KI-Update Deep-Dive: Ist das Kunst oder kann das weg?
Die Philosophin Dorothea Winter spricht ĂĽber den Einfluss von KI auf die Kunst und auf unsere Wahrnehmung von Kunst.
- Isabel GrĂĽnewald
- The Decoder
Was ist eigentlich Kunst?
Dorothea Winter erforscht an der Humanistischen Hochschule Berlin den Einfluss von KI auf die Kunst. Dafür muss zunächst geklärt werden, was Kunst überhaupt ist. "Grundsätzlich kann man zwei Perspektiven einnehmen", erklärt Winter. "Man schaut entweder auf das Endprodukt und fragt sich, ob das Leute für ein Kunstwerk halten. Oder man entwickelt einen theoretischen Kunstbegriff und überlegt sich Kriterien, die ein Kunstwerk erfüllen muss."
Winter lehnt sich dabei an Immanuel Kant an: "Kunst erfordert vor allem Freiheit. Wenn ich als KĂĽnstlerin ein Kunstwerk schaffe, tue ich das mit einer Intention und Absicht dahinter. Das macht ein Kunstwerk aus."
KI als Werkzeug fĂĽr Kunstschaffende
KI sieht Winter dabei klar als Werkzeug - nicht als KĂĽnstlerin selbst. "KI ist prinzipiell nichts anderes als ein Taschenrechner, ein Pinsel oder irgendein anderes Tool. Wenn ein Mensch sagt, er macht jetzt ein Kunstwerk mit KI, dann ist es natĂĽrlich ein Kunstwerk. Aber KI kommt nicht selbst auf die Idee, einen neuen Beethoven zu schaffen."
KI ermöglicht es aber, Werke zu schaffen, die ohne sie nicht möglich wären. "Dass wir mit KI Dinge machen können, die wir sonst nicht hätten machen können, steht außer Frage. Und wenn ein Mensch als Künstler dahintersteht, ist es auch klar ein Kunstwerk", so Winter.
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Grenzen zwischen Kunst und Kitsch verschwimmen
Durch KI verschwimmen laut Winter zunehmend die Grenzen zwischen Kunst und Kitsch. "Kitsch ist leicht reproduzierbar, eine Art Massenware. Er bedient oft Stereotype und Klischees", erklärt sie. "KI erfüllt diese Kitschmerkmale eins zu eins. Wenn ich da Attribute eingebe, greift das oft krass in die Klischee-Schublade." Das verändert auch unsere Ästhetik, meint Winter: "Wir sind auf einmal an diese perfekten, KI-generierten Bilder gewöhnt. Das hat mehr Auswirkungen auf uns, als wir denken."
Winter plädiert daher für einen bewussten Umgang mit KI in der Kunst. Sie sieht das Potenzial, aber auch Risiken wie eine Überflutung des Kunstmarkts mit KI-generiertem "Kitsch". Wichtig sei vor allem Aufklärung und Transparenz, wann KI zum Einsatz kommt. Denn eines ist klar: KI wird aus der Kunst nicht mehr verschwinden.
(igr)