KI-Update Deep-Dive: Rechtssicherheit durch AI-Act
Was der AI-Act für Menschen hierzulande bedeutet, erklärt Tobias B. Bacherle, Bundestagsabgeordneter Bündnis 90/Die Grünen, Obmann im Ausschuss für Digitales.
Der AI Act der Europäischen Union ist verabschiedet – doch damit ist das Thema lange noch nicht vom Tisch. Jetzt muss das umfangreiche Regelwerk in den Mitgliedstaaten umgesetzt werden. Darüber spreche ich im Deep-Dive des KI-Updates mit dem Grünen Bundestagsabgeordneten Tobias B. Bacherle. Er ist Obmann im Ausschuss für Digitales und hat die Verhandlungen in Brüssel sehr genau beobachtet. Grundsätzlich ist er auch zufrieden mit dem AI Act, "aber – und das Aber ist kein kleines Aber – gerade was den Schutz der Bürgerrechte angeht, hätte da durchaus mehr drin sein können."
Gemeint ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz bei der Auswertung biometrischer Daten. "Es gibt eigentlich ein Verbot von biometrischer Echtzeitüberwachung, aber eine Liste von Ausnahmen. Das finden wir nicht so toll, weil anhand dieser Liste der Ausnahmen es sich doch lohnt, die technische Umsetzung auf den Weg zu bringen", gibt der Politiker zu bedenken. "Was man aber auch dazu sagen muss ist, wir haben im Moment gar kein europarechtliches Verbot!" Wer also im Sommer nach Paris zu den Olympischen Spielen fahre, müsse sich darauf einstellen, dass er auch biometrischer Überwachung im öffentlichen Raum ausgesetzt ist "und zwar komplett ohne diesen Ausnahmenkatalog". Das wird sich ändern, wenn der AI-Act greift.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externer Podcast (Podigee GmbH) geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Podigee GmbH) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Die Sorgen vieler Unternehmen, dass die KI-Verordnung Innovation in Europa ausbremsen könnte, kann Bacherle zu einem gewissen Grad nachvollziehen. Natürlich gebe es bestimmte Auflagen, vor allem bei KI-Anwendungen im Hochrisiko-Bereich. Seine größte Sorge ist, "dass wir uns da so ein bisschen kaputt reden, in Europa." Denn was der AI-Act vor allem liefere, ist Rechtssicherheit. "Gerade Unternehmen, Startups, die wirklich dezidiert KI-basierte Tools, KI-basierte Innovation entwickeln, die haben jetzt diese Rechtssicherheit – auch für Investoren."
Insgesamt sieht Bacherle in KI das Potenzial zu riesiger Effizienzsteigerung unter anderem im Ressourcenverbrauch, in der Möglichkeit Fehlerquellen zu finden, die Menschen vielleicht übersehen oder aus Gewohnheit übergehen. "Wenn wir gute Daten dafür zur Verfügung stellen, natürlich datenschutzkonform aggregiert und anonymisiert, können wir daraus Punkte ableiten, wie wir Verkehrsflüsse effizienter gestalten, wie wir Bewässerung effizienter gestalten und so weiter." Natürlich verbrauche KI vor allem im Training extrem viel Energie, doch die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, seien die andere Seite der Medaille des großen Ressourcenverbrauchs. "Wenn wir es gut einsetzen, können wir damit am Ende auch Ressourcen und CO2 einsparen."
(igr)