation: Aus Leck in russischem ISS-Segment entweicht doppelt so viel Luft

Seit Jahren plagt ein Luftleck die Internationale Raumstation. Seit wenigen Wochen ist das deutlich größer, wurde jetzt bekannt. Die Crew ist nicht in Gefahr.

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Die Internationale Raumstation

(Bild: NASA)

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Lesezeit: 3 Min.

Ein seit Jahren bekanntes Leck im russischen Teil der Internationalen Raumstation ISS ist vor wenigen Wochen merklich größer geworden. Wenn der Bereich nicht abgeriegelt ist, entweichen inzwischen etwa 900 Gramm pro Tag. Das hat der ISS-Chef der NASA publik gemacht und gleichzeitig versichert, dass das keine Auswirkungen auf die Crew und den Betrieb hat.

Laut Joel Montalbano befindet sich das Leck im Bereich hinter einer Schleuse, der versiegelt werden kann. Als die russische Frachtkapsel Progress ausgeladen wurde, war er offen. Bis Anfang April soll er geschlossen bleiben. Montalbano versicherte in der Pressekonferenz anlässlich des nächsten bemannten Starts zur ISS, dass man gemeinsam mit der russischen Raumfahrtagentur an dem Problem arbeite und nach Lösungen suche.

Spacenews zufolge handelt es sich bei dem Leck um ein seit Jahren bekanntes Leck, das auch nach verschiedenen Reparaturversuchen nicht verschwinden will. Erst im November habe es von der NASA geheißen, dass das Problem "beherrschbar" sei und innerhalb der zulässigen Spezifikationen liege. Schon damals habe die US-Weltraumagentur erklärt, dass das damals merklich kleinere Leck untersucht werde. Gleichzeitig wurde aber versichert, dass das Leck selbst im Worst-Case-Szenario nur zu einer fehlenden Andockmöglichkeit an die ISS führen würde. Der Raumstation selbst drohten keine katastrophalen oder existenziellen Folgen, wenn es sich weiter vergrößert.

Das jetzt größer gewordene Leck ist nur eines in einer wachsenden Liste von Problemen mit russischer Technik auf der ISS. Erst im Herbst war dort ein Kühlmittelleck aufgetreten. Bei einem Weltraumspaziergang haben zwei Kosmonauten an dem betroffenen Kühler eine Vielzahl kleiner Löcher gefunden, die aussehen, als seien sie gebohrt worden. Das Leck war das dritte an einem russischen Bauteil innerhalb eines Jahres. Zuerst war ein an die ISS angedocktes Raumschiff irreparabel beschädigt worden, mit dem die drei Raumfahrer zur ISS geflogen waren. Zu ihrer Sicherheit wurde entschieden, ein Ersatzraumschiff unbemannt zur ISS zu schicken, um die Raumfahrer abzuholen. Dann war auch noch ein Leck an dem Frachtraumschiff Progress MS-21 aufgetaucht.

Russland hatte als Erklärung für die beiden ersten Lecks Einschläge von Mikrometeoriten ins Spiel gebracht, das wäre aber äußerst unwahrscheinlich. Anlässlich des dritten Lecks meinte der Raumfahrtexperte Jonathan McDowell, erst drei solcher Lecks würden zu Problemen führen: "Eins ist egal, zwei sind ein Zufall, bei dreien ist es etwas Systematisches." Insgesamt unterstrichen die Probleme die sinkende Zuverlässigkeit der russischen Weltraumtechnik. Russlands Raumfahrtindustrie leidet seit Jahren unter Geldknappheit, nach Beginn des vollständigen Einmarschs russischer Truppen in die Ukraine kam eine weitgehende Isolierung vom Rest der Welt hinzu. Lediglich bei der ISS gibt es aktuell noch eine Kooperation mit westlichen Partnern.

(mho)