KI-Update kompakt: ChatGPT, Adobe MultiFoley, Yann LeCun, GenAI in Unternehmen

Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.

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Inhaltsverzeichnis

Ein bemerkenswertes Phänomen wurde von Reddit-Nutzern entdeckt: ChatGPT verweigert konsequent jegliche Antworten auf Fragen nach "David Mayer" und kann den Namen nicht schreiben. Für dieses ungewöhnliche Verhalten gibt es verschiedene Erklärungsansätze. Eine Theorie bezieht sich auf David Mayer de Rothschild, wobei unklar ist, warum dieser Name problematisch sein sollte. Eine andere Theorie verweist auf einen Fall von Verwechslung mit einem gesuchten Verbrecher in den USA, der einen unschuldigen David Mayer in Großbritannien betraf.

Möglich wären auch rechtliche Gründe wie DSGVO-Anfragen oder Persönlichkeitsrechte. Ein italienischer Anwalt behauptet bereits, er habe sich auf das Recht auf Vergessen berufen. Technische Erklärungen könnten in vergifteten Trainingsdaten oder unbeabsichtigten Verknüpfungen im neuronalen Netz liegen. ChatGPT warnt sogar teilweise, dass weitere Fragen zu dem Namen gegen Nutzungsrichtlinien verstoßen könnten. Inzwischen soll ChatGPT wieder auf Fragen zum Namen reagieren, ohne dass die genauen Hintergründe der vorherigen Blockade geklärt sind.

Intel-CEO Pat Gelsinger wurde überraschend zum 1. Dezember in den Ruhestand versetzt. Bis ein Nachfolger gefunden ist, übernehmen Finanzchef David Zinsner und Michelle Johnston Holthaus die Führung kommissarisch. Laut Bloomberg wurde der 63-jährige Gelsinger vor die Wahl gestellt, entweder in den Ruhestand zu gehen oder abberufen zu werden.

Hintergrund sind die massiven Verluste des Konzerns (16,6 Milliarden im letzten Quartal) sowie Gelsingers nicht erfolgreiche Strategie, Intel als Auftragsfertiger zu positionieren. Das Unternehmen kündigte bereits den Abbau von 15.000 Stellen an. Gelsinger, der seit 2021 CEO war und bereits 1979 als Werksstudent bei Intel begann, gilt als Architekt des erfolgreichen "Core"-CPU-Konzepts. Die Börse reagierte zunächst positiv auf die Nachricht mit einem leichten Kursanstieg.

Die Biden-Administration plant kurz vor der Amtsübergabe eine weitere Verschärfung der Chip-Sanktionen gegen China. Die neuen Maßnahmen sollen 140 chinesische Unternehmen betreffen und erstmals auch Firmen einschließen, die in die Chipindustrie investieren. Die Sanktionen umfassen Exportverbote für High-Bandwith Memory (HBM), 24 verschiedene Fertigungswerkzeuge und drei Software-Tools. Auch Unternehmen aus Singapur und Malaysia sollen keine Chipfertigungstechnik mehr an China liefern dürfen.

Dies ist bereits der dritte Versuch der US-Regierung, Chinas Chipindustrie zu beschränken, nachdem frühere Maßnahmen durch Anpassungen und Schlupflöcher umgangen wurden. Besonders betroffen sind die südkoreanischen Konzerne Samsung und SK Hynix sowie der US-Hersteller Micron. Die US-Regierung will Staaten von den Sanktionen ausnehmen, die vergleichbare Beschränkungen umsetzen. Das Wall Street Journal zweifelt an der Wirksamkeit der Maßnahmen, da China vermutlich bereits ausreichend kritische Technologie eingelagert hat. Es wird erwartet, dass auch der Nachfolger Trump die Sanktionen beibehalten wird.

Forschende der University of Michigan und Adobe Research haben ein KI-System namens MultiFoley entwickelt, das passende Geräusche für Filme generieren kann. Nutzerinnen und Nutzer können die Sounds über Textbeschreibungen, Referenzaudio oder Videobeispiele steuern. In Beispielen lassen die Forschenden das System das Miauen einer Katze in ein Löwengebrüll verwandeln oder Schreibmaschinengeräusche wie ein Klavier klingen.

In Tests übertraf MultiFoley bisherige Systeme deutlich bei der Audio-Video-Synchronisation und der semantischen Übereinstimmung zwischen Text und generiertem Audio. Das Forschungsteam sieht großes Potenzial für den Einsatz in der Filmproduktion, bei der Entwicklung von Videospielen und in anderen kreativen Bereichen, wo bisher aufwendige manuelle Geräuscharbeit nötig war. Der Quellcode und die Modelle sollen in Kürze öffentlich zugänglich gemacht werden.

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Warum hat Europa bisher kein Technologieunternehmen mit einer Marktbewertung von einer Billion Dollar hervorgebracht, während die USA gleich sieben solcher Unternehmen vorweisen können? Auch bei einem Zehntel dieser Summe liegt Europa mit nur vier Unternehmen weit hinter den 33 Unternehmen der USA zurück. Meta-KI-Chef Yann LeCun und der Investor Ian Hogarth sehen dafür mehrere Gründe.

Ein entscheidender Faktor ist laut LeCun, dass fast alle grundlegenden KI-Innovationen der letzten zwölf Jahre nicht von Start-ups, sondern von gut finanzierten Forschungslaboren großer US-Technologiekonzerne wie Google, Meta und Microsoft stammten. Europa habe es verpasst, Forscherkarrieren so attraktiv zu gestalten wie diese Unternehmen. LeCun sieht in der Existenz ambitionierter Industrieforschung einen wichtigen Katalysator für das gesamte Start-up-Ökosystem und nennt als Beispiel die Gründung des Meta AI Research Lab in Paris, das fast im Alleingang das heute dynamischste KI-Start-up-Ökosystem Europas belebt habe.

Hogarth sieht dagegen den wesentlichen Grund für Europas Rückstand in der mangelnden Unterstützung für erfahrene Gründer. Während in den Top-Risikokapitalfonds im Silicon Valley über 60 Prozent der Partner selbst Gründer waren, sind es in Europa nur 8 Prozent. Dies wirkt sich direkt auf die Risikobereitschaft aus. Um aufzuholen, müsse Europa aufhören, seine wertvollsten Unternehmen an US-Konzerne zu verkaufen. Stattdessen brauche es mehr erfahrene Gründer, die bereit sind, in riskante, aber wichtige Technologien zu investieren, und die Entschlossenheit, Unternehmen langfristig in Europa aufzubauen.

Podcast: KI-Update

Wie intelligent ist Künstliche Intelligenz eigentlich? Welche Folgen hat generative KI für unsere Arbeit, unsere Freizeit und die Gesellschaft? Im "KI-Update" von Heise bringen wir Euch gemeinsam mit The Decoder werktäglich Updates zu den wichtigsten KI-Entwicklungen. Freitags beleuchten wir mit Experten die unterschiedlichen Aspekte der KI-Revolution.

Der ehemalige OpenAI-Forscher Andrej Karpathy räumt mit überzogenen Vorstellungen von KI-Systemen auf. Seiner Meinung nach interagieren Nutzer beim "Fragen einer KI" eigentlich nur mit den durchschnittlichen Antworten menschlicher Datenbeschrifter, deren Wesen verlustreich in Large Language Models destilliert wurde. Karpathy erklärt dies am Beispiel einer typischen Tourismusfrage: Wenn eine Nutzerin nach den "Top 10 Sehenswürdigkeiten in Amsterdam" fragt, basiere die Antwort der KI auf der Arbeit eines menschlichen Datenbeschrifters, der eine ähnliche Frage kurz recherchiert und beantwortet hat.

Bei Fragen, die nicht im Trainingsdatensatz enthalten sind, erzeugt das System eine statistisch ähnliche Antwort, die auf dem Wissen aus dem Training mit vielen Daten basiert, aber den Stil der von Menschen gegebenen Antworten imitiert. Für spezielle Fachgebiete kommen Expertinnen und Experten als Datenbeschrifter zum Einsatz. Das bedeutet jedoch nicht, dass die KI alle Fragen auf dem Niveau dieser Expertinnen beantworten kann. Das nötige Wissen und die Argumentationsfähigkeiten seien im Modell möglicherweise nicht vorhanden. Dennoch seien die Antworten besser als die eines durchschnittlichen Internetnutzers.

Das Münchner Softwareunternehmen Helsing wurde 2021 gegründet und hat sich auf den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) im Verteidigungsbereich spezialisiert. Jetzt hat es offiziell seine seine neue Drohne HX-2 vorgestellt. Die Firma beschreibt den Quadrocopter als "softwarebasiert, massenproduzierbar und schwarmfähig". Die Drohne verfügt über vier Flügel und Rotoren in X-Anordnung und kann eine Sprenglast von maximal 4,5 Kilo tragen.

Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h kann sie diese bis zu 100 Kilometer weit transportieren, bis sich die Kamikaze-Drohne beim Aufprall selbst zerstört. Die verwendete Software ist laut Hersteller verschlüsselt und gegen Re-Engineering abgesichert. Als Vorteil der Quadcopter preist Helsing vor allem an, dass die integrierte KI das unbemannte Fluggerät "resistent gegen elektronische Kriegsführung und Störmaßnahmen" mache.

"Einzelne HX-2s können gepanzerte Ziele auch in elektromagnetisch stark umkämpften Umgebungen zuverlässig treffen", erklärt Niklas Köhler, Mitgründer und Co-Technikchef von Helsing. Während des Fluges stelle der Bordrechner über Landmarken die genaue Position der Drohne fest. Dank der KI könne eine große Menge solcher Wegmarken ausgewertet werden. Vor dem Angriff werde das Ziel über Bilderkennung identifiziert, gegebenenfalls unterstützt durch Aufklärungsdrohnen vor Ort.

Die autonome Drohne unterliege zugleich "vollständiger menschlicher Kontrolle und Aufsicht". Bei kritischen Entscheidungen, etwa über Leben und Tod, müssen Menschen beteiligt sein, erklärt die Firma. Kritiker monieren aber, dass KI in solchen Fällen das menschliche Handlungsvermögen letztlich längst untergrabe.

Lediglich sechs Prozent der Unternehmen in Deutschland sind optimal auf Künstliche Intelligenz vorbereitet. Das zeigt eine Studie des US-Telekommunikationsunternehmens Cisco. Im vergangenen Jahr lag der Wert noch bei sieben Prozent. Noch gut für den KI-Einsatz gerüstet sind 29 Prozent der deutschen Unternehmen. Im internationalen Vergleich fällt die Bundesrepublik damit zurück. Gemessen am Anteil der vollständig auf KI vorbereiteten Unternehmen belegt Deutschland in Europa den sechsten Platz. Spitzenreiter mit zehn Prozent ist Großbritannien.

Den größten Aufholbedarf gibt es bei der Einführung von KI-Richtlinien. Derzeit haben drei Viertel der Unternehmen keine Regelungen für den Einsatz von KI. Hier liegt Deutschland auf Rang 5. Ebenfalls sind weniger als ein Drittel der deutschen Unternehmen mindestens gut auf die Datenanforderungen vorbereitet, die mit der Nutzung von Künstlicher Intelligenz einhergehen. In vielen Firmen sind Daten nur fragmentiert oder in Silos gespeichert. Aktuell haben nur 40 Prozent der deutschen Unternehmen genügend Fachpersonal, um den Anforderungen gerecht zu werden.

Ein Viertel der Erwerbstätigen nutzt im Berufsalltag generative KI. Das geht aus einer Studie des Bayerischen Forschungsinstituts für Digitale Transformation (bidt) hervor. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Anteil nur allerdings geringfügig an. GenAI-Anwendungen kommen verstärkt bei jungen Erwerbstätigen und solchen mit hohem Bildungsabschluss zum Einsatz. Insbesondere bei schwierigen Aufgaben im kreativen Bereich unterstützt künstliche Intelligenz die Menschen. Dabei befürchten nur vier Prozent der Befragten, dass der eigene Beruf in den kommenden zehn Jahren durch generative KI-Systeme ersetzt wird. Allerdings erwarten knapp 40 Prozent, dass sich die Tätigkeiten in diesem Zeitraum verändern werden. Bei 20 Prozent der Beschäftigten ist generative KI bislang nicht bekannt.

Das war das KI-Update von heise online vom 03. Dezember 2024. Eine neue Folge gibt es jeden Werktag ab 15 Uhr.

(igr)