KI-Update kompakt: FrontierMath, Alphafold 3, Mac-Mini, Schmerzerkennung

Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.

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Inhaltsverzeichnis

Ein neuer Mathematik-Benchmark namens FrontierMath zeigt gravierende Schwächen selbst bei den fortschrittlichsten KI-Systemen. Mehr als 60 führende Mathematiker haben für FrontierMath hunderte extrem anspruchsvolle Probleme aus fast allen Bereichen der modernen Mathematik entwickelt. Jede Aufgabe durchläuft ein Peer-Review durch Experten. Modelle wie GPT-4o, Claude 3.5 und Gemini 1.5 Pro lösen weniger als zwei Prozent der Aufgaben – trotz Erfolgsquoten von über 90 Prozent bei bisherigen Mathematik-Tests.

Die Forscher von Epoch AI sehen in der Mathematik einen geeigneten "Sandkasten", um komplexe Denkprozesse zu evaluieren. Sie wollen den Benchmark weiterentwickeln, um die Fortschritte von KI-Systemen im mathematischen Denken zu dokumentieren. Die stark abweichenden Ergebnisse zwischen etablierten Tests und FrontierMath offenbaren ein grundsätzliches Problem bei der Bewertung von KI: Bestehende Tests erfassen nur einen spezifischen Ausschnitt von Fähigkeiten. Zudem fehlen Tests für "einfache" Fähigkeiten wie Alltagsverstand und selbstständiges Arbeiten.

Die ersten sieben Vorschläge für KI-Fabriken sind beim Gemeinsamen Unternehmen für europäisches Hochleistungsrechnen (kurz EuroHPC) eingegangen, teilte die EU-Kommission mit. Neben Deutschland gehören Luxemburg, Schweden und Griechenland zu den Aspiranten.

Zudem will Finnland gemeinsam mit Tschechien, Dänemark, Estland, Norwegen und Polen eine KI-Fabrik betreiben, sowie Italien unter Beteiligung von Österreich und Slowenien. Die geplanten KI-Fabriken sollen unter Einsatz von EuroHPC-Ressourcen "ein florierendes europäisches Ökosystem für das Training fortschrittlicher KI-Modelle und die Entwicklung von KI-Lösungen schaffen".

Ziel ist es, über die Fabriken die in Europa verfügbare Rechenleistung für europäische KI-Startups, Industrie und Forscher deutlich zu steigern. Voraussetzung ist, dass in den Teilnehmerstaaten bereits ein Supercomputer steht oder neu aufgebaut werden soll, der an die KI-Anforderungen angepasst ist. Die eingereichten Vorschläge wird nun ein unabhängiges Expertengremium bewerten. EuroHPC will die Auswahl der ersten KI-Fabriken im Dezember bekannt geben, sodass sie bald darauf in Betrieb gehen könnten. Die Kommission, die Mitgliedstaaten und die assoziierten Länder wollen insgesamt 2,1 Milliarden Euro in die Anschaffung neuer oder die Aufrüstung bestehender EuroHPC-Supercomputer mit KI-Funktionen, die Bereitstellung zugehöriger Dienste sowie die Entwicklung angepasster Mikroprozessoren und Kompetenzunterstützung investieren. Sie hoffen, damit auch milliardenschwere private Investitionen auszulösen.

Google hat seinen KI-gestützten Videodienst Vids für Workspace-Kunden verfügbar gemacht. Das Tool soll Unternehmen bei der Erstellung professioneller Multimedia-Videos unterstützen. Vids generiert keine Videoinhalte selbst, sondern hilft bei technischen und gestalterischen Aufgaben wie dem Erstellen von Skripten, dem Gestalten von Übergängen und dem Entfernen von Füllwörtern.

Es bietet verschiedene Aufnahmemöglichkeiten wie Selfie-Videos, Bildschirmaufnahmen mit Sprachkommentar und reine Audioaufnahmen. Das Tool richtet sich an Kundenservice-Teams für Support-Videos, Führungskräfte für Unternehmensupdates, Marketing-Teams für Kampagnenberichte sowie für Mitarbeiterschulungen und Projektmanagement-Updates. Google führt Vids schrittweise ein. Die KI-Funktionen sind zunächst nur auf Englisch verfügbar und laufen in den zwei aktuellsten Versionen von Chrome, Firefox und unter Windows in Edge.

DeepMind hat den Code und die Modell-Parameter von AlphaFold 3 auf GitHub veröffentlicht. Diese dürfen für nicht-kommerzielle Zwecke wie die Forschung eingesetzt werden. Zuvor war die Nutzung auf 10 bis 20 Vorhersagen pro Tag über DeepMinds Server beschränkt. AlphaFold 3 wurde im Mai vorgestellt. Es konnte erstmals auch komplexe Wechselwirkungen zwischen Proteinen, DNA, RNA und Liganden modellieren und übertraf bisherige Methoden bei der Vorhersage von Protein-Ligand-Interaktionen um 50 Prozent.

Das DeepMind-Spin-off Isomorphic Labs nutzt es bereits fĂĽr reale Herausforderungen im Wirkstoffdesign, um die Entwicklung neuer Therapien zu beschleunigen.

Das Start-up Exo Labs demonstrierte ein innovatives Setup für lokale KI-Anwendungen, bei dem vier Mac mini Computer mit M4 Pro Prozessoren über Thunderbolt-5-Interconnect verbunden wurden. Das System erreicht mit dem Open-Source-Modell Nemotron 70B eine Leistung von acht Token pro Sekunde, wobei laut Gründer Alex Cheema bis zu 30 Token pro Sekunde möglich wären.

Die verwendeten Mac minis mit M4 Pro sind ab 1649 Euro erhältlich und bieten 24 GB RAM sowie eine 512 GB SSD. Optional sind Aufrüstungen auf 14 CPU- und 20 GPU-Kerne sowie bis zu 64 GB RAM möglich. Die Thunderbolt-5-Verbindung ermöglicht Datenraten von 80 Gbps zwischen den Geräten.

Die lokale Ausführung von Large Language Models (LLMs) bietet mehrere Vorteile: Besserer Datenschutz durch Vermeidung von Cloud-Diensten und die Möglichkeit zur individuellen Konfiguration des Sprachmodells. Allerdings deutet der Entwickler an, dass ein künftiges Mac Studio mit M4 Ultra das aktuelle Setup in Leistung und Energieeffizienz übertreffen könnte. Eine Skalierung auf das größere Modell Llama 405B sei ebenfalls möglich.

Podcast: KI-Update

Wie intelligent ist Künstliche Intelligenz eigentlich? Welche Folgen hat generative KI für unsere Arbeit, unsere Freizeit und die Gesellschaft? Im "KI-Update" von Heise bringen wir Euch gemeinsam mit The Decoder werktäglich Updates zu den wichtigsten KI-Entwicklungen. Freitags beleuchten wir mit Experten die unterschiedlichen Aspekte der KI-Revolution.

Einem Forschungsteam des College of Veterinary Medicine der University of Florida ist es gelungen, mit einer KI Schmerzen bei Ziegen anhand ihrer Gesichter zu identifizieren. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erstellten ein KI-Modell, das mit Videos von Gesichtern von Ziegen trainiert wurde, die sowohl Schmerzen als auch keine Schmerzen hatten. Das Modell wurde mit Videos von insgesamt 40 Ziegen trainiert. Die Forscher testeten das System danach an mehreren Ziegen. Dabei erreichte das System eine Erkennungsleistung von bis zu 80 Prozent bei der Identifizierung von Ziegen mit Schmerzen.

Das Team geht davon aus, dass sich dieses KI-System auch auf andere Tierarten anwenden lässt, bei denen nur schwer erkennbar ist, ob sie gerade einen Schmerz empfinden. Das KI-Modell könne bei entsprechendem Training auch auf sie und generell auf alle Patienten angewendet werden, die nicht verbal kommunizieren können – also auch auf bestimmte Menschen. "Wenn wir das Problem bei Tieren lösen, können wir auch das Problem bei Kindern und anderen nicht-verbalen Patienten lösen", betonte Ludovica Chiavaccini, Professorin für Anästhesiologie am College of Veterinary Medicine der University of Florida.

Zwei Robotiker der University of Califonia Berkeley (UC Berkeley) und der Eidgenössisch Technischen Hochschule Zürich (EZH Zürich) haben einem Open-Source-Roboterarm beigebracht, verschüttete Flüssigkeiten von einem Tisch abzuwischen. Lediglich 120 US-Dollar kostet der Open-Source-Roboterarm im Eigenbau und der Zusammenbau soll nur 30 Minuten in Anspruch nehmen. Die Pläne für den Roboterarm sind auf GitHub öffentlich verfügbar und können nachgebaut werden. Um den Roboter per Sprache ansteuern zu können, schufen die beiden Entwickler ein visuelles Sprachmodell mit GPT-4o. Zur Programmierung nutzten sie das Open-Source-Framwork LangChain AI. Innerhalb von nur vier Tagen konnte der Roboterarm per Sprache angewiesen werden, einen Reinigungsvorgang durchzuführen und zugleich die dafür nötigen Schritte vorab per Sprachausgabe zu erklären. Das soll dem Nutzer eine einfachere Steuerung ermöglichen und ein besseres Verständnis für die Roboteraktionen verschaffen. Um die Bewegung des Roboterarms kontinuierlich verbessern zu können, griffen die Robotiker auf das Open-Source-Framework Actor-Critic Training von LeRobot zurück. Durch Verstärkungslernen erlernt der Roboterarm effektive Bewegungsmuster, die angepasst und verbessert werden können.

Seit Montag darf TSMC aus seinen Halbleiterwerken in Taiwan keine besonders modernen Chips mehr an chinesische Unternehmen liefern. Das US-Handelsministerium hat den weltgrößten Halbleiterhersteller dazu in einem Schreiben angewiesen, wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf eine anonyme Quelle berichtet. Demnach gilt das Verbot für alle Halbleiter, die für KI-Berechnungen geeignet sind und in Strukturbreiten von 7 Nanometern oder darunter hergestellt werden. Das betrifft damit alle aktuellen KI-Beschleuniger, auch GPUs, die explizit genannt werden.

(igr)