KI-Update Deep-Dive: KI in der Bildung – Fluch oder Segen?
Lernen mit oder trotz kĂĽnstlicher Intelligenz. Was als Pro-und-Contra-Debatte beginnt, endet mit einem einvernehmlichen Appell an die Bildungspolitik.
Weitreichende Veränderungen im Bildungsbereich
Das Thema Künstliche Intelligenz (KI) ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Doch wie sieht es im Bildungsbereich aus? Darüber habe ich für diese Folge des KI-Updates mit zwei Experten gesprochen: Prof. Dr. Doris Weßels von der Fachhochschule Kiel, Mitgründerin und Leitungsmitglied des virtuellen Kompetenzzentrums "Künstliche Intelligenz und wissenschaftliches Arbeiten" und Prof. Dr. Klaus Zierer, Pädagoge an der Universität Augsburg.
Das von Prof. Weßels mitgegründete Kompetenzzentrum leistete bereits vor dem Hype um ChatGPT Pionierarbeit. "Unsere Meinung war immer, dass KI sehr weitreichende Veränderungen im Bildungsbereich nach sich ziehen wird", erklärt die Professorin. In Workshops und Veröffentlichungen versuchten sie und ihre Kollegen, mehr Bewusstsein für die neue Technologie zu wecken. „Es ist etwas Revolutionäres, was wirklich sehr weitreichende Veränderungen im Bildungsbereich nach sich ziehen wird."
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externer Podcast (Podigee GmbH) geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Podigee GmbH) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
KI ist keine Pauschal-Lösung
Auch Prof. Zierer beschäftigt sich in der Ausbildung der Lehrkräfte intensiv mit dem Thema KI. "In der Lehrerbildung ist die Medienerziehung als Querschnittsaufgabe fest verankert", betont er. Es gehe darum, wie man Medien sinnvoll im Unterricht einsetzen kann, aber auch wie sie Lern- und Bildungsprozesse verändern. "Wenn es um Wiederholung von Lerninhalten geht, dann kann ein Chatbot der ideale Gesprächspartner sein. Der stellt so oft Fragen, bis ein Schüler mit Schwierigkeiten auf der Reproduktionsebene sein Level erreicht hat", erklärt Zierer. Doch er mahnt auch zur Vorsicht: "Ein pauschaler Einsatz für alle Lernenden funktioniert nicht."
Bildungspolitik muss gute Rahmenbedingungen schaffen
Beide Experten sehen enormen Weiterbildungsbedarf bei Lehrenden, um sie fit für den Umgang mit KI zu machen. "Wir müssen selbstkritisch unsere Strukturen auf ihre Zukunftsfähigkeit überprüfen, um uns schneller an der Lebensrealität unserer Lernenden ausrichten zu können", fordert Prof. Weßels. Dafür brauche es aber auch die richtigen Rahmenbedingungen seitens der Bildungspolitik. "Wenn es das Einzige ist, was den Bildungspolitikern einfällt, mehr Technik in die Schulen zu geben und dann zu hoffen, es funktioniert, dann ist das mehr als naiv", kritisiert Prof. Zierer.
Einig sind sich die beiden auch darin, dass man die rasante Entwicklung der KI nicht ignorieren oder aufhalten kann. "Wir sind Getriebene einer bisher nicht gekannten Innovationsdynamik im Bereich KI! Jetzt ist es Sache unserer menschlichen Kreativität und Intelligenz, unter diesen sich ständig ändernden Bedingungen kluge Konzepte zu entwickeln", mahnt Prof. Weßels. Prof. Zierer ergänzt: "Wir müssen auf pädagogischer Ebene mehr Tempo aufnehmen, sonst nutzt die nächste Generation KI womöglich genauso unreflektiert wie heute Social Media."
(igr)