Atomantrieb für energiehungrige KI-Server

Amazon, Microsoft und Google sichern sich in den USA Atomstrom zur Versorgung ihrer stromdurstigen (KI-)Rechenzentren.

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Kernkraftwerk Robinson Nuclear Plant von Duke Energy nahe Hartsville, South Carolina​

Kernkraftwerk Robinson Nuclear Plant von Duke Energy nahe Hartsville, South Carolina.

(Bild: Duke Energy)

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Der Stromverbrauch von Rechenzentren wächst derzeit weltweit stark an. Zu den Treibern dieser Entwicklung gehören KI-Rechenbeschleuniger, die enorm viel Energie verheizen.

Damit die Stromversorgung den KI-Boom nicht abwürgt, weil Strom knapp oder in Spitzenlastphasen zu teuer wird, sichern sich große Betreiber von Rechenzentren Produktionskapazitäten direkt bei den Erzeugern.

Branchenkenner befürchten, dass sich solche Lieferverträge negativ auf andere Stromkunden auswirken könnten, etwa auf Privatleute. Denn in manchen Versorgungszonen könnte Strom knapp und teuer werden, wenn es an Erzeugungs-, Übertragungs- oder Speicherkapazitäten mangelt.

Genau solche Probleme wollen Großfirmen unter anderem durch sogenannte Power Purchase Agreements (PPAs) vermeiden. Außerdem sichern sie mit Lieferverträgen für Atomstrom, der als CO₂-neutral gilt, ihre Klimaziele ab. Kürzlich wurde bekannt, dass etwa Microsoft wegen stark wachsendem Stromverbrauchs die eigenen Pläne zur Klimaneutralität bisher nicht einhält.

Bereits im März kaufte Cloud-Weltmarktführer Amazon Web Services (AWS) ein großes Rechenzentrum in Pennsylvania, das unmittelbar neben dem Kernkraftwerk Susquehanna Steam Electric Station von Talen Energy liegt. Von diesem 2,5-Gigawatt-Kraftwerk bezieht das 960-Megawatt-Rechenzentrum seinen Strom. Beim "Cumulus Hyperscale Data Center" sah Talen ursprünglich 475 MW für Cloud-Server vor und 300 MW für "Coin Mining and other Blockchain Applications".

Ansicht der Planung des "Cumulus Hyperscale Data Center Campus" neben dem AKW Susquehanna von Talen Energy.

(Bild: Talen Energy)

Vor wenigen Tagen kündigten wiederum Amazon sowie Google, Microsoft und der Stahlhersteller Nucor langfristige Stromlieferverträge mit Duke Energy aus North Carolina an. In dieser Region betreiben und bauen unter anderem Microsoft und Google größere Rechenzentren.

Mit den Großkunden will man Spezialtarife entwickeln, um künftig mehr CO₂-freien Strom zu erzeugen – auch durch eigene Anlagen der genannten Unternehmen. Dazu gehören Tarifmodelle mit Bezeichnungen wie Accelerating Clean Energy (ACE) und Clean Transition Tariff (CTT).

Duke Energy betreibt bereits elf Atomkraftwerke, aber etwa auch Gas- und Pumpspeicherkraftwerke. Duke plant auch, einige sogenannte "Mini-Atomkraftwerke" zu bauen, also Small Modular Reactors (SMRs).

In vielen Regionen der USA sind aber auch die Stromnetze sanierungsbedürftig. Daher können sich neue Strom-Großverbraucher nicht immer am gewünschten Standort ansiedeln.

In den USA wird ein erheblicher Teil des Stroms aus Gas erzeugt, unter anderem weil dort Gas aus Fracking (Schiefergas, Shale Gas) relativ billig ist und viele neue Quellen angebohrt werden. Einige Anlageberater erwarten, dass der KI-Boom zu steigenden Profiten auch bei Gaskraftwerken und Gaserzeugern in den USA führen wird.

In Deutschland hat sich Microsoft wohl unter anderem zur Versorgung von Rechenzentren durch ein PPA mit Shell Energy Europe 323 MW Leistung aus dem bisher größten deutschen Solarpark Witznitz in Sachsen gesichert.

(ciw)