KI-Update Deep-Dive: Wie nachhaltig ist KI?
Das Leuchtturmprojekt SustAIn hat den Energie- und Ressourcenverbrauch von KI erforscht.
Der versteckte Energiehunger der KI
Künstliche Intelligenz begeistert mit immer neuen Fähigkeiten und Anwendungsmöglichkeiten. Doch der Hype um KI-Systeme wie ChatGPT lässt oft vergessen, dass hinter der faszinierenden Technologie ein immenser Ressourcenverbrauch steckt. Datencenter und Rechenzentren, die für das Training und den Betrieb von KI-Modellen benötigt werden, haben einen enormen Energie- und Wasserverbrauch. Doch genaue Zahlen dazu sind von den Anbietern kaum zu erfahren.
Dr. Friederike Rohde vom Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung und dem Berlin Ethics Lab der TU Berlin erforscht seit Jahren, wie sich KI nachhaltiger gestalten lässt. Im Rahmen des Leuchtturmprojekts "SustAIn" untersuchte sie gemeinsam mit AlgorithmWatch und dem Distributed Artificial Intelligence Labor der TU Berlin den ökologischen Fußabdruck Künstlicher Intelligenz.
Energie- und Wasserverbrauch als Knackpunkte
"Es ist schwierig, als Nutzerin oder Nutzer den Ressourcenverbrauch zu durchschauen", sagt Rohde. "Diese Problematik ist schon systemisch und deswegen muss sie auch auf dieser Ebene angegangen werden." Um mehr Transparenz zu schaffen, fordert die Wissenschaftlerin verpflichtende Angaben von Datencenter-Betreibern und KI-Unternehmen: "Unternehmen, die solche Technologien entwickeln, mĂĽssten offenlegen, welche Modelle sie nutzen und dokumentieren."
Im Rahmen des Forschungsprojekts haben Rohde und ihr Team versucht, ein umfassendes Kriterien-Set fĂĽr die nachhaltige Gestaltung von Systemen mit kĂĽnstlicher Intelligenz zu entwickeln. Insgesamt wurden 67 Indikatoren und 19 Kriterien entwickelt.
Neben dem reinen Energieverbrauch beim Training der Modelle spielt auch der indirekte Ressourcenverbrauch eine große Rolle, etwa der enorme Wasserverbrauch zum Kühlen der Rechenzentren. "Wenn das in Gegenden der Fall ist, wo es schon eine Wasserknappheit gibt, hat das sehr problematische Auswirkungen", so Rohde. Ein weiterer Punkt sind die vielen Materialien und seltenen Erden, die in Sensoren und Chips verbaut werden – und die häufig unter fragwürdigen Bedingungen gewonnen werden.
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Gemeinwohl statt Gewinnmaximierung
Um KI nachhaltiger zu gestalten, ist aus Sicht der Forscherin ein Zusammenspiel von Politik und Wirtschaft gefragt. Von der Politik wünscht sie sich "eine konsequente Umsetzung der KI-Verordnung mit Aufsichtsgremien, die keine zahnlosen Tiger sind" sowie einen Fokus auf Technologien mit Gemeinwohlnutzen in der Innovations- und Förderpolitik. Regierungen sollten gezielt solche KI-Anwendungen fördern, die einen gesellschaftlichen Mehrwert bieten.
Mit ihrer Forschung möchte Friederike Rohde dazu beitragen, dass bei der Gestaltung und dem Einsatz von KI-Systemen Nachhaltigkeitsaspekte stärker berücksichtigt werden. "Wenn ein stärkeres Bewusstsein darüber existieren würde und mehr Transparenz darüber herrschen würde, was KI eigentlich bedeutet und was für Auswirkungen das hat, dann könnte das dazu führen, dass auch ein bewussterer Umgang damit passiert." Nur wenn der enorme Ressourcenhunger der Technologie eingedämmt wird, könnte KI ihr Potenzial entfalten, echten gesellschaftlichen Nutzen zu stiften.
(igr)