Intershop räumt im Vorstand auf

In Jena ist der Intershop-Gründer Stephan Schambach wieder für das operative Geschäft verantwortlich.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 67 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Marc-Oliver von Riegen
  • dpa

Die angeschlagene Softwareschmiede Intershop aus Jena hat nach enttäuschenden Umsätzen Konsequenzen gezogen und sich von Vorstandsmitglied Wilfried Beeck getrennt. "Das möchte ich nicht kommentieren", sagte Intershop-Sprecher Heiner Schaumann am Samstag der Nachrichtenagentur dpa in Jena. Intershop steckt in den roten Zahlen und hatte ein moderates Umsatzwachstum im vierten Quartal angepeilt. "Das ist nicht eingetreten", sagte Schaumann. Vorstandschef Stephan Schambach ist nun wieder für das operative Geschäft verantwortlich. Der ehemalige Europa-Präsident, Michael Tsifidaris, scheidet ebenfalls aus. Dagegen kehrt Bernhard Marbach als Vertriebschef Europa wieder zurück.

"Schambach räumt auf", kommentierte ein Fachmann den Wirbel in der Vorstandsetage. Der Intershop-Gründer steht an der Spitze des neuen Management-Teams. Vor knapp einem Jahr sollte eine Neuordnung an der Spitze schon einmal den Weg aus der Krise weisen. Intershop-Gründer Schambach übergab die Verantwortung für den operativen Bereich an Mitbegründer und Finanzvorstand Beeck. Schambach wollte sich stärker um die Strategie des einstigen Börsenstars am Neuen Markt kümmern. "Man darf hier keine Wunder erwarten", sagte Beeck damals. Nun berichten die einzelnen Geschäftsbereiche direkt an Schambach.

Im vierten Quartal wollte Intershop eigentlich schwarze Zahlen schreiben. Daraus wird nichts. Der Vorstand hatte die Erwartungen nach unten geschraubt und angekündigt, schwarze Zahlen würden nicht erreicht. Für das vierte Quartal rechnet das Unternehmen mit einem Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von acht bis neun Millionen Euro. Der Umsatz soll bei zwölf bis 13 Millionen Euro liegen. Am Dienstag will Intershop genaue Zahlen veröffentlichen. Der Jahresumsatz soll bei 70 Millionen Euro nach 123 Millionen Euro im Jahr 2000 liegen. Intershop hatte Ende Oktober vergangenen Jahres rund 770 Beschäftigte weltweit. Anfang 2001 waren es noch etwa 1000.

Der Hersteller von Software für den Internet-Einkauf will sich weiter auf Europa konzentrieren. "Im Europa-Geschäft müssen wir Stärke zeigen", sagte Schaumann. Nach dem Einbruch im US-Markt im Jahr 2000 war das die Strategie, um den europäischen Markt zu halten und auszubauen. "Es ist uns gelungen, noch stärker zu werden", sagte der Sprecher. Allerdings seien auch in Europa die erhofften Zahlen nicht erreicht worden. Europa-Präsident Tsifidaris musste nun seinen Hut nehmen. Der neue Vertriebschef Europa, Marbach, ist ein bekanntes Gesicht bei Intershop: Der frühere Europa-Chef hatte das Unternehmen zwischenzeitlich aus gesundheitlichen Gründen verlassen. (Marc-Oliver von Riegen, dpa) / (mw)