Dramatische Warnung: Industrielles Megaprojekt gefährdet Arbeit von ESO-Teleskop

Für mehrere Milliarden haben europäische Staaten in Chile einige der besten Teleskope der Welt errichtet. Nun gefährdet ein Industrieprojekt deren Nachthimmel.

vorlesen Druckansicht 110 Kommentare lesen
Bogen der MilchstraĂźe ĂĽber Teleskopen

Die MilchstraĂźe ĂĽber dem Paranal-Observatorium

(Bild: ESO/P. Horálek)

Lesezeit: 2 Min.
close notice

This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Einer der weltweit wichtigsten Standorte für astronomische Forschung wird ganz konkret durch ein geplantes industrielles Megaprojekt gefährdet. Davor warnt die Europäische Südsternwarte ESO, die das Paranal-Observatorium seit der Errichtung im Jahr 1999 betreibt. In wenigen Kilometern Entfernung plant eine Tochtergesellschaft des US-Energiekonzerns AES demnach einen riesigen Industriekomplex. Sollte der so entstehen, würde er astronomische Beobachtungen unumkehrbar beeinträchtigen, "insbesondere aufgrund der Lichtverschmutzung, die während der gesamten Betriebsdauer des Projekts entsteht". Einer der letzten wirklich unberührten Sternenhimmel der Erde könnte nur durch eine Verlegung gerettet werden.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmung wird hier ein externes Video (TargetVideo GmbH) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (TargetVideo GmbH) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Wie die ESO erklärt, umfasst das geplante Megaprojekt einen über 3000 Hektar großen Industriekomplex, das entspreche dem Stadtteil einer großen Stadt, also etwa Garching bei München. Gebaut werden sollen da demnach ein Hafen, Ammoniak- und Wasserstoffproduktionsanlagen sowie tausende Stromgeneratoren. Der dabei produzierte Staub werde sehr schädlich für die astronomischen Beobachtungen, warnt die Forschungseinrichtung. "Es ist von entscheidender Bedeutung, alternative Standorte für dieses Megaprojekt in Betracht zu ziehen, die einen der wichtigsten astronomischen Schätze der Welt nicht gefährden", meint Itziar de Gregorio, die ESO-Vertreterin in Chile. Für das Projekt namens "Inna" wurde nun eine Umweltverträglichkeitsprüfung beantragt.

Videos by heise

Das Paranal-Observatorium liegt in der extrem trockenen Atacama-Wüste auf dem etwa 2600 Meter hohen BErg Cerro Paranal. Dort stehen das Very Large Telescope und weitere leistungsstarke Observatorien. Von dort wurde laut ESO unter anderem das erste Bild eines Exoplaneten aufgenommen und die beschleunigte Expansion des Universums bestätigt. Auch für die Erforschung des supermassereichen Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstraße, die 2020 mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet wurde, haben die Teleskope einen entscheidenden Beitrag geleistet. Gleichzeitig ist der Standort unter denen von 28 großen astronomischen Observatorien in aller Welt derjenige, der bisher am wenigsten unter Lichtverschmutzung leidet.

(mho)