Stolpersteine auf dem Weg zu Telefonnummern-Domains

Die Überwindung der Netzgrenzen per ENUM-Adressierung über entsprechende Gateways zwischen Internet und klassischem Telefonnetz geht noch immer langsam voran.

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Von
  • Monika Ermert

120 Teilnehmer kamen zum zweiten ENUM-Tag der .de-Registry DeNIC. Doch die Überwindung der Netzgrenzen per ENUM-Adressierung über entsprechende Gateways zwischen Internet und klassischem Telefonnetz geht noch immer langsam voran. ENUM (tElephone NUmber Mapping) soll als einheitlicher Directory-Service das Auffinden und Adressieren von Personen erleichtern. In dem Directory legt man seine Kontaktdaten wie Mobil- und Festnetznummern, E-Mail-Adressen, Websites et cetera ab und kann sie selbst pflegen. Außerdem wird angegeben, wie man zu einem bestimmten Zeitpunkt bevorzugt kontaktiert werden möchte. Der Zugriff auf den Datensatz erfolgt über die Telefonnummer, die beispielsweise ein spezieller Mailclient ins ENUM-Adressformat wandelt. Er kann dann eine Nachricht gemäß den Vorgaben des Empfängers automatisch als E-Mail, als SMS oder als Fax an eine Nummer daheim, im Büro oder im Hotel zustellen.

228 Hauptnummern hat das DeNIC derzeit im Testbetrieb unter .9.4.e164.arpa eingetragen. Über T-Systems Nova hatten Anfang März 149 Endkunden ihre Rufnummern als Domains eintragen lassen. Während Kunden möglicherweise erst mit einer neuen Voice-over-IP-Welle auf ENUM aufmerksam werden, ist für die Provider derzeit vor allem ein Problem noch gar nicht gelöst: die Validierung der Rufnummern, die absichern soll, dass nur der Inhaber einer Rufnummer die entsprechende ENUM-Domain registrieren soll.

"Wir haben noch kein einheitliches System", sagt Stefan Dieterle, einer der ENUM-Projektleiter beim DeNIC. Einziges derzeit aktiv eingesetztes Modell ist die Validierung über die T-Com, die den Registrierwunsch durch einen Abgleich mit vorhandenen Vertragsdaten der eigenen Kunden überprüft. Kunden anderer Netzbetreiber sind bis nach Ende des Versuchs darauf angewiesen, dass ein anderer Provider irgendeine Form von Validierung vornimmt. Einigkeit darüber, wie das zu geschehen habe, gebe es nicht, erklärte Denic-Chefin Sabine Dolderer. Sie riet dazu, Schadensszenarien zu erstellen, damit klar wird, was im Falle von Falscheinträgen passieren kann.

Ein wenig entschärft werden könnte das Problem durch die geplanten neuen Rufnummern, die die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) eigens für neue Services einrichten will. Die 032-Rufnummern sollen bundesweit ohne Ortsbezug vergeben werden können. Die RegTP will damit unter anderem den Ansturm auf Rufnummern im Ortsnetz auffangen, denn die Praxis von Anbietern wie Sipgate, die klassischen Nummern ortsunabhängig zu vergeben, ist den Regulierern ein Dorn im Auge. Mirko Paschke, bei der RegTP zuständig für Grundsatzfragen der Nummerierung sagte, für Anbieter wie Sipgate werde es dann eine Übergangslösung geben müssen. Den Regulierern ist auch die Vergabe von Rufnummern unabhängig von Ländergrenzen alles andere als geheuer. Die 032-Nummern sollen nur innerhalb Deutschlands vergeben werden.

Doch bis die neuen Nummern kommen, kann es noch dauern. Paschke wollte keine Zusagen machen. Schlechte Erfahrungen mit Mehrwerte-Nummern habe die Behörde vorsichtig gemacht. Zudem sollen nur Netzbetreiber Anspruch auf die Zuteilung von 032-Blöcken haben. Für klassische Internet-Provider ist das zumindest eine gewisse Hürde. Sie müssen laut der geplanten Verordnung die "Funktionshoheit" über ihr Netz haben, betont Paschke. Eine Verbindung zum öffentlichen Telefonnetz müsse ohnehin hergestellt werden. "Der Schritt zum Netzbetreiber ist vielleicht gar nicht mehr so hoch", so Paschke. Mit der Neuregelung des TKG werde der Begriff im Übrigen ohnehin noch einmal auf dem Prüfstand stehen.

Doch auch was mit einem "neuen" Status des Netzbetreibers an weiteren Anforderungen auf die Provider zukommt, ist nicht klar. Über Möglichkeiten von Überwachungsmaßnahmen bei VoIP denkt derzeit nicht nur die US-Regulierungsbehörde FCC nach. Auch bei der VoIP-Konferenz der EU Kommission am Montag in Brüssel stand die Frage nach einer harmonisierten Regelung dazu im Raum. (Monika Ermert) / (jk)