Intershop sucht mit neuen Produkten die Wende

Das Jenaer Softwarehaus sieht sich selbst mit neuen Integrationslösungen als Komplettanbieter fürs E-Business.

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Es war ein "sehr schwieriges Jahr", meinte der fürs operative Geschäft zuständige Intershop-Manager Wilfried Beeck im Rückblick auf die Konsolidierungsphase der vergangenen Monate in der E-Business-Branche. Nun will das Jenaer Softwarehaus mit drei neuen Lösungen für sein zwei Jahre altes Hauptprodukt Enfinity den Weg aus der Krise schaffen und Online-Unternehmen bei der Kostenminimierung helfen. So hat das in den Niedergangssog der New Economy geratene Unternehmen am heutigen Dienstag in Berlin Komponenten vorgestellt, mit denen Firmen ihre verschiedenen E-Commerce-Projekte zentral steuern, Inhaltsmanagement betreiben und Vertriebslösungen (E-Procurement) integrieren können. Gleichzeitig will Intershop damit als Komplettanbieter auftreten, der alle E-Business-Prozesse mit der Enfinity-Lösung abdeckt.

Intershop-Chef Stephan Schambach wirkte sichtlich erleichtert, nach all den schlechten Nachrichten über nicht erfüllte Quartalserwartungen endlich mal "wieder über Produkte zu sprechen." Als wäre im vergangenen Jahr nichts Gravierendes am Neuen Markt geschehen, gab sich der Firmen-Visionär missionarisch und schwärmte vom "connected enterprise", das Intershop mit seinen Neuvorstellungen nun endlich ermöglichen will. Das Verlockende daran seien vor allem die immensen "Betriebskosteneinsparungen", die Unternehmen durch eine bessere Integration ihrer häufig in einzelnen Inseln getrennt ablaufenden E-Business-Projekten realisieren könnten. Michael Tsifidaris, Geschäftsführer für Zentraleuropa, nimmt sogar das R-Wort in den Mund -- obwohl man heutzutage ja nicht mehr von Internet-Revolutionen sprechen dürfe.

Besonders stolz sind die Jenaer auf den Enfinity-Zusatz MultiSite. Er "erlaubt", so Schambach, "mehrere E-Commerce-Aktivitäten auf einem System zu betreiben." Kunden wird es damit möglich, ein zentrales Business-Konzept online zu entwickeln und allen ihren Schaufenstern im mobilen oder stationären Internet zur Verfügung zu stellen. "Alle Prozesse können auch von Niederlassungen in anderen Ländern gemeinsam genutzt werden", erläutert der Intershop-Chef.

Rund anderthalb Jahre nach dem damals noch in Aktien getätigten Aufkauf des Berliner Startups Subotnic kann Enfinity seit neustem zudem mit einem Bestandteil fürs Content Management aufwarten. Nun stehen hinter Shopping-Sites in der Regel zwar keine eigenen Redaktionen, die für täglich frische News sorgen. Doch das hauptsächlich auf XML basierende Tool für die Inhalte sorge dafür, dass die aus zahlreichen Quellen wie der Marketing-Abteilung, der Produktinformation oder der Katalogverwaltung stammenden Daten vor den Augen des Kunden passend zusammengeführt werden. Dazu kommt weiterhin eine Procurement-Lösung, mit der auch die Zulieferer in das Online-Business von Firmen einbezogen werden können.

Für das Design der neuen Komponenten hat das Unternehmen, das seine Verkaufserwartungen in den letzten Quartalen wiederholt nach unten korrigieren musste und pro Jahr zwischen 12 und 18 Millionen Euro im Bereich Entwicklung ausgibt, sich gut anderthalb Jahre Zeit gelassen. Tsifidaris sieht Intershop damit auf einem guten Weg, sich als innovatives Software-Unternehmen zu behaupten. "Wir haben erfolgreich der Versuchung widerstanden, uns auf den Service-Bereich zu konzentrieren", sagte der Kaufmann mit Seitenblick auf die dahinsiechende Web-Berater-Konkurrenz. Wann Intershop "die Ernte einfahren" kann, wollte Finanzchef Beeck allerdings offen lassen. Die Jenaer setzen darauf, dass Firmen laut Schambach "über 50 Prozent" ihrer bisherigen E-Business-Aufwendungen mit der Enfinity-Generalüberholung sparen können. (Stefan Krempl) / (jk)