Internet für die nächste Milliarde Nutzer
Die Mobilfunkbranche hat neue Märkte im Visier: Mit dem Handy kommt der Internetzugang in die Schwellenländer. Dabei gibt es unterschiedliche Vorstellungen, wie dieser Zugang aussehen soll. Mozilla will das Netz von allen Fesseln befreien.
Wieviel Handy braucht der Mensch? Mindestens eins, finden die Handyhersteller. Weil es nicht so leicht ist, den Kunden in den Industrienationen ein zweites oder drittes Handy zu verkaufen, blickt die Branche auf die Schwellenländer. In diesen aufstrebenden Regionen gibt es eine Menge Menschen, die noch kein Handy haben. Das soll sich ändern.
In vielen Schwellenländern spielt das Handy eine wichtige Rolle nicht nur als Kommunikations-, sondern auch als Zahlungsmittel. Mit Payment-Diensten lassen sich Zahlungen auch mit einfachen Handys abwickeln. Weil viele Menschen in den Schwellenländern kein Konto haben, erfüllt das Handy eine lebenswichtige Funktion. Dazu kommt eine junge Generation, für die das Handy der erste und oft einzige Möglichkeit ist, ins Netz zu gehen.
Die Strategie des finnischen Herstellers Nokia zum Beispiel besteht neben dem Smartphone-Geschäft daraus, mit günstigen, aber leistungsfähigen Geräten "die nächste Milliarde" Menschen ins Netz zu holen. Auch die Besitzer von Einfachhandys sollen Apps kaufen und installieren können. "Ein Handy verbindet sie mit dem Netz", sagte Nokia-Chef Stephen Elop am Dienstag auf dem Mobile World Congress (MWC) in Barcelona.
Das erste Handy muss dabei nicht mehr als 15 Euro kosten. So etwa wie das von Nokia vorgestellte Modell 105. Die Finnen haben mit der Asha-Familie eine Reihe von Series-40-Handys im Portfolio, die Smartphone-Qualitäten aufweisen. Der nächste Schritt ist für Elop: Das Geschäft mit Apps auf Einfachhandys zu bringen.
Für Mozilla-CEO Gary Kovacz gibt es einen besseren Weg: "Das Netz direkt aufs Handy bringen" – und nicht eine durch welchen Plattformbetreiber auch immer gefilterte Version. Firefox OS präsentiert sich auf dem Mobile World Congress als genügsames Betriebssystem, dass wenig Ansprüche an die Technik stellt und sich damit auch für den Einsatz in Schwellenländern anbietet. Die Netzbetreiber zeigen sich überaus interessiert.
Kovacz erwartet, dass sich die Zahl der Web-Nutzer weltweit von derzeit rund zwei Milliarden Menschen in fünf Jahren verdoppelt hat. Dabei will Mozilla eine andere Rolle spielen als die etablierten Systeme. "Zwei große Unternehmen haben vorgemacht, wie es geht", sagte Kovac und meinte damit wohl Apple und Google. "Aber müssen wir ihnen folgen?" Mozilla will mit Firefox OS nicht eine weitere Plattform für Apps errichten, die dann "Daten aus dem Internet ziehen". Firefox OS "ist nicht ein weiteres Ökosystem", betont Kovacz. "Es ist das Internet." (vbr)