"KI hat meinen Job übernommen": Gizmodo schließt eine komplette Redaktion

Seit mehr als zehn Jahren betreibt Gizmodo eine Seite für spanischsprachige Leser. Deren Redaktion wurde jetzt entlassen, es kommen automatische Übersetzungen.

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Weißes G und der spanische Text: Das ist Gizmodo en Español

(Bild: Gizmodo)

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Beim US-Onlinemagazin Gizmodo wurden die Angestellten des spanischsprachigen Ablegers "Gizmodo en Español" entlassen – anstelle von Artikeln erscheinen dort jetzt automatisch übersetzte Texte. Das geht aus Statements ehemaliger Redakteure und aus Hinweistexten unter den Artikeln hervor. Laut einem Medienbericht wurde das Team per Videocall entlassen, seit vergangenem Dienstag suchen sie nach neuen Stellen. "Eine KI hat mir im wahrsten Sinne des Wortes den Job weggenommen", hat Matías Zavia geschrieben. Neben ihm gab es laut einer Übersichtsseite noch drei weitere Angestellte. Inzwischen machen sich Leser und Leserinnen über die Qualität der automatisch übersetzten Artikel lustig, die offenbar überhaupt nicht kontrolliert werden.

Unter den Artikeln auf "Gizmodo en Español" heißt es derzeit: "Diese Inhalte wurden automatisch aus dem Ausgangsmaterial übersetzt [...] es können Unterschiede auftreten". Außerdem gibt es einen Link zum Original. Teilweise finden sich in den Artikeln noch HTML-Tags, in mindestens einem Beispiel wechselt die Sprache mittendrin von Spanisch zu Englisch. Auf dem Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) machen sich einige auch über die Qualität der Texte selbst lustig: "Sogar Google Translate liefere bessere Ergebnisse ab", heißt es da. Für Heiterkeit sorgen Übersetzungen von Filmtiteln und Superhelden, so wird aus "Iron Man" konsequent "Corazón de Hierro". Übersetzt wird gar die US-Zeitung Hollywood Reporter zu "El reportero de Hollywood".

Gizmodos für die Entlassungen verantwortlicher Mutterkonzern G/O Media hat sich gegenüber US-Medien nicht zu dem Schritt geäußert. Der Schritt passt aber zu Entwicklungen in den vergangenen Monaten. Im Juli hatte der Redaktionsleiter von Gizmodo intern für Frust gesorgt, als auf sein Betreiben hin ein mit Fehlern gespickter Artikel veröffentlicht wurde, der von KI-Chatbots erstellt wurde. Der zuständige stellvertretende Chefredakteur hatte erklärt, erst zehn Minuten im Voraus informiert worden zu sein. Außerdem bezeichnete er den Text öffentlich als "beschämend, nicht publizierbar und respektlos gegenüber den Mitarbeitenden und dem Publikum". "Gizmodo en Español" geht auf die Übernahme einer spanischsprachigen Nachrichtenseite durch Gawker Media im Jahr 2012 zurück.

(mho)