Internet ist wichtigstes Informationsmedium – bei Jüngeren siegt Instagram

Die Relevanz des Internets zur Orientierung übers Zeitgeschehen ist laut den Medienanstalten erstmals höher als die des Fernsehens. X ist kaum noch gefragt.

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(Bild: fizkes / Shutterstock.com)

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Das Internet hat in der deutschen Gesamtbevölkerung ab 14 Jahren erstmals das Fernsehen als Informationsmedium mit der höchsten Tagesreichweite überholt. 51,5 Prozent der Bundesbürger orientieren sich über Online-Quellen über das Zeitgeschehen, während es übers TV nur noch 50,3 Prozent tun. Das geht aus der repräsentativen Mediengewichtungsstudie für das erste Halbjahr 2023 hervor, die die Landesmedienanstalten am Dienstag zusammen mit dem Vielfaltsbericht 2023 veröffentlicht haben. Sie untersuchen mit Umfragen seit acht Jahren, welches Gewicht Medien für die Meinungsbildung haben und welche Rolle dabei globale Internet-Plattformen spielen.

Rund jeder dritte 14- bis 29-Jährige (30,9 Prozent) informiert sich demnach über Instagram – dreimal so viel wie in der Gesamtbevölkerung (9,8 Prozent). Das zum Meta-Konzern gehörende soziale Netzwerk ist so der "Infosieger" bei den unter 30-Jährigen bei originären Online-Angeboten.

Im Vergleich zum Vorjahr informieren sich allerdings insgesamt weniger Menschen in den Medien über Entwicklungen in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur aus Deutschland und der Welt. Mit 86 Prozent der Bevölkerung (2022: 89 Prozent) liegt die informierende Tagesreichweite nur noch knapp über dem Niveau vor Corona (2019: 84,4 Prozent). Das Nachlassen der Pandemie und der weitgehende Stillstand im Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine lösen weniger Informationshunger aus. 2022 war das Fernsehen zwar noch Informationsmedium Nummer 1: Knapp 56 Prozent der Bundesbürger ließen sich darüber täglich über das Zeitgeschehen aufklären. Bei den unter 50-Jährigen lag das Internet aber schon damals vorn. Insgesamt besorgten sich 2022 53 Prozent der Bevölkerung darüber Nachrichten.

41,8 Prozent der Bundesbürger empfinden den aktuellen Resultaten zufolge das Internet auch subjektiv als wichtigstes Informationsmedium. Für 29,8 Prozent trifft dies beim Fernsehen zu, für 15,2 Prozent bei der Tageszeitung. TV, Internet und Zeitung zeigen nach wie vor einen klaren Zusammenhang zum Alter: Je jünger die Nutzer sind, desto stärker nehmen sie Informationen über das Internet wahr: 70,9 Prozent liegt die Tagesreichweite bei den unter 30-Jährigen. Ältere bevorzugen dagegen stärker TV und Zeitung. Bei den 14- bis 29-Jährigen hat das Internet auch deutlich das höchste potenzielle Meinungsbildungsgewicht und legt weiter zu auf 62,6 Prozent. TV verliert an Relevanz und liegt aktuell knapp hinter dem Radio auf Rang 3. Bei den ab 50-Jährigen bleibt TV das Medium mit dem höchsten Meinungsbildungsgewicht, die Tendenz ist aber abnehmend.

Online nutzen alle Altersgruppen Angebote von klassischen Medien wie Tageszeitungen, Fernsehsender und Zeitschriften am stärksten. 5,1 Prozent der unter 30-Jährigen informieren sich aber schon ausschließlich über originäre Online-Angebote. Bei der allgemeinen Nutzung von Online-Diensten wie sozialen Netzwerken, Messaging und Suchmaschinen bleibt WhatsApp an erster Stelle mit knapp über 60 Prozent, dicht gefolgt von Google mit nun 57,7 Prozent (2022: 58,3 Prozent). YouTube folgt auf Platz 3 mit ebenfalls leicht rückläufiger Nutzung (33,3 statt 35,8 Prozent). Der Abstand zwischen Instagram und Facebook verringert sich aktuell wieder leicht mit (24,9 beziehungsweise 20,4 Prozent).

Die Tagesreichweite zu informierenden Zwecken ist aktuell bei den meisten dieser sogenannten Intermediäre stabil. Google und YouTube landen bei allen Altersgruppen auf Rang 1 und 2 mit leicht rückläufigen Nutzungsquoten von 23,3 beziehungsweise 11,2 Prozent. Instagram folgt auf Platz 3. Bei den 14- bis 19-Jährigen erleiden Google, YouTube, TikTok und Facebook bei der Info-Nutzung Reichweitenrückgänge, nur Instagram kann seine Anziehungskraft steigern und so das Siegertreppchen in dieser Altersstufe erklimmen. TikTok landet hier mit 11,7 Prozent auf Platz 4. Die allgemeine Tagesreichweite von X (vormals Twitter) liegt bei 3,6 Prozent, mit abnehmender Tendenz. Nur 2,6 Prozent der ab 14-Jährigen nehmen darüber Informationen zum Zeitgeschehen wahr (2022: 3,3 Prozent). Wolfgang Kreißig, Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten, beteuerte angesichts der Ergebnisse: Den Zugang zu verlässlichen Informationen und deren Auffindbarkeit zu garantieren, "ist und bleibt eine der wesentlichen Aufgaben" der Medienwächter.

(olb)