KI-Update kompakt: AI Overviews, Turing Award, Militärische Drohnen, KI-Skepsis
Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.
AI Overviews AI Mode
Google baut die AI Overviews – also die KI-generierten Antworten in den Suchergebnissen – weiter aus. Zudem gibt es einen neuen AI Mode in Googles Testumgebung.
Während die AI Overviews in Deutschland noch nicht verfügbar sind, werden sie in den USA bereits erweitert. Das bedeutet, dass sie bei noch mehr Suchanfragen erscheinen. Google entscheidet dabei selbst, ob eine Frage besser mit einer Linkliste oder einem zusammenhängenden Antworttext beantwortet wird. Allerdings sind in den AI Overviews bereits fragwürdige Antworten aufgetaucht – etwa der Vorschlag, Nudeln in Benzin zu kochen oder einen nicht existierenden Zug zu nehmen, der nur in einer fiktiven Geschichte vorkommt.
Die Frage ist jedoch, ob Googles AI Overviews tatsächlich häufiger fehlerhafte oder unbrauchbare Antworten liefern als Konkurrenten wie Perplexity oder ChatGPT Search. Eine umfassende Analyse dazu gibt es bisher nicht. Auffällig ist jedoch, dass die AI Overviews in den USA nicht überall auf Begeisterung stoßen. Google selbst hat inzwischen eine Funktion eingeführt, mit der Nutzer die KI-Antworten deaktivieren können. Es gibt nun eine rein textbasierte Websuche sowie eine separate Bildersuche.
Der neue AI Mode ist aktuell nur in der Testumgebung Google Labs verfügbar und auf die USA sowie einige wenige weitere Länder beschränkt. Mit ihm soll die Suchmaschine ihre Reasoning- und multimodalen Fähigkeiten stärker ausspielen, um komplexere Fragen besser beantworten zu können. Dabei verlässt sich Google nicht mehr ausschließlich auf das Web, sondern greift auch auf den eigenen Knowledge Graph zurück – eine riesige Datenbank mit strukturierten Informationen. Diese enthält nicht nur allgemeine Fakten, wie die Höhe des Eiffelturms, sondern auch ständig aktualisierte Daten wie Öffnungszeiten von Restaurants oder Produkte aus dem Shopping-Bereich. Der Knowledge Graph ist ein entscheidender Wettbewerbsvorteil, den Google gegenüber anderen Anbietern hat.
Turing Award fĂĽr Reinforcement Learning
Andrew Barto und Richard Sutton werden mit dem renommierten Turing Award 2024 für ihre grundlegenden Beiträge zum Reinforcement Learning ausgezeichnet. Die mit einer Million US-Dollar dotierte Auszeichnung, oft als "Nobelpreis der Informatik" bezeichnet, würdigt ihre seit den 1980er Jahren entwickelten Algorithmen und Konzepte, die es Maschinen ermöglichen, durch Belohnungssignale selbstständig zu lernen.
Reinforcement Learning basiert auf einem einfachen Prinzip: Ein System erhält Feedback zu seinen Handlungen und verbessert sich entsprechend. Barto und Sutton übersetzten diese aus der Psychologie bekannte Idee in ein mathematisches Framework, das heute in zahlreichen KI-Anwendungen zum Einsatz kommt. Ihr 1998 erschienenes Lehrbuch „Reinforcement Learning: An Introduction“ gilt mit über 75.000 Zitationen als Standardwerk des Feldes.
Die Kombination ihrer Methoden mit Deep Learning führte in den letzten Jahren zu spektakulären Erfolgen: vom Sieg des Computerprogramms AlphaGo über Weltmeister Lee Sedol bis hin zu modernen Large Reasoning Models wie OpenAIs o3 oder Deepseeks R1. Auch ChatGPT nutzt Reinforcement Learning durch menschliches Feedback für seine Trainingsmethoden.
Heute ist Barto emeritierter Professor, während Sutton an der University of Alberta und bei Keen Technologies forscht.
Mit dem Turing Award reihen sich Barto und Sutton in eine illustre Liste von Informatik-Pionieren ein, darunter auch die Deep-Learning-Pioniere Yoshua Bengio, Geoffrey Hinton und Yann LeCun, die bereits 2019 ausgezeichnet wurden.
LA Times neues KI-Feature "Insights" generiert rassistische Inhalte
Die Los Angeles Times hat ein neues KI-Feature namens "Insights" eingefĂĽhrt, das Meinungsartikel politisch einordnen und alternative Sichtweisen anbieten soll.
Bereits einen Tag nach der EinfĂĽhrung musste das Feature jedoch von einer Kolumne des Autors Gustavo Arellano entfernt werden. In seinem Beitrag hatte Arellano ĂĽber die Geschichte Anaheims mit dem Ku-Klux-Klan reflektiert, woraufhin das KI-Tool unter der Rubrik "Unterschiedliche Ansichten zum Thema" eine Verteidigung der Hassgruppe generierte, die den Klan als Produkt der "weiĂźen protestantischen Kultur" und nicht als "explizit hassgetriebene Bewegung" darstellte.
Das von Eigentümer Patrick Soon-Shiong angekündigte Tool kategorisiert Artikel auf einer politischen Skala von "Links" bis "Rechts". Soon-Shiong feierte die Einführung des Tools auf der Plattform X als Sieg im Kampf gegen Echokammern. Die KI-generierten Inhalte werden laut der Zeitung nicht von Journalisten überprüft, bevor sie veröffentlicht werden.
Die Journalistengewerkschaft der LA Times kritisierte den Einsatz externer KI-Tools zur Kommentierung journalistischer Arbeit. Sie bezweifelt, dass "KI-generierte Analysen, die nicht von der Redaktion überprüft werden" das Vertrauen in Medien stärken können.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmung wird hier ein externer Podcast (Podigee GmbH) geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Podigee GmbH) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Briten finden keine Kontrolle OpenAIs durch Microsoft
Die britische Wettbewerbsbehörde CMA hat die Partnerschaft zwischen Open AI und Microsoft untersucht, diese Untersuchung wurde jetzt eingestellt. Es ging um den Verdacht, dass durch die Zusammenarbeit der beiden Unternehmen der Wettbewerb zwischen KI entwickelnden Unternehmen zu stark eingeschränkt sei, dieser sei aber erwünscht, so die CMA zu Beginn der Untersuchung, da er zu Innovationen, Wachstum und verantwortungsvollen Praktiken beitragen würde.
Microsoft hat viele Milliarden Dollar in OpenAI investiert und übt dort seit 2019 erheblichen Einfluss aus. Das hat Microsoft gegenüber der CMA auch eingestanden. In dem Verfahren sollte geklärt werden, ob es eine Änderung von erheblichem Einfluss zu De-Facto-Kontrolle gegeben hat bei der Weise, mit der Microsoft seine Rechte in der Partnerschaft ausübt, so CMA-Abteilungsleiter Joel Bamford in einem Online-Posting. Und das sei nicht der Fall, so Bamford weiter.
Kritik kommt von der Menschenrechtsorganisation Foxglove, die einen Zusammenhang mit dem Austausch des Behördenleiters sieht. Die britische Regierung hatte nämlich Marcus Bokkerink abgesetzt und vor etwa sechs Wochen durch Doug Gurr ersetzt, den ehemaligen UK-Chef Amazons. Nur wenige Wochen also nach diesem Austausch wurde nun verkündet, dass bei der Zusammenarbeit alles rechtens sei.
Foxglove-Managerin Rosa Curling sagt dazu: "Das ist ein schlechtes Zeichen, dass Big Tech den Premierminister überzeugt hat, unserer Regulierungsbehörde CMA die Zähne zu ziehen, und Big Tech zu erlauben, sich die aktuelle Generation der neuesten Technik einzuverleiben."
Militärische Drohnen, gesteuert durch natürliche Sprache
Das US-Sicherheitsunternehmen Primordial Labs hat eine Software entwickelt, die militärische Drohnen per Sprachbefehl steuern kann. Statt Missionen manuell mit einem Controller und Steuer-Stick anzupassen, sollen die Drohnen direkt auf gesprochene Anweisungen reagieren und auch komplexe Manöver ausführen.
Die neue Software Anura hingegen frei formulierte Befehle und wandelt sie mittels künstlicher Intelligenz in Steuerkommandos um. So kann ein Operator einer Drohne über ein Headset präzise Anweisungen geben – etwa, wohin sie fliegen, welche Höhe sie halten oder welche Erkundungsmuster sie ausführen soll. Zudem ermöglicht das System die gleichzeitige Steuerung mehrerer Drohnen in einem Schwarm.
Details zur technischen Umsetzung hält Primordial Labs unter Verschluss.
Amazon entwickelt hybrides Reasoning-Modell
Amazon entwickelt ein eigenes Reasoning-Modell unter der Sprachmodell-Marke "Nova", das laut Insidern im Juni auf den Markt kommen soll. Es soll dabei einen hybriden Ansatz ähnlich wie Anthropics Claude 3.7 Sonnet verfolgen, um sowohl schnelle Antworten als auch komplexe Denkprozesse zu ermöglichen.
Amazons Cloud-Tochter AWS gründet zudem eine neue Arbeitsgruppe für "Agentic AI", die Nutzer bei der Automatisierung alltäglicher Aufgaben unterstützen soll.
Beide Entwicklungen werden in Zukunft wohl im Mittelpunkt der kürzlich vorgestellten Alexa+ von Amazon stehen, die über Agentenfähigkeiten verfügt und neben den üblichen Endgeräten bald auch einfach über einen Webbrowser verfügbar sein soll.
Jugendliche sehen KI skeptischer als noch im Vorjahr
Laut einer Studie der Barmer Krankenkasse sind Jugendliche (14–17 Jahre) gegenüber Künstlicher Intelligenz (KI) weniger optimistisch, aber besser informiert. 32 Prozent halten KI für riskant, ähnlich wie 2023. Der Anteil derjenigen, die große Chancen sehen, sank von 40 Prozent auf 31 Prozent.
Das Interesse bleibt hoch: 73 Prozent interessieren sich für KI, 62 Prozent fühlen sich gut informiert. 71 Prozent können KI inhaltlich erklären. Ein Drittel nutzt KI täglich, weitere 32 Prozent gelegentlich, doch viele erkennen KI-Anwendungen nicht eindeutig.
(mali)