Jetzt doch: Russland drosselt Gasfluss durch Nord Stream 1 auf 20 Prozent

Ab Mittwoch wird der Gasfluss durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 weiter reduziert. Gazprom gibt technische Gründe als Ursache an. Kritiker bezweifeln das.

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Nord Stream 1

Verlauf der Pipeline Nord Stream 1 durch die Ostsee

(Bild: Frame Stock Footage / Shutterstock.com)

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Der russische Staatskonzern Gazprom drosselt den Gasfluss der Ostseepipeline Nord Stream 1 weiter. Ab Mittwoch um 7 Uhr Moskauer Zeit (6 Uhr deutscher Zeit) sollen nur noch 20 Prozent der Maximalkapazität genutzt werden. Das entspricht einer Menge von täglich 33 Millionen Kubikmetern Erdgas. In den vergangenen Wochen – vor und nach einer regulären jährlichen Wartung, in der der Gasfluss komplett zum Erliegen kam – wurde bereits nur noch 40 Prozent der Kapazität genutzt.

Offizielle Begründung ist laut einer Mitteilung Gazproms über Twitter, dass in der russischen Verdichterstation Portowaja ein weiteres Gasturbinentriebwerk gewartet werden müsse. Die "vorgesehene Betriebsdauer des Triebwerkes in der Zeit bis zur nächsten Generalüberholung" sei abgelaufen und die Turbine könne angesichts des technischen Zustandes und gemäß den Vorschriften der russischen Aufsichtsbehörde Rostekhnadzor nicht weiter betrieben werden.

Die technischen Gründe, warum zuletzt nur 40 Prozent der Kapazität genutzt wurden, hatte jüngst bereits Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) infrage gestellt. Nach seiner Auffassung nutze Russland die Pipeline als politisches Druckmittel gegen die westlichen Sanktionen. Andere Politiker im Westen und Kritiker Russlands sehen das ähnlich. Dazu würde passen, dass am Montag die ersten drei deutschen Panzer des Typs Gepard zur Unterstützung der Ukraine im Angriffskrieg Russlands in Kiew eingetroffen sind.

Nord Stream 1 hatte erst am 21. Juli den Betrieb nach einer Wartung wieder aufgenommen. Zuvor war bereits befürchtet worden, dass Russland die Gaslieferungen weiter drosselt oder komplett einstellt.

Wahrscheinlich nicht rein zufällig wies Gazprom wenige Stunden vor Bekanntgabe der Lieferdrosselung auch darauf hin, dass am Sonntag, 24. Juli, ein historischer Rekord bei den Gaslieferungen nach China durch eine sibirische Pipeline erreicht wurde. Es sei "hervorzuheben, dass im Juli die Gaslieferungen in dieses Land regelmäßig die vertraglichen Tagesmengen übersteigen", betonte Gazprom besonders.

In dem öffentlichen Streit von Gazprom mit Siemens Energy um eine Turbine teilte der russische Konzern indessen mit, dass der deutsche Konzern nunmehr die von Kanada ausgestellten Exportdokumente übermittelt habe. Deutschland hatte sich entgegen der westlichen Sanktionen dafür stark gemacht, eine in Kanada generalüberholte Turbine über Deutschland nach Russland zurückzubringen. Nun beanstandet Gazprom allerdings, dass es "zusätzliche Fragen" gebe, die Siemens nun beantworten solle.

(mki)