Internet-Telefonie: Der Massenmarkt im Visier

Auf dem ENUM-Tagen des DeNIC zeigten sich Anbieter und Projektbetreiber optimistisch, dass unter anderem die Telefonnummern-Domains nach ENUM einen Massenmarkt für Voice-over-IP-Dienste schaffen.

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Von
  • Monika Ermert

Nach Freenet werden bald weitere Internet-Provider in Deutschland mit Voice-over-IP-Angeboten auf den Markt gehen, erklärte beim zweiten ENUM-Tag der .de-Registry DeNIC Jiri Kuthan, technischer Leiter und Mitbegründer des Fraunhofer-Spinoff IPTel. "Vor einem Jahr hätte ich das noch nicht gesagt, aber heute ist die Aufbauphase abgeschlossen. Das operative Geschäft hat begonnen", meinte Kuthan. Noch könne man das SIP-Telefon nicht beim Mediamarkt kaufen, "aber wir sind auf dem Weg dahin." Das Session Initiation Protocol (SIP) setzt sich für VoIP immer weiter durch; ENUM-Telefondomains sollen zudem nach Ansicht von Kuthan durch die Aufhebung der Grenzen zwischen klassischer und Netztelefonie helfen.

Nicht nur bei Vorreitern wie Pulver.com oder texanischen Service-Providern finden die SIP Express Router (SER) von IPTel inzwischen Absatz. Endlich, so Kuthan, wachse auch die Nachfrage bei deutschen Providern. Eine ganze Reihe von Anbietern werde in nächster Zeit ihre DSL-Offerten durch VoIP-Dienste aufwerten. IPTel, das derzeit die Ausgründung aus der Fraunhofer Gesellschaft abschließt, will die nächste Generation der SERs nicht mehr als Open Source anbieten. Diese sei speziell darauf ausgelegt, dass Provider eigene Services aufsetzen konnten.

Stefan Dieterle, einer der ENUM-Projektleiter beim DeNIC, meinte, angesichts der angebotenen freien SIP-Adressen und der relativ einfachen Installation von SIP-Clients sei es inzwischen nicht mehr schwer "von jetzt auf nachher" VoIP zu implementieren. Beim DeNIC erwägt man nach dem Ausbau des hausinternen Einsatzes von VoIP das Aufsetzen eines eigenen SIP-Servers für die Mitglieder. Daneben will man am Projekt Freenum teilnehmen, das die kostenlose Anwahl freier 0800-Nummern in den USA über einen Server beim DeNIC ermöglichen soll.

Kostenlos übers Internet telefonieren können seit dem ersten März die Studierenden und Lehrenden der Universität des Saarlandes. Die E-Mail-Adresse der Studierenden dient ihnen dabei gleichzeitig als SIP-Adresse, sagte Edgar Scherer vom dortigen Rechenzentrum, das sein Konzept auch auf der CeBIT vorstellt. Per Softphone können sie so übers Netz telefonieren. Über die Open-Source-Lösung Asterisk hat das Rechenzentrum auch die vorhandenen Telefonanlagen SIP-fähig und aus dem Netz heraus erreichbar gemacht. Asterisk unterstützt auch die DNS-Abfragen bei der DeNIC-Datenbank auf der Suche nach der günstigsten Verbindung zum Gesprächspartner. Ist dort ein Eintrag vorhanden, der auf ein Netztelefon zeigt, kann ums klassische Telefonnetz herumgeroutet werden.

Asterisk unterstützt nicht nur SIP, sondern auch H.323 und andere Telefonie-"Sprachen"; es gewann bei der Präsenatation durch den deutschen Asterisk-Entwickler Klaus Peter Junghanns auch den Kampf gegen die Network Adress Translation (NAT) des Konferenzhotels. Viele Features der Software können die Studierenden allerdings noch nicht nutzen. Anrufe beim POTS (plain old telefone system) sind den Studierenden nicht erlaubt. Die Kosten dafür wären zu hoch, meint Scherer. Anders entschieden hat sich in diesem Fall die Uni Wien, sie erlaubt auch Anrufe in die große weite Telefonwelt. (Monika Ermert) / (jk)