Investoren lassen Loewe verhungern

Loewe hat schauderhafte Jahre hinter sich. Der TV-Hersteller aus Franken hat Hunderte Mitarbeiter vor die Tür gesetzt, Strategien verändert und Ausschau nach Rettern gehalten. Nun, nach einem weiteren Rückschlag, geht die Suche weiter - Ausgang offen.

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Von
  • Sebastian Raabe
  • dpa
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Loewe

1923 haben die Brüder Siegmund Loewe und David Ludwig Loewe in Berlin die Radiofrequenz GmbH gegründet und bauten zunächst Radios. Es folgt eine wechselvolle Geschichte, das Unternehmen macht unter anderem mit dem ersten europäischen Videorekorder und dem ersten tragbaren Fernseher Furore. 2004 gerät Loewe in Geldnöte, der japanische Konzern Sharp kauft sich bei den Franken ein. 2010 macht Loewe Verluste, der Chef wird ausgewechselt, 2012 wiederholt sich das.

Ausgerechnet Panthera sollte Loewe retten. Doch das Projekt Hoffnung für die bereits dramatisch zusammengeschmolzene Belegschaft des fränkischen Fernsehgerätebauers ist noch vor dem Start wieder vorbei. Panthera - die lateinische Bezeichnung für Großkatzen - trat am Montagabend vom schon notariell beglaubigten Kaufvertrag zurück.

Die Käufergesellschaft um den früheren Europa-Chef des Computerriesen Apple, Jan Gesmar-Larsen, gibt Loewe und den Banken die Schuld. Loewe hingegen fährt die Krallen aus und prüft rechtliche Schritte gegen die vermeintlichen Retter. Für das krisengeschüttelte Traditionsunternehmen ist es ein neuer Tiefpunkt.

Seit Jahren geht es mit Loewe bergab. Neben Anbietern wie Metz sind die Oberfranken die letzten der alten deutschen TV-Gerätehersteller. Zu Zeiten der Röhrenfernseher waren die Deutschen durchaus eine Macht auf dem Markt. Doch von Ruhm und Glanz ist wenig über: Saba, Grundig oder Nordmende sind Geschichte oder an ausländische Massenhersteller verkauft – zu spät der Einstieg ins Flachbildschirm-Geschäft, zu groß der Druck der asiatischen Riesen wie Samsung oder Panasonic. Diese fertigen riesige Mengen zu niedrigen Kosten, dazu kommt ein unerbittlicher Preiskampf. 2013 spitzte sich die Lage weiter zu.

Im Frühjahr 2013 schockte Loewe mit der Nachricht, die Hälfte des Grundkapitals sei bald aufgezehrt. Die Suche nach einem Retter begann. Im Oktober folgte der Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung. Nach einigem Hin und Her bekam Mitte Januar Panthera den Zuschlag: für die verbliebenen wenigen hundert Mitarbeiter ein Zeichen der Hoffnung, auch wenn weitere 120 der 550 noch von Bord gehen sollten. Nach Angaben von Panthera-Vertreter Stefan Kalmund stimmten 99 Prozent der Beschäftigten den Plänen zu. Das sei eine von drei Bedingungen gewesen, die im Kaufvertrag vereinbart wurden.

Eine weitere – die Zustimmung des Gläubigerausschusses – sei ebenfalls sofort erfüllt worden. Die dritte Hürde sei gewesen, dass die Banken die nötigen Sicherheiten für das Konzept freigeben. "Das ist Aufgabe des Verkäufers gewesen", sagt Kalmund. Doch Loewe habe das nicht geschafft. Ohne diese Sicherheiten könne der Deal aber nicht über die Bühne gehen. Bereits vor zwei Wochen habe man darüber miteinander gesprochen. Eine Lösung sei nicht gefunden worden, daher habe man sich entschlossen, vom Rücktrittsrecht Gebrauch zu machen. "Wir bedauern das wirklich sehr", sagt Kalmund.

Bei Loewe sieht man das ganz anders. Für den Rücktritt vom Kauf gebe es "keinen Rechtsgrund", man akzeptiere dies nicht und prüfe rechtliche Schritte. Dem Vernehmen nach soll es Panthera nicht geschafft haben, den Banken nachzuweisen, dass die Gesellschaft über das nötige Kapital verfüge. Im Klartext: Panthera soll nicht genug Geld aufgetrieben haben, heißt es in informierten Kreisen.

Nun geht die Investorensuche dort weiter, wo sie beim Zuschlag an Panthera aufgehört hatte. So seien mit dem Bieter, der damals nicht zum Zuge gekommen sei, Gespräche aufgenommen worden, sagt ein Loewe-Sprecher. Eine Einigung sei möglich, im Frühjahr solle die Rettung stehen.

Über den Berg sind die Franken dann aber wohl noch immer nicht. Das Geschäft braucht neue Impulse, das Vertrauen in die Marke muss bei den Kunden wiederhergestellt werden. Der Ausgang ist offen. (jk)