Interview mit der Kodak-City-Fotografin Leutenegger: "Wie eine Reise in die Vergangenheit"

Blattgold an den Wänden, Auslegeware auf dem Boden: Die Schweizer Fotografin Catherine Leutenegger zeigt das Ende des früheren Technologie-Vorreiters Kodak - und einer ganzen Stadt.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Kristin Haug
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Catherine Leutenegger, Jahrgang 1983, lebt und arbeitet als Fotografin in Lausanne. Im Jahr 2007 nahm sie an einem "Artist in Residency"-Programm teil und lebte sechs Monate in New York City. Mit "The Kodak City" zeigt sie die Veränderungen, die die digitale Revolution mit sich bringt. Zudem beschäftigt sie sich generell mit dem Thema Fotografie im Wandel der Zeit. Kristin Haug hat sie für seen.by im Juni 2014 interviewt:

Frau Leutenegger, Sie sind nach Rochester im US-Bundesstaat New York gefahren, wo das Fotografie-Unternehmen Kodak entstanden ist und 2012 Konkurs anmelden musste. Welchen Eindruck hatten Sie von der Stadt?

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Leutenegger: Es war ziemlich traurig und deprimierend dort. Ich war das erste Mal im März 2007 da – vielleicht hat das trübe Wetter meinen Eindruck von einer grauen Stadt noch verstärkt. Das Zentrum, Downtown Rochester, ist ziemlich klein. Im Finanzviertel gibt es einige Bürotürme, aber kaum Menschen auf der Straße. Ich kam gerade aus Manhattan, wo ich seit einigen Monaten lebte, da hat mich die Leere der Stadt sofort runtergezogen.

Haben die Menschen verstanden, warum Sie dort Fotos machten?

Leutenegger: Die Einwohner der Stadt haben schon verstanden, dass ein großer Umbruch in der Geschichte der Fotografie stattfindet und dass es wichtig ist, diese Revolution festzuhalten. Aber es war schwer, Kodak verständlich zu machen, was ich zeigen wollte. Es war nicht leicht, die Erlaubnis dafür zu bekommen, im Unternehmen fotografieren zu dürfen.

Warum?

Leutenegger: Kodak wollte nicht, dass ich etwas zeige, durch das das Ansehen des Unternehmens beschädigt werden könnte. Auf dem Industriegelände wurde ich die ganze Zeit begleitet. Es war nicht einfach, die Arbeiter vom künstlerischen und historischen Wert meines Projektes zu überzeugen. Die hatten mit anderen Problemen zu tun, sie wollten das Image eines führenden Unternehmens aufrechterhalten.