Internet-Provider Thücob vergrault Power-User

Power-User beim Erfurter Internet-Anbieter Thücob werden abgestraft: Wer über 20 GByte im Monat überträgt, darf zurzeit nur noch HTTP und FTP via Proxy nutzen.

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Von
  • Urs Mansmann

Wer bei dem Erfurter Internet-Anbieter Thücob eine Flatrate für den T-DSL-Anschluss abschließt und gleichzeitig einen DSL-Anschluss bestellt, zahlt für die Flatrate nur 10 Euro im Monat. Wenn man der Werbeaussage Glauben schenken darf, gibt es kein Limit. Allerdings sollte man von der vermeintlich unbegrenzten Freiheit nicht wirklich Gebrauch machen, denn sonst gibt es auf die Finger: Power-User, deren Übertragungsvolumen über 20 Gigabyte im Monat liegt, werden ausgebremst. Statt des freien Web-Zugangs gibt es nur noch den Zugang via Proxy -- und der beherrscht nur FTP und HTTP. Thücob sperrt also seine Kunden beispielsweise von Tauschbörsen und Online-Spielen aus. Noch nicht einmal E-Mails anderer Anbieter, die einen POP3- oder IMAP-Zugang offerieren, können die so Abgestraften über diese Mail-Protokolle abholen, sondern nur noch über ein gegebenenfalls vorhandenes Web-Interface.

Das Unternehmen teilt dies immerhin ganz offen mit: "Die Einführung eines Proxy für einen Teil unsere Poweruser hat bei diesen zur Unzufriedenheit geführt. Wir haben aber auch ca. 4.000 zufriedene Kunden. Unsere Mitarbeiter werden vorrangig ihre Kraft für die Bedienung der zufriedenen Kunden einsetzen", heißt es in einer Mitteilung. Ganz offensichtlich will man die lästigen Poweruser loswerden, denn in der Meldung heißt es weiter: "Wer hat eine Antwort auf die einfache Frage: Warum wechseln die Kunden nicht einfach zu einem anderen Provider?"

Der scharfe Ton kommt nicht von ungefähr: Nach der Umstellung der Zugänge für die Power-User wurde das Klima zwischen Anbieter und Kunden frostig. Enttäuschte User riefen zu Attacken auf die Thücom-Webserver auf, die Firma hielt mit scharfen Verlautbarungen dagegen. Lutz Falkenburg, technischer Leiter von Thücob, verspricht indes ein Ende des Konflikts: "Ab Donnerstag (12.12.02) werden wir eine neue Lösung vorstellen, die auch den Power-Usern einen unbeschränkten Zugriff erlaubt." Im IRC will er an diesem Tag um 19 Uhr im Channel #thuecob Rede und Antwort stehen.

Den unbeschränkten Netzzugang gibt es bei Thücob bis dahin nur als Zuckerl für Kunden, die nicht zu viel surfen: "Diese optionale Leistung stellen wir Ihnen als Gegenleistung für die 'normale' Internetnutzung zu Verfügung", so eine weitere Verlautbarung auf der Webseite des Anbieters. In den AGB und sonstigen Produktinformationen auf der Webseite steht von der Leistungseinschränkung nichts, auch im Anmeldeformular für die Flatrate gibt es keinen Verweis auf gesonderte AGB für den Flatrate-Zugang. Ganz offensichtlich hat sich der Anbieter verkalkuliert und versucht nun, seine Kundenstruktur zu korrigieren, indem er diejenigen vergrault, die hohe Datenvolumina verursachen. Eine andere Chance hat der Anbieter kaum: Der Vertrag läuft mindestens ein Jahr. (uma)