KI und Apple Watch sollen deutsche Ärzte unterstützen

Für digitalisierte Medizin warben Redner der GMDS-Jahrestagung. KI könne Kosten und Sterberaten senken. Die digitale Patientenakte ist Thema für alle.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 33 Kommentare lesen
KI und Apple Watch sollen deutsche Ärzte unterstützen

(Bild: Billion Photos/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

In der Digitalisierung der Medizin müsse Deutschland aufholen, sei es bei künstlicher Intelligenz, die medizinische Entscheidungen fällt, oder bei der Einführung der elektronischen Patientenakte. Darauf hat am Montag Professorin Britta Böckmann als Kongresspräsidentin der 64. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS) hingewiesen. In der Schweiz gebe es heute Telemedizinzentren und in Dänemark die digitale Patientenakte. Die Tagungsleitung brach eine Lanze für die Digitalisierung der Medizin.

"Es gibt Bereiche, in denen KI-Systeme dem verantwortlichen Arzt sehr gute Hinweise liefern kann, beispielsweise beim Hautkrebs-Screening", unterstreicht GMDS-Präsident Professor Andreas Stang. Wichtig sei es nun, eine klare Evaluation einzufordern, um herauszufinden, mit welchen dieser neuen Systeme es tatsächlich gelingt, Leben zu retten.

"Derzeit werden wir von KI überrollt", sagt auch der Onkologe Professor Michael Hallek in seiner Dortmunder Keynote. So stehen nach seiner Ansicht insbesondere in der Radiologie die KI-gestützte Erkennung von Tumoren, aber auch die automatisierte Altersbestimmung von Jugendlichen anhand von Knochenaufnahmen kurz vor dem praktischen Einsatz. KI-Unterstützung sei bald auch in der Pathologie bei der Klassifizierung von Zellproben zu erwarten und ebenso in der Dermatologie bei der Entdeckung von Hautkrebs.

Hallek mahnte allerdings auch eine klare Strategie für die Medizin von morgen an. "Die Apple Watch ist heute durchaus in der Lage, Vorhofflimmern zu erkennen. Aber was wollen wir mit derart neuen Möglichkeiten anfangen?" Hallek vermisst auch eine öffentlich geführte ethische Diskussion.

Auch die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen Maria Klein-Schmeink vermisst eine klare Strategie, trotz eines hohen Gesetzgebungsdrucks. "Bis zum Jahresende kommen noch 16 Gesetzesvorlagen auf uns zu und 16 Initiativen hatten wir bereits in dieser Legislaturperiode." Sie warnt: "Eine Smartphone-fähige Patientenakte nützt uns nichts, wenn keine Daten darin abgelegt sind." Dieses Thema dürfe nicht den Akteuren aus Krankenkassen und Kliniken überlassen werden, es müssten insbesondere auch die Ärzte und die Patienten mit ins Boot geholt werden.

Diese Sichtweise unterstützt Böckmann ausdrücklich. Sie kennt Deutsche in Dänemark, die sich längst an den freien Zugang zu ihrer Patientenakte gewöhnt haben und sich eine Situation wie in Deutschland nicht mehr vorstellen können. Böckmann warnt aber auch: "In der Bevölkerung haben wir mit der Patientenakte nur einen Wurf. Wenn der nicht sitzt, droht uns ein Rohrkrepierer." (agr)