KI-Update Deep-Dive: Was versteht KI?
Die Philosophieprofessorin Sybille Krämer erklärt, wie sich das Sprachverständnis von Mensch und Maschine unterscheidet und warum wir uns trotzdem verstehen.
Dialog zwischen Mensch und Maschine
Der aktuelle Boom künstlicher Intelligenz wird maßgeblich vorangetrieben durch Large Language Models (LLMs). Doch wie gelingt die Kommunikation zwischen Mensch und KI, obwohl beide Seiten ganz unterschiedlich mit Sprache umgehen? Sybille Krämer, Professorin für Philosophie an der Freien Universität Berlin, erklärt in der heutigen Deep-Dive-Folge des Podcasts die Hintergründe. Ein zentrales Thema in Krämers Arbeit ist der Einfluss von Künstlicher Intelligenz auf das Sprachverständnis.
Krämer betont, dass die Kommunikation mit Chatbots nicht mit menschlicher Sprache gleichgesetzt werden kann. "Die Philosophie erwacht aus ihrem medialen Dornröschenschlaf in dem Moment, wo Sprache produziert wird und zumindest die Illusion, dass da etwas Dialogisches stattfindet", sagt sie.
Kulturtechnik der Verflachung
In der heutigen digitalen Welt wird die Fähigkeit, Informationen zu verflachen, immer wichtiger. Krämer beschreibt Verflachung als eine Kulturtechnik, die oft negativ konnotiert ist. Dabei könnten nur so komplexe Zusammenhänge auf Oberflächen wie Papier oder Bildschirme übertragen und so für andere zugänglich und verständlich gemacht werden. "Diese Fähigkeit, mit Oberflächen zu arbeiten, ist eine unserer wichtigsten kulturellen Produktivkräfte", so Krämer. Die Digitalisierung und der Computer seien ohne diese Kulturtechnik undenkbar.
Doch während Menschen Bedeutung interpretieren, produzieren Chatbots lediglich statistische Token-Zusammenstellungen. "Der Chatbot produziert Zeichen, der halluziniert auch nicht, sondern der produziert einfach, was er kann." Diese Differenzierung ist entscheidend, um die Grenzen der KI zu verstehen und um zu erkennen, dass Menschen die Verantwortung für die Interpretation und Validierung der Informationen tragen. "Chatbots kennen weder Bedeutung noch Wahrheit", erklärt Philosophieprofessorin.
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Digitale Aufklärung tut Not
Die neuen technischen Möglichkeiten stellen auch das Bildungssystem vor Herausforderungen. "Klar ist, dass es nur im Vorwärts bestehen kann, nicht diese Technik zu unterdrücken, sondern zu lernen, mit ihr angemessen umzugehen", betont Krämer. KI biete einen unglaublichen Zuwachs an kognitivem Potenzial für den Menschen, weil sie uns quasi unser gesamtes kulturelles Gedächtnis zur Verfügung stellt, indem sie zum Beispiel jederzeit Bücher zusammenfassen kann. Gleichzeitig gelte es aber auch zu beobachten, welche Formen des Wissens dabei ausgeschlossen werden.
Einen Beitrag zur digitalen Aufklärung leistet die Veranstaltungsreihe "Künstliche Kommunikation", die noch bis Ende November in Hannover stattfindet. Organisator Marian Kaiser erklärt im Deep-Dive: "Wir wollten Menschen dafür interessieren und gleichzeitig das Ganze ein bisschen entzaubern." Durch Workshops und Dialoge sollen die Teilnehmenden ein fundiertes Wissen über KI und deren Anwendungen erlangen. Das Angebot wird laut Kaiser begeistert angenommen, die Veranstaltungen sind regelmäßig ausgebucht. Das diverse Publikum und die hohe Nachfrage zeigen, dass der Bedarf an Aufklärung groß ist.
(igr)