Irak-Krieg: Ansturm auf Informationen im Internet
Seit Beginn des Irak-Kriegs suchen viele Internet-Nutzer Informationen auf den Webseiten von Nachrichtenangeboten.
Das Internet hat sich zum Beginn des Irak-Krieges erneut als besonders schnelles Informationsmedium erwiesen. In der Nacht zum Donnerstag verzeichneten die großen Nachrichtenportale einen verstärkten Besucheransturm. "Das Interesse unserer Kunden war sehr groß, zumal der Kriegsbeginn in der Nacht passierte", sagte heute Gerd Weimer, Nachrichten-Chef von T-Online, gegenüber dpa.
Das Internet bewähre sich als "einzigartige Informationsquelle", sagte Mathias Müller von Blumencron, Chefredakteur von Spiegel online. "Die Leute in den Büros können ja meist nicht auf Radio oder Fernsehen zugreifen." Als einzige und schnelle Quelle bleibe dann oft das Internet.
"Wir haben seit den frühen Morgenstunden einen deutlich stärkeren Zugriff verzeichnet", sagte Martin Jung, Chefredakteur von Süddeutsche Zeitung online in dem dpa-Gespräch. Jedoch habe man den Ansturm höher erwartet. "Das hat sicherlich damit zu tun, dass diesmal wohl jeder mit dem Kriegsbeginn gerechnet hat, so dass der Überraschungseffekt nicht sehr hoch war." Auch das Portal Tomorrow Focus bewältigte nach Angaben des Stellvertretenden Chefredakteurs Florian Stadel mit einer Verdoppelung eine "erhebliche Steigerung der Abrufzahlen".
Das Internet-Portal T-Online verzeichnete in den vergangenen drei Tagen nach Angaben von Weimer einen Zugriffs-Zuwachs von 100 bis 150 Prozent. Innerhalb von sechs Stunden hätten sich allein 30.000 Nutzer aktiv an einer Umfrage über die mögliche Länge des Krieges beteiligt. In den Nachrichtenforen seien in den vergangenen zwei Wochen rund 10.000 neue Beiträge eingelaufen. "Spiegel online" nahm bereits seit Wochen einen kontinuierlichen Anstieg der Nutzung ihres Angebots wahr. "Seit Januar haben sich die täglichen Zugriffe verdoppelt", sagte Müller von Blumencron. Diese Menge sei zuletzt am Tag nach dem 11. September 2001 erreicht worden. "Am Dienstag haben wir 9 Millionen Page Impressions gezählt."
Auf sprunghaft ansteigende Besucherzahlen sind die Nachrichtenseiten im Internet heute gut gerüstet. "Am 11. September 2001 war man oft dem großen Ansturm noch nicht gewachsen", sagte Stadel. Heute habe Tomorrow Focus dagegen nicht einmal Probleme mit umfangreichen Fotostrecken. "Mit unserem skalierbaren Serverkonzept haben wir für solche Ereignisse gut vorgesorgt", bestätigt auch Jung. Bei früheren Ereignissen hätten die Redakteure in Stoßzeiten oft das Angebot stark verschlanken müssen, erinnert sich Blumencron. "Heute können wir das umfangreiche Programm fahren und haben immer noch eine technische Reserve von 30 bis 50 Prozent."
Auch die Messungen des deutschen Keynote-Partners Pecos weisen bislang nicht auf Überlastungs-Probleme hin. Petra Vogt von Pecos kann keinen Anstieg der Antwortzeiten bei den deutschen Nachrichten-Seiten feststellen: "Bislang ist alles völlig unauffällig."
Der Kabelnetzbetreiber ish zeigt die Bilder des arabischen Nachrichtensenders Al Jazeera als Livestream auf seiner Homepage. Das Magazin für Netzkultur Telepolis hat zum Irak-Konflikt eine eigene Rubrik eingerichtet. Die Redaktion wird in den kommenden Wochen regelmäßig über wichtige Ereignisse im Zusammenhang mit der Irak-Krise berichten.
Siehe dazu auch: (anw)
- Das Ultimatum an Saddam Hussein ist abgelaufen
- Der Irak-Krieg und die Web-Sicherheit
- Blogger sagen ihre Meinung
- Irak-Krieg bedroht zivile Nutzung der Satelliten-Navigation
- Das Special zum Irak-Konflikt in Telepolis