Nord Stream 1: Gazprom erweckt Zweifel an Wiederaufnahme der Gaslieferungen

In einem Tweet erklärt der russische Staatskonzern Gazprom, dass Dokumente für die Ausfuhr eines Bauteils aus Kanada fehlen. Was Siemens Energy dazu sagt.

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(Bild: PHOTOCREO Michal Bednarek / Shutterstock.com)

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Der russische Energiekonzern Gazprom sieht sich nach eigenen Angaben nicht dazu in der Lage, die Wiederaufnahme der Erdgaslieferungen nach der Wartung der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 1 zu garantieren. Auf seinem deutschsprachigen Twitter-Account erklärt der Staatskonzern, dass nötige Dokumente für die Ausfuhr eines Bauteils fehlten.

Momentan befindet sich die Pipeline, die in Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern anlandet, in einer jährlichen Wartungsphase. Während dieser zehn Tage fließt kein Gas. Schon in den vergangenen Wochen war die Leistung der 1200 Kilometer langen Offshore-Leitung deutlich gedrosselt worden. Die Bundesregierung vermutet, dass Russland damit Druck auf die westeuropäischen Staaten im Streit um den russischen Angriffskrieg in der Ukraine ausüben will.

Im am Mittwoch veröffentlichten Tweet heißt es, dass Gazprom über keine Dokumente verfüge, die es dem deutschen Konzern Siemens ermöglichen, ein Gasturbinentriebwerk für die Verdichterstation Portowaja aus Kanada auszuführen. Dieses Triebwerk war in den vergangenen Wochen immer wieder Thema gewesen, da es zur Reparatur nach Nordamerika gebracht wurde und aufgrund der westlichen Sanktionen gegen Russland nicht zurückgebracht werden konnte. Die deutsche Regierung setzte sich für eine Ausnahme an. Schließlich sollte es ermöglicht werden, das Bauteil über Deutschland zurück nach Russland zu bringen.

Genau dies zieht Gazprom nun in Zweifel und schlussfolgert, dass es unter diesen Umständen kompliziert sei, "irgendwelche objektiven Einschätzungen darüber zu geben", wie sich "die Situation" weiterhin entwickeln werde, wenn kein sicherer Betrieb der Verdichterstation möglich sei. Diese sei "bekanntlich für die Gaspipeline Nord Stream von ausschlaggebender Bedeutung".

Ein Sprecher der Firma Siemens Energy, die für das Bauteil verantwortlich zeichnet, erklärte auf Anfrage von heise online, dass sein Unternehmen mit Hochdruck an allen weiteren formalen Genehmigungen und der Logistik arbeite. "Dabei handelt es sich unter anderem um Vorgänge, die der Export- und Importkontrolle unterliegen." Die politische Entscheidung für die Ausfuhrgenehmigung der Turbine sei ein notwendiger und wichtiger erster Schritt gewesen. Weiter wollte er die Aussagen von Gazprom nicht kommentieren. "Unser Ziel ist es, die Turbine so schnell wie möglich zu ihrem Einsatzort zu transportieren."

Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte gegenüber heise online, dass es Pressemitteilungen oder Äußerungen von Gazprom nicht kommentiere. Transport und Einsatz der Turbine sowie das weitere Prozedere sei Aufgabe von Siemens.

Update

Die Stellungnahme des Bundeswirtschaftsministeriums wurde ergänzt.

(mki)