KI macht Indiana Jones 45 Jahre jĂĽnger
Im neuen Indiana Jones spielt Harrison Ford sich selbst – in seiner alten Rolle aus den 1980er-Jahren. Regisseur James Mangold verrät, wie das geht.
- Nico Ernst
"Unglaublich talentiert und beweglich" nennt Regisseur James Mangold seinen Hauptdarsteller Harrison Ford – doch das allein reichte nicht, um den heute 80-jährigen glaubwürdig in die Rolle des 35 Jahre alten Indiana Jones schlüpfen zu lassen. Das war nämlich die Aufgabe für Dreh zu "Indiana Jones und das Rad des Schicksals". Wer partout nichts über den Film erfahren will, bevor am 29. Juni 2023 in die deutschen Kinos kommt, sollte den folgenden Absatz überspringen, danach geht es ohne Spoiler weiter.
Der fünfte, und nach bisherige Aussage aller Beteiligten, definitiv letzte Teil der Filmreihe, beginnt mit einer rund 25 Minuten langen Actionsequenz, welche die Ereignisse des ersten Teils "Jäger des verlorenen Schatzes" aufnimmt. Wie auch aus dem ersten Trailer zum neuen Film hervorgeht, möchte Indiana Jones einige seiner Fehler bei der Jagd nach der Bundeslade korrigieren. Die Eröffnung spielt 1944, also rund acht Jahre nach dem Zeitraum, den der erste Film behandelt. Der Rest des neuen Films ist dann 1969 angesiedelt, womit Ford also die Entwicklung seiner Filmfigur über 25 Jahre hinweg auch bildlich darstellen muss.
Disney-Technik FRAN verjĂĽngt Ford
Um Indiana Jones über mehrere Jahrzehnte hinweg zu zeigen, griff das Team zu einer Kombination aus echtem Schauspiel, Motion Capturing und KI-Animationen von Fords Gesicht. Das erzählte James Mangold der Zeitschrift Total Film. Wenn Ford seine Szenen im Zeitraum des ersten Films spielte, hatte er einige der typischen Markierungen für Motion Capturing im Gesicht.
Dies erleichterte dem "Face Re-Aging Network" (FRAN) das spätere Rendern des jüngeren Indy. Die Technik stammt von Disney Research. Da Lucasfilm 2012 von Disney gekauft wurde, lag die Verwendung der hausinternen Technik wohl nahe. Im Unterschied zu vielen anderen digitalen Verfahren beim Filmemachen kann FRAN nicht nur in der Post Production eingesetzt werden, sondern auch während des Drehs. Mangold sagt, er habe zwei Tage nach den Aufnahmen mit Ford die bearbeiteten Versionen kontrollieren können.
Trailer mit jungem Indy
Im Trailer zum Film wird der verjüngte Ford immer nur sekundenkurz gezeigt, Screenshots daraus – wie auch das Titelbild dieses Artikels – leiden unter der typischen Bewegungsunschärfe und Kompressionsartefakten. Ein endgültiges Urteil darüber, wie natürlich die digitale Ford wirkt, lässt sich so kaum fällen. Die Voraussetzungen sind jedoch gut: Die KI wurde mit alten Aufnahmen, auch unverwandtem Material, aus den früheren Indiana-Jones-Filmen gefüttert, und zwar in verschiedenen Blickwinkeln und Beleuchtungen. James Mangold zufolge standen Hunderte von Stunden an realen Aufnahmen von Ford zur Verfügung.
Einen Schritt weiter als Ford, der sich im aktuellen Film immerhin noch selbst spielt, gehen derzeit einige andere Hollywoodstars. Sie lassen einen digitalen Zwilling von sich erstellen, der dann als virtueller Schauspieler gegen entsprechendes Honorar verwendet werden kann. Einer der ersten bekannten Namen ist Bruce Willis, der 2022 seine Schauspielkarriere beendete, nachdem bei ihm eine nicht behandelbare Demenzerkrankung festgestellt wurde.
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