Internet-Regulierung: Darf's ein bisschen weniger sein?

Auf der Domainpulse, dem Treffen der deutschsprachigen Domainregistries, sicherte das Bundeswirtschaftsministerium politische Unterstützung für das Ringen um ein Modell der gleichberechtigten Teilhabe bei der Internet Governance zu.

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Von
  • Monika Ermert

Die Internet Community darf Regulierungsabsichten der Regierung durchaus kritisch hinterfragen und "auch ein bißchen verhindern." Das sagte zum Auftakt des Domainpulse, des bereits traditionellen Treffens der drei deutschsprachigen Domainregistries – Switch, Nic.At und Denic – die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) Dagmar Wöhrl. Sie zeigte sich beeindruckt von den vorliegenden Zahlen des .de-Markts. Das DeNIC ist mit 9,5 Millionen die größte Länderregistry und nach VeriSign die zweitgrößte Registry überhaupt.

"Dahinter steckt natürlich eine Menge Arbeit", gratulierte Wöhrl und ermunterte die Branche, auch angesichts der positiven gesamtwirtschaftlichen Werte des deutschen ITK-Marktes für ein Mehr an Selbstregulierung zu werben. International werde die EU im Bereich Internet Governance weiter für ein Modell der gleichberechtigten Teilhabe werben, auch gegen zu erwartende Kontroversen mit US-Amerikanern. Demnächst stehen die erste Vorbereitungssitzung des neuen Internet Governance Forums an, das die EU und viele Entwicklungsländer beim Weltgipfel der Informationsgesellschaft (WSIS) gegen den Widerstand der US-Regierung durchgeboxt haben.

DeNIC-Chefin Sabine Dolderer berichtete zum Auftakt von dem auf elf internationale Standorte erweiterten DNS-Netz des DeNIC, das für viel Redundanz, kleinste Zugriffszeiten und immer korrekte Daten sorgen soll. In Asien und Lateinamerika soll noch nachgerüstet werden, für den amerikanischen Kontinent geht das DeNIC nach Miami. Damit will man darauf reagieren, die vom RIPE-NCC beobachteten längeren Zugriffszeiten auch dort zu senken. Über das RIPE-Monitoring, betonte Dolderer, lasse sich auch jederzeit der Status der Denic-Nameserver überprüfen.

Der vielleicht größte Erfolg des DeNIC seit dem letzten Domainpulse ist der für April vorgesehene Übergang von ENUM – den als Domains eingetragenen Telefonnummern – in den Wirkbetrieb, für den die Genossenschaft praktisch problemlos die Zustimmung von Bundesnetzagentur und Bundeswirtschaftsministerium erhalten hat. Lediglich ein Mobilfunkbetreiber habe bei noch der kurz vor Weihnachten von der Bundesnetzagentur durchgeführten Ausschreibung Einwände gegen das vom DeNIC vorgeschlagene Betriebskonzept gehabt, meinte Dolderer – "und die konnten ausgeräumt werden." Die DeNIC-Vorstandsfrau sagte, man habe der Anforderung nach Wettbewerb dadurch entsprochen, dass man möglichst viele Aufgaben im ENUM-Geschäft an Registrare und den sich für mögliche Dienste beteiligten Anbietern vergeben habe, von Validierungsdienstleistern bis zu Telekommunikationsunternehmen. Noch muss sich der Markterfolg der .de-Domain für die ENUM-Telefondomains einstellen, vorerst gibt es lediglich 3600 davon. Dolderer griff die Anregung der Staatssekretärin aber gerne auf: "Wir werden die Regulierungsanstrengungen weiter kritisch verfolgen."

Die Entwicklung des ENUM-Geschäfts, neue Top Level Domains und die politischen Folgen des Weltgipfels WSIS stehen in den kommenden zwei Tagen auf dem Programm des Domainpulse. Morgen soll eine Runde von Parlamentariern Antworten auf die Frage geben: "Muss man Angst haben vor dem Internet?" (Monika Ermert) / (ssu)